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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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auszumachen. Er blieb bei allem immer absolut phlegmatisch. Aber diesmal nicht. – Du hast gesagt, dir gefällt das Hotel, Terry. Ich hab mich hier eingewöhnt, quengelt er und fängt an zu gähnen.
    – Vergiss das, Vilhelm, meint Terry, der ne gute Gelegenheit nie verstreichen lässt. – Kommt schon, packen wir zusammen und dann raus aus dieser Bude.
    – Ich muss aufs Geld achten, Billy, bettelt Gally und sieht ihn mit großen Hundeaugen an.
    – Okay, gehn wir, lenkt er ein und steht vom Bett auf. Der arme Billy sieht total geschafft aus. Diese Programmänderung scheint ihn echt aus den Socken gehauen zu haben. Als wir (mal wieder) unsere Klamotten packen, zieht er mich zur Seite. – Wir müssen mit Lawson ein Wörtchen reden, dass er sich in der Bude von dem Jungen bloß anständig benimmt. Wär mir peinlich, wenn wir den Idiot jedes Mal nachm Tafelsilber durchsuchen müssten, wenn wir das Haus verlassen.
    Da hatte ich auch schon drüber nachgedacht. – Er wird den Jungen ja wohl kaum so verarschen und seine Gastfreundschaft missbrauchen, überleg ich misstrauisch, – aber du hast Recht, wir müssen die Situation im Auge behalten.
    Die Fotzen vom Hotel warn überhaupt nicht begeistert, als wir ihnen erzählten, dass wir ne Woche früher auschecken. – Sie haben für zwei Wochen gebucht, meint der Manager. – Zwei Wochen, wiederholt er und hält zwei Finger hoch.
    – Aye, aber unsere Pläne ham sich geändert. Man muss flexibel sein, Kumpel, zwinkert Terry und hängt sich den Rucksack über die Schulter. – Das sollte euch Fotzen ne Lehre sein, deswegen habt ihr auch im Krieg abgekackt. Manchmal muss man seinen Plan ändern, Vorteil aus ner neuen Lage ziehen, wenn sie sich ergibt. Alle Eventualitäten einkalkulieren, klar?
    Der Hoteldirektor findet das gar nicht komisch. Es ist ein großer, fetter, rotgesichtiger Kerl mit grauem, zurückgeklatschtem Haar und Brille. Er hat ein schickes Jackett mit Krawatte an. Sieht eher wie einer von meinem Alten seinen Kumpels aus dem Gorgie- BMC – Club als wie ein Municher aus. – Aber wie soll ich so kurzfristig jemanden für die Zimmer finden? jammert er uns vor.
    Terry schüttelt unwillig und verärgert den Kopf. – Ihr Problem, Kumpel. Ich weiß doch nicht, wie man ein Hotel führt. Das ist Ihr Job. Fragen Sie mich, wie man Mineralwasser mit nem Lieferwagen verkauft, dann kann ich Ihnen weiterhelfen. Hotellerie: nicht mein Bier, erklärt er dem Knaben. Man muss Lawson schon bewundern, wie er dasteht und so tut, als müsste der Direktor eines deutschen Hotels automatisch die Biographie von nem schottischen Sozialfall kennen.
    Wie auch immer, da kann die Fotze sich aufspielen wie er will, er hat die Arschkarte, und wir sind weg, die Straße runter.
    Nachdem wir ne Weile durch die Stadt gelaufen sind, gehn wir nochmal auf dem Fleischmarkt ein Bier trinken. Während wir für Bier und Brezel anstanden, schossen Terrys Augen hin und her, Gallys auch, und checkten die Mädchen ab. Die meisten sind Büroangestellte, aber es sind auch ein paar Touristinnen dabei. – Lecker, meint Terry und dann, – die Fotze vorhin im Hotel war ja vielleicht gut. Hotellerie! Für wen hält der mich? Apropos, unsere Yvonne hat so was mal in Telford gemacht, überlegt er. Dann fragt er Birrell: – Geht dein Bruder Rab nich aufs College?
    – Aye. Aber ich weiß nich, was er da macht. Billy nimmt die Getränke an und hat für sich selbst ne Maß Bier bestellt. Ich weise mit dem Kopf drauf, weil ich an den Kampf denke. – Lass langsam angehen, Billy.
    – Im Urlaub darf ich mir zwischendurch mal n Bier erlauben, meint er. Ich glaub, er ist n bisschen sauer, weil sein Laufprogramm durch die voll gepissten Joggingsachen durcheinander gebracht worden ist.
    – So ist es richtig, hau weg die Scheiße, prostet ihm Terry zu, und sie stoßen knallend mit ihren Krügen an. – Birrell gleich Business!
    Ich muss an Terrys Schwester Yvonne denken. Sie hat mit Billy und mit Gally gebumst. Aber nicht mit mir. Ich schätze, ich hab mich deswegen schon immer ein bisschen vernachlässigt gefühlt, betrogen gewissermaßen, als wär ich um was gebracht worden, was mir rechtmäßig zusteht. Aber das ist ungerecht Yvonne gegenüber, aus mir spricht nur meine Rivalität mit Mr. Lawson. Vielleicht lad ich Yvonne in den Club ein, wenn wir wieder zu Haus sind, und versuch sie rumzukriegen, bloß um dann Lawsons Fresse zu sehen! Egal, es ist nicht nur Birrell, der jetzt Business meint, als wir instinktiv nen

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