Klassentreffen (German Edition)
sie auf Meikes Hand lag.
»Franzi, nicht . . . Nicht hier in der Öffentlichkeit«, flüsterte Meike.
»Öffentlichkeit? Es ist doch niemand hier.« Franzi senkte die Stimme. »Ich würde dich gern küssen.«
»Aber es könnte jeden Moment jemand kommen.«
»Ja, und? Was könnte denn passieren?« Franzi runzelte die Stirn. Sie wollte Meike doch nicht auf der Stelle verführen. Konnte ein kleiner, zärtlicher Kuss wirklich so schlimm sein?
»Ich kann das einfach nicht.« Mit halb geöffneten Augenlidern sah Meike zu Franzi hinüber. »Noch nicht.« Sie zog ihre Hand endgültig zurück.
»Bin ich dir unangenehm? Peinlich? Ich dachte, wir hätten das geklärt. Nach diesem . . .«, Franzi verzog spöttisch die Mundwinkel, ». . . Vorfall an der Schule.«
»Lass uns nicht schon wieder davon anfangen.« Meike drehte sich um, zurück in Richtung des Wanderweges. »Außerdem sollten wir weiter. Es fängt schon langsam an dunkel zu werden.« Damit war die Diskussion für Meike wieder einmal beendet.
Am frühen Abend waren sie bei Franzi zu Hause angekommen. Erst im Auto hatte Meike Franzi wieder erlaubt, sie zu küssen. Unterwegs hatten sie noch an einer kleinen Pizzeria angehalten, um etwas zu essen.
»Was hältst du von einem Bad, um uns ein wenig aufzuwärmen?«, fragte Franzi, nachdem sie die Wohnungstür hinter ihnen beiden geschlossen hatte. »War doch ganz schön kalt da oben. Immerhin haben wir den ersten Schnee gesehen.«
Meike legte ihre Arme um Franzi und zog sie zu sich. »Das ist eine sehr gute Idee«, stimmte sie zu. Liebevoll küsste sie Franzi.
»Dann kümmere ich mich mal darum, meine Traumfrau zu verwöhnen.« Franzi zwinkerte Meike zu und ging ins Badezimmer, um das Badewasser einzulassen. Sie gab eine großzügige Portion Badezusatz mit Brombeere, Himbeere und Vanille hinzu, der den passenden Namen »Liebeszauber« trug. Genau das Richtige für diesen Abend, befand Franzi.
Wenig später saßen sie sich im heißen Wasser gegenüber. Ein fruchtiger Duft umhüllte sie. Franzis Finger spielten mit dem Schaum. »Das war wirklich ein schöner Tag«, sagte sie.
»Das fand ich auch. Und vor allem war es schön, endlich mal wieder wandern zu gehen.« Meike lächelte.
Gequält verzog Franzi das Gesicht zu einer Grimasse. »Ja, sehr schön.«
Meike pustete etwas Schaum in Franzis Richtung. Ein Klecks landete auf Franzis Nase. »Du hättest ja nicht mitkommen müssen.«
»Aber ich möchte doch meine freien Tage mit dir verbringen. Dafür komme ich auch mit zum Wandern.« Der Dampf vernebelte das Badezimmer, so dass Franzi Meike nur unscharf erkennen konnte. Aber was sie sah, brachte ihr Blut in Wallung. Meike sah zu verführerisch aus.
»Dann beschwer dich jetzt auch nicht«, lachte Meike. Sie rutschte ein wenig tiefer, so dass sie nun bis zum Hals vom Schaum verdeckt war. Das Wasser schlug kleine Wellen.
Jetzt, da Meikes Brüste außer Sicht waren, war Franzi in der Lage, den Tag noch einmal neutral Revue passieren zu lassen. Sie wurde ernst. »Meike . . . wir müssen noch einmal reden. Es kann so nicht weitergehen.« Sie hielt den Atem an. Ihre Finger verschränkten sich ineinander.
Meikes Augen weiteten sich überrascht. »Was meinst du?«
»Ich meine, dass du mich in der Öffentlichkeit ständig abweist. Dass ich deine Hand nicht halten darf, geschweige denn dich küssen.« Franzi biss sich auf die Unterlippe. Es fiel ihr schwer weiterzusprechen, weil sie wusste, wie unangenehm Meike dieses Thema war. Aber es musste sein, wenn ihr Glück von Dauer sein sollte. »Ich möchte keine geheime Beziehung führen. Ich möchte jedem mein großes Glück mitteilen, jedem sagen, was für eine tolle Frau ich gefunden habe.«
Meike strich über Franzis Bein. »Ich möchte diese Geheimnistuerei ja auch nicht. Nicht auf Dauer. Aber im Moment . . .«
»Wie lange soll denn dieser Moment noch anhalten?«
»Ach, Franzi, müssen wir ständig darüber streiten?«
Franzi schüttelte den Kopf. »Am liebsten würde ich gar nicht mit dir streiten. Aber . . .« Sie musste sich eingestehen, dass sie sich über Meikes Gefühle doch nicht absolut sicher war. Liebte Meike sie? Konnte Meike überhaupt eine Frau wirklich lieben? Und würde sie den Mut finden, allen davon zu erzählen? Wenn nicht jetzt, dann wenigstens irgendwann?
»Kein Aber.« Meike fuhr mit den Fingern durch Franzis Kniekehle. Das Thema schien damit für sie erledigt zu sein.
Und ob Franzi wollte oder nicht – sofort kroch eine
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