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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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Arbeit?«, startete ihre Mutter einen Versuch.
    Franzi schüttelte den Kopf. »Möchtest du auch?«, lenkte sie ab.
    Regine nickte. »Gern.«
    Franzi stellte die beiden Gläser auf den bereits gedeckten Küchentisch und setzte sich wieder. Ihr Fuß wippte auf und ab.
    »Kind, du machst mich wahnsinnig. Ich kann nicht hellsehen.« Regine wendete den Pfannkuchen. »Meike?«
    »Meike und mir geht es gut. Aber –« Franzi brach ab und stieß hörbar die Luft aus.
    Regine ließ den Pfannkuchen auf einen Teller gleiten. Sie stellte ihn vor Franzi ab und nahm dann ihr gegenüber Platz. »Aber?« Ihre Augen waren unverwandt auf Franzi gerichtet.
    »Aber sie steht nicht zu mir.« Franzi schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, so dass ihr Glas wackelte.
    »Das musst du mir genauer erklären«, erwiderte Regine in ruhigem Tonfall.
    Manchmal brachte die ewige Ruhe ihrer Mutter Franzi um den Verstand. Statt einfach nur Mitgefühl zu bekunden und ihr zuzusprechen, wollte sie erst alles genau wissen.
    »Sonst kann ich mir keine Meinung bilden. Und das willst du doch, oder?«, fügte Regine hinzu, als hätte sie Franzis Gedanken gelesen.
    »Hm, ja«, grummelte Franzi.
    »Siehst du. Also, erzähl. Was ist passiert?«
    »Immer, wenn wir nicht in unseren sicheren vier Wänden sind, darf ich sie nicht anfassen«, begann Franzi. »Von Küssen ganz abgesehen. Sie lässt alle glauben, wir wären einfach nur gute Freundinnen. Mehr nicht.« Franzi malträtierte mit ihrer Gabel den Pfannkuchen. »Meike hat noch niemandem von unserer Beziehung erzählt.« Die Gabel quietschte auf dem Teller.
    »Dein Essen und mein Teller können nichts dafür«, versuchte Regine ihr Geschirr zu retten.
    »Als würden ich und meine Gefühle gar nicht existieren.« Franzi knallte ihre Gabel auf den Tisch.
    »Aber sie liebt dich doch, oder?«
    Für einen kurzen Moment schloss Franzi die Augen. »Ich weiß es nicht. Manchmal . . . Ich bin mir nicht sicher.« Ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in ihre Handfläche. »Alles, was ich weiß, ist, dass ich sie liebe. Und glaub mir, ich kann mich gut erinnern, wie schwer und anstrengend es sein kann, sich zu outen. Aber . . .« Ihre Stimme war heiser geworden. »Aber ich will doch nur, dass alle wissen, wie glücklich wir sind.«
    »Wie lange seid ihr jetzt ein Paar?«
    Franzi machte ein abschätziges Geräusch. »Ein Paar. Tja . . .«
    »Wie lange?«, wiederholte Regine.
    »Knapp drei Wochen«, murmelte Franzi. »Aber wiedergetroffen haben wir uns schon vor fünf Wochen.«
    »Das ist natürlich auch wirklich eine lange Zeit«, sagte Regine, nicht ohne einen spöttischen Unterton. »Was erwartest du denn? Du hast vermutlich Meikes komplettes Leben auf den Kopf gestellt.«
    Franzi runzelte die Stirn. »Hm. Du hast recht.«
    »Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war sie vorher verheiratet. Mit einem Mann«, fasste Regine noch einmal Meikes Hetero-Vergangenheit zusammen.
    »Eben. Und wer sagt mir, dass ich nicht nur ein Experiment bin? Dass sie nicht nur einmal ausprobieren will, wie es mit einer Frau ist?« Franzi suchte den Blickkontakt zu Regine. »Und wenn sie dann feststellt, wie schwierig es ist, lesbisch zu sein, sucht sie sich einen Mann, um ihr einfaches Hetero-Leben weiterzuführen. Ich werde abgehakt als nette Abwechslung.«
    Regine seufzte und verdrehte die Augen. »Wer sagt dir das?«
    »Meine Erfahrung.« Franzi zögerte. »Und Cori. Die hat diese Erfahrung auch gemacht.«
    »Wenn zwei erfahrene Lesben das so sehen, muss es ja stimmen«, sagte Regine sarkastisch. »Mensch, Franzi. Du musst Meike Zeit geben, sich in dieser neuen Situation zurechtzufinden. Ein paar Wochen sind nichts. Vielleicht muss sie sich erst einmal selbst über ihre Gefühle klarwerden, bevor sie es allen auf die Nase bindet.« Regine schob sich ein Stückchen Pfannkuchen in den Mund.
    »Was heißt denn auf die Nase binden? Ich möchte doch nur ihre Hand halten dürfen oder sie küssen, wenn mir danach ist. Und mich nicht immer umsehen müssen, ob jemand etwas mitbekommen könnte.«
    »Ach, Franzi, setz Meike nicht unter Druck. Gib ihr die Zeit, die sie braucht. Ändern kannst du es sowieso nicht«, riet Regine ihrer Tochter. »Das sagt mir meine Erfahrung.«
    »Mit Isabel wäre das nicht passiert. Sie hat immer zu mir gestanden.« Franzis Finger fuhren den Rand ihres Tellers entlang. »Mit ihr war alles so einfach.« Ihre Augen wurden feucht. Sie wusste, dass sie Meike gegenüber unfair war. Aber in diesem Moment

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