Klebstoff
die Gruppe aus Edinburgh?
– Ganz genau, Kumpel, meint Gally, – für unsere Freunde auch die Young Mental Amsterdam Shotgun Squad.
Dieser Horst zupft sich am Bart. – Amsterdam ist nicht gut, wir warten auf die Leute aus Edinburgh.
– Der zieht dich nur auf, Kumpel, wir sind durch und durch Hauptstädter, erklärt Terry. – Drei Hibees und n Jambo. Keine traurigen Clowns aus Glasgow hier, die bloß so tun als ob.
Horst blickt uns der Reihe nach an, dann in seine Unterlagen und dann wieder uns. – Schön. Wir waren informiert worden, dass sich der Flug verspätet. Wie gut, dass ihr so schnell vom Flughafen hergefunden habt. Wer von euch ist der Squash-Champion Murdo Campbell-Lewis aus Barnton?
– Äh, er da, Terry zeigt auf Billy, weil der am sportlichsten aussieht. Horst holt ein Delegiertenabzeichen raus und gibt es Birrell, der es sich verlegen ansteckt.
Dann sieht Horst Hedra an, die ihn kaltblütig mustert. Schon in Ordnung, das Mädchen. – Wo sind die übrigen Mädchen? Gally zupft sich am Ohrring. – Gute Frage, Kumpel. Besonders erfolgreich waren wir beim Aufreißen bisher nich. Billy mischt sich ein, um unser Gelächter zu unterbinden.
– Die kommen später.
Wir werden in so ne Halle mit riesigen Kronleuchtern unter der Decke geschoben, in der bereits haufenweise Delegierte trinkend und essend an den Tischen sitzen und von Kellnerinnen und Kellnern bedient werden. Horst gibt uns Ausweise, und Gally schnappt sich einen und sagt: – Das bin ich, Christian Knox, Jugend-forscht-Gewinner vom Stewart’s-Melville-College.
– Wer ist Robert Jones, der Violinist … von der CFS … Craigmillar Festival Society … fragt Horst.
– Der Alibi-Proll, flüstert Terry mir zu. Den nehm ich. – Das bin ich, Kumpel, und es heißt CSF , nicht CFS .
Dieser Horst guckt mich verblüfft an und reicht mir mein Abzeichen. Ich hefte es mir an den Kragen meiner Wildlederjacke.
Wir setzen uns hin und hauen rein. Es gibt unheimlich viel Wein, und unser kleiner Gally ist etwas pikiert, als ihn eine der Kellnerinnen fragt, ob er denn schon alt genug dafür wär. – Ich hab ne Tochter in Ihrem Alter, sagt er verächtlich. Ich mach leise:
– Ohhhhh!, was ihm auf die Eier geht. Der Fraß ist ausgezeichnet; ich nehm zuerst nen Salat aus Meeresfrüchten, dann gebratenes Huhn, Kartoffeln und Gemüse.
Nach ner Weile bemerke ich Tumult und laute Stimmen, und als ich mich umgucke, seh ich so ein altes Bonzenpärchen, und beide kommen mir vage bekannt vor. Die eine ist ne äußerst streitbare alte Vettel, die permanent die Welt mit wütendem Blick nach Dingen abzusuchen scheint, die ihr missfallen. Der Mann ist ein selbstzufriedener, elegant gekleideter Kerl mit nem feisten Gesicht und ner Miene, die ausstrahlt: »Ich leb wie die Made im Speck und möchte, dass das auch jeder mitkriegt.« Bei ihnen sind ne Menge junger Wichser, Jungen und Mädchen, geschniegelt und gestriegelt, mit eifrigen, großen Augen, Augen, die nicht daran gewöhnt sind, die Härten des Lebens um sich herum wahrzunehmen. Sie sehen aus wie die Waschlappen, die man noch aus der Siedlung kennt, die Bekloppten, die für die alten Leute einkaufen gehn. So ähnlich wie Birrell, der boxende Sozialarbeiter.
– Oh-oh … macht Terry, kippt seinen Wein runter, nimmt dann ne volle Flasche aus dem Eiskühler und steckt sie sich unter die Jacke. – Sieht aus, als wär die Party vorbei …
– Das ist diese Stadträtin aus Edinburgh, die blöde, alte Fotze, die sich in der News immer über den Dreck beim Festival aufregt, sagt Birrell und hilft meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Wusste ich doch, dass ich die irgendwoher kenne. – Die hat die Subventionen für unsern Boxclub im Sportausschuss gekippt.
Sie schauen zu uns rüber und sind über den Anblick ihrer Mit-Hauptstadtbürger etwa so begeistert wie man selbst über die Begegnung mit nem verstopften Klo an nem Tag mit schlimmem Kater. Horst kommt mit den zwei Fotzen von der Tür angerannt.
– Ihr dürft gar nicht hier sein! Ihr müsst gehen! brüllt er uns an.
– He, wir ham aber noch gar keinen Nachtisch bekommen! lacht Gally. – Alles klar, Hauptstadt-Kumpel! ruft er mit erhobenem Daumen zur Ratsdelegation rüber. Klar, dass sich der Gesichtsausdruck des selbstgefälligen Knaben verändert hat. Natürlich, jetzt bröckelt die PR – Fassade.
– Raus, oder wir rufen sofort die Polizei! befiehlt Horst.
Tja, so lass ich nicht gern mit mir reden, und es gibt keine Entschuldigung für
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