Klebstoff
große, schwarze Satellitenschüsseln. Ich hab ne leichte Paranoia, eins der Brook-Mädchen könnte Terry die Geschichte erzählt haben, und komm deshalb zu dem Entschluss, dass Aufrichtigkeit hier die beste Politik ist. – Nee, sie sind mal mit zu mir gekommen, alle beide, irgendwann abends nach dem Fluid.
Aye, die Braut hat in der Nacht bestimmt einiges an Flüssigkeit auf dir hinterlassen, meint Gally.
Terrys Lächeln ist wie ein Hochofen. – Tja, eins zu null für mich, denn ich hab welche in ihr verspritzt, sagt er zu mir.
Das Blöde ist, man weiß, dass das kein Gerede ist. Dieses fette Arschloch. Wie der das hinkriegt, raff ich einfach nicht. Er hat fast zehn Kilo Übergewicht, seine Klamotten und seine Frisur sind seit zehn, nee, fünfzehn Jahren out. Der Rod Stewart des Acid House.
– Erzähl keinen vom Pferd, Lawson, schnaubt Gally verächtlich. – Dem seinen Scheiß kannste doch vergessen. Terry guckt ihn an, als wollte er sagen, aye, wir wissen ja, in welchem Zustand du in der Nacht warst, aber bevor ich was sagen kann, redet Gally schon weiter. – Komm schon, Ewart, was war da mit den beiden Brooks?
– Na ja, mein ich, wir waren bei mir zu Haus; total auf Pille, nur wir drei. Du weißt, wie das ist, wir tanzten und umarmten und küssten uns und verbreiteten die großen Scheiß-Love-Vibes. Dann waren wir n bisschen kaputt und fingen an, auf der Couch wegzunicken. Also schlug ich vor, dass wir alle in mein großes Bett gehn und uns hinhauen. Das Problem war, das ganze E hatte mich in ne verdammte Lesbe verwandelt, ich dachte nicht mal ans Reinstecken, ich wollte nur so ne Art sinnliches Aneinanderrubbeln. Karen war dafür, sie war so ›das wär ja wu-hun-derbaar‹ drauf, aber Lesley wollte nichts davon wissen. Ich zieh mich doch nicht aus und geh mit meiner Schwester ins Bett, sagte sie. Also sag ich, komm schon, Les, ich mein, ihr beiden habt euch doch neun Monate lang denselben Mutterleib geteilt. Stell dir das Bett doch einfach als großen Mutterleib vor. Da meint sie, das ist es nicht, was mich stört; das Problem ist, dass ich mir dich mit uns da drin vorstelle, und dich stell ich mir als die große Plazenta im Mutterleib vor.
Gallys Blick wandert langsam zu Terry, und dabei bricht die Fotze in so n keuchhustenartig pfeifendes Lachen aus. Terry fängt ebenfalls an zu lachen, Birrell genauso. – Plazenta Ewart, gluckst Gally, wird dann ganz ernst und zeigt auf mich, – der Spitzname könnte hängen bleiben.
– DJ Plazenta, hört sich super an, lacht Terry.
Wir gehen zur S-Bahn und beschließen, mal in die andere Richtung zu fahren, weiter raus, und in ner Kneipe am Starnberger See ein Bier zu trinken.
Der See ist ganz schön unruhig für so nen windstillen, sonnigen Tag. Ich überlege, wie in einem Binnengewässer solche Bewegung sein kann. Kommt das von den Booten oder fließen vielleicht unterirdische Ströme rein? Beinah hätte ich das zum Thema gemacht, aber ich bin zu träge, um den Gedanken weiter zu verfolgen, und genieße das Geräusch, das die kleinen Wellen an der Uferbefestigung der Strandpromenade ein paar Schritte von unserm Tisch entfernt machen. Es ist ein angenehmer, sogar stimulierender Klang, der mich an nackte Körper (genau gesagt, an meinen und den eines willigen Mädchens, oder auch zwei, vielleicht den beiden Brook-Zwillingen) denken lässt, die in einem riesigen Himmelbett gegeneinander klatschen. Es ist schon zu lange her. Zehn verdammte Tage. Ein kleiner Hund schnüffelt rum und erinnert mich an Gallys alten Hund Cropley. Ich fühl mich so spitz wie Cropley jeden Sommer, bevor sie die arme Fotze kastriert haben.
Terry betrachtet den Hund, der ihn neugierig anstarrt. – Hallo, mein Junge, sagt er, – man könnte meinen, er versteht, was ich sag.
– Vielleicht steht er auf dich. Wär ja bestimmt nich der erste, den du fickst, sagt Gally.
Während Terry eine Grimasse schneidet, sagt Billy: – Gally, weißte noch, dieser Kumpel von dir, auch meinem Bruder sein Kumpel, dieser stinkvornehme Typ, der Tierarzt wird?
– Aye, Gareth, meint Gally.
– Aye, er ist auf diesen ganzen versnobten Schulen gewesen, aber er ist Hibs-Fan und n tougher Typ, erklärt mir Terry.
– Wie auch immer, erklärt Birrell, – Rab laberte rum, Hunde würden verstehn, was man sagt, und darauf meint dieser Gareth: Du solltest unsere vierbeinigen Freunde nich anthropomorphisieren, Robert, damit entwürdigst du nur die Angehörigen beider Spezies.
– Typisch Gareth, lacht
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