Klebstoff
auch fertig machen, das ganze Joggen und im Urlaub immer aufpassen zu müssen, was ich esse und trinke und so, sage ich.
Billy schüttelt den Kopf. – Das ist es nich, Carl. Normalerweise trainier ich gern. Es ist bloß, die letzte Woche war total die Härte, schon bevor wir herkamen. Ich fühl mich einfach die ganze Zeit wie erschlagen. So kenn ich mich gar nich, sagt er kläglich. – Ehrlich die Härte, und die ganze Sauferei hat auch nich grad geholfen.
– Was meinst du mit »wie erschlagen«, krank oder wie?
– Ich fühl mich nich wohl … innerlich. So als hätt ich mir nen Virus gefangen oder so was. Total schlapp. Gally mischt sich ein. – Was meinste mit Virus? Woher zum Teufel sollst du n Virus haben? Billy guckt ihn an. – Keine Ahnung. Ich fühl mich einfach total kaputt. Echt krass.
Gally nickt bedächtig, als bemühte er sich, das zu verstehen, und lacht dann kurz in sich rein. – Ich hol die nächste Runde. Noch mal nen Orangensaft, Billy?
– Nur n Wasser.
Eine Weile herrschte Schweigen, aber kein betretenes, es war uns ganz angenehm. Terry lehnte sich ganz cool zurück, aber mit so einem selbstgefälligen Gebaren. – In Ordnung, Lawson, du hast gewonnen. Wie steht’s mit dir, wie bist du letzte Nacht klargekommen? Mir fällt sein Bierbauch auf, der unter seinem roten T-Shirt raus und über seine blauen Shorts quillt. Dann guck ich mir Billys Waschbrettbauch an. Es scheint gar nicht so lang her zu sein, dass ihre Bäuche noch gleich ausgesehen haben. Damals, sechsundachtzig in Blackpool.
Terry fährt sich schwungvoll durch seine Lockenmähne. – Alles paletti! Ich treff sie nachher wieder, sagt er, aber seine Stimme hat am Schluss einen zweifelnden Unterton.
– Das klingt aber gar nich so begeistert, sagt Gally, der spürt, dass da was nicht stimmt.
– Na ja, das Problem ist, mein Schwanz juckt n bisschen. Hab mir keinen Kopf um n Kondom gemacht, naja, die gibt’s hier ja nich in der Drogerie.
Ich sehe die Gelegenheit, ihn zu verarschen. – Typische Bastion des Katholizismus, sag ich. Einer der großen Mythen in Bezug auf Schottland ist ja, da stünden sich Protestanten und Katholiken gegenüber. In Wahrheit stehen sich da Anti-Katholiken und Katholiken gegenüber. Die meisten Anti-Katholiken waren, abgesehn von Hochzeiten und Beerdigungen, noch nie in der Kirche. Nee, an diesen Protestanten-und Katholiken-Scheiß hab ich nie geglaubt, das ist alles Quatsch, aber diese Scheißpapisten soll ten wirklich langsam auch das zwanzigste Jahrhundert einläuten, das muss echt mal gesagt werden. Außerdem ist es gut, die Hibs-Wichser gelegentlich aufzuscheuchen, auch wenn keiner der Anwesenden hier richtig katholisch ist. Ich glaub, Birrell ist so wie ich ein halber Katholik, aber ich bin nicht sicher.
– Ich hab mich schon gefragt, wann du den ersten Konfessionskriegsscheiß des Tages rauslässt … aber es ist schon zehn Uhr, nicht schlecht für deine Verhältnisse, meint Billy zu mir. Er hat sich in der Sonne geaalt, aber jetzt richtet er sich auf und gibt mir nen Klaps auf den Hinterkopf, was mehr wehtut, als ich mir anmerken lasse. Die Fotze hat kräftige Hände, und mir ist ganz schwindelig. Arschloch. Ich lass den Blick über den Garten schweifen und atme tief durch. Aye, ich glaub, Billys Ma ist katholisch, so wie meine.
– Allerdings hat es schon vor der letzten Nacht n bisschen gejuckt, sagt Terry und kommt zum Thema zurück. Ich bin ganz froh drüber, denn ich hab keine Lust, mich drüber zu streiten, wer die meisten Anhänger hat (heute wir, früher sie), wer den härtesten Mob hat (heute sie, früher wir) und wo es mehr Penner, Yuppies, Heuchler, Pubs, Nutten, Raver, AIDS , Schulen, Geschäfte oder Krankenhäuser gibt, in Leith oder Gorgie. Scheiß drauf. Schließlich sind wir im Urlaub.
Gallys Miene hat sich aufgehellt. Ich kenn diesen boshaften, teuflischen Gesichtsausdruck, und ich hab Recht. – Das Problem ist allerdings, dass du ne ziemlich lange Vorhaut hast, Kumpel, sagt er zu Juice Terry.
– Hä? Terry ist baff. Billy kichert, und ich auch und so, obwohl ich mir immer noch den Kopf reibe.
Unser Mr. Galloway macht jetzt große Unschuldsaugen. – Ich sag bloß, dass du ne ziemlich lange Vorhaut hast und es darum schwieriger sein muss, ihn sauber zu halten, unter der Eichel und so, erklärt er beiläufig. Ich und Billy grinsen uns an, denn Juice Terry wird langsam sauer.
Er zeigt auf Gally. – Was zum Teufel willste damit sagen?
– Tja, haste doch, oder?
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