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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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als sie sich jemals hätte vorstellen können, eine andere Frau nach Isabel zu lieben. Das wurde ihr in diesem Moment zum ersten Mal wirklich bewusst. Es war mehr als nur Verliebtsein.
    »Es fällt mir einfach noch schwer«, gestand Franzi. »Aber . . .« Sie suchte Meikes Augen. Täuschte sie sich, oder lag in Meikes Blick ein dunkler Schleier? »Es hat nichts mit dir und meinen Gefühlen für dich zu tun. Das musst du mir glauben. Du bedeutest mir so viel.«
    Meike nickte, sagte aber kein Wort.
    Franzi hatte jetzt noch deutlicher das Gefühl, das Strahlen sei aus Meikes Gesicht gewichen. Von einem Moment auf den anderen war die Stimmung umgeschlagen, als hätten sich die tiefhängenden grauen Wolken auch auf ihre Gemüter gelegt.
    Schweigend liefen sie weiter. Meike hatte die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick starr geradeaus gerichtet. Sie schien Franzi neben sich kaum zu bemerken.
    Franzi steckte die Hände in ihre Jackentaschen, um sie zu wärmen. Sie fixierte den Boden, zählte die Kieselsteine, die sie zur Seite kickte.
    »Wird Isabel immer zwischen uns stehen?«, durchbrach Meike irgendwann die Stille. Sie blieb stehen und sah Franzi an.
    »Isabel steht nicht zwischen uns.«
    »Ach nein? Das sehe ich aber anders«, sagte Meike, jetzt richtig wütend. »Manchmal habe ich das Gefühl, gar nicht an dich ranzukommen.«
    Franzi hielt einen Moment inne. Sie war betroffen. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass Meike so empfinden könnte, aber wenn sie darüber nachdachte . . . »Isabel ist nun einmal ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich kann sie nicht vergessen, aus meinen Gedanken verbannen. Sie . . .« Franzi stockte, nahm einen neuen Anlauf. »Sie . . .«
    ». . . wird immer in deinem Herzen bleiben«, vollendete Meike den Satz mit einem Seufzen. »Ich weiß. Manchmal denke ich, in deinem Herzen ist gar kein Platz mehr für mich. Dabei . . . Du bist mir so wichtig.« Sie blickte Franzi tief in die Augen. Die Wut war aus ihrem Blick verschwunden. »Franzi, ich . . .« Sie brach ab und presste die Lippen aufeinander.
    Franzis Herz schlug schneller.
    »Ach, vergiss es.« Abrupt drehte Meike sich ein wenig von Franzi weg, als sei ihr der plötzliche Gefühlsausbruch peinlich.
    Franzi griff nach Meikes Händen. »Bitte, lass uns nicht wegen Isabel streiten. Ich habe nun einmal eine Vergangenheit. Das kann ich nicht ändern. Genauso wenig wie du. Aber . . . wir haben eine gemeinsame Zukunft.«
    »Ja, das haben wir.« Meike lächelte. Dann wandte sie sich wieder zum Gehen. »Und jetzt komm weiter, sonst kommen wir niemals am Gipfel an.«
    Hatten sie das wirklich – eine gemeinsame Zukunft? Franzi wusste es manchmal nicht. Meike ist eine Heterofrau, die bisher nicht mit allen Konsequenzen zu mir stehen kann, rief sie sich in Erinnerung. Vielleicht würde Meike sogar eines Tages wieder einen Mann finden. Schließlich war es das, was Meike immer gewollt hatte, was sie immer gelebt hatte. Es wäre das Einfachste für sie. Warum sollte das auf einmal anders sein? Am Ende wäre es nur Franzi, die unglücklich zurückbliebe.
    »Wo bleibst du denn?«, riss Meike Franzi aus ihren Überlegungen.
    »Ich komm ja schon.« Franzi hatte Mühe, mit Meikes forschen Schritten mitzuhalten.
    Die nostalgische Dampflok fuhr an ihnen vorbei. Franzi warf ihr einen sehnsüchtigen Blick nach. Ihre Beine fühlten sich schwer an.
    »Wir laufen«, stellte Meike klar, die Franzis Blick bemerkt haben musste.
    Franzi grinste. »Ich hatte auch nichts anderes vor.«
    »Natürlich nicht.« Meike erwiderte das Grinsen. »Aber wenn du möchtest, können wir da vorn eine kleine Pause machen. Von hier hat man eine schöne Aussicht.«
    Franzi lief zu der Aussichtsplattform, auf die Meike gezeigt hatte, und stellte sich an das Holzgeländer. Ihr Blick schweifte über das einzigartige Harzpanorama. Ein zarter weißer Schleier bedeckte die Baumspitzen.
    »Das ist doch toll, oder?« Meike stand so dicht hinter Franzi, dass Franzi ihr Parfüm riechen konnte.
    Für einen winzigen Moment schloss Franzi die Augen und schluckte. Es war eine Qual, Meike nicht zu nah kommen zu dürfen. »Es ist wirklich atemberaubend«, gab sie zu.
    »Verstehst du mich jetzt?« Meike trat neben Franzi und legte ihre Hände ebenfalls auf das Geländer. Ihre Finger berührten sich. Ein Blitz durchfuhr Franzi. Aber viel zu schnell zog Meike ihre Hand zurück.
    Franzi nickte. »Ja, sehr gut sogar.« Sie schob ihre Hand wieder in Meikes Richtung, bis

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