Klebstoff
Unhöflichkeit gegenüber Fremden, vor allem, wo doch genug Platz und Fressalien für alle von uns da zu sein scheinen, aber diese Fotzen sitzen am längeren Hebel.
– Aye, wie du willst, du Fotze, sag ich. – Kommt, Jungs.
Wir stehen auf, und Gally stopft sich noch nen Mund voll Brot rein, als wir gehen. Terry sieht einen der Türsteher an, fixiert die Fotze mit nem leisen, atemlosen Lachen und reißt dann weit die Augen auf. – Besorg’s mir doch, Fotze, kichert er, schwenkt die Hüften und macht einen Schmollmund. – Wir beide, Fritzy. Vor der Tür, na komm!
Ich packe ihn am Arm und schubse ihn zur Tür, während ich mich über seine Darbietung schlapplache. – Komm schon, Terry, hör auf damit, du bekloppter Hund!
Die deutschen Jungs sehen etwas verwirrt aus, und man merkt, dass sie hier keinen Ärger haben wollen, aber ich hab Angst, sie könnten die Bullen rufen. Das würde der nachtragenden alten Hexe aus dem Stadtrat mehr als gefallen, wenn ein paar Proleten eingelocht würden, andrerseits wär’s schlechte Publicity für die Stadt, wenn das in die Zeitung käme, daher haben wir vielleicht noch etwas Spielraum. Solang jetzt keiner durchdreht, heißt das.
Wir ziehen ab, wobei Terry extra langsam und provozierend geht, als wollte er die deutschen Jungs herausfordern, sich doch noch mit uns anzulegen. Er sieht sich im Saal um und brüllt:
– CCS !
Das ist bloß Show, denn Terry geht überhaupt nicht mehr zum Fußball und schon gar nicht mit dem Mob. Aber die wissen sowieso nicht, was zum Henker er meint, und sie gehen auch nicht auf uns los. Er schaut in die Runde und geht dann zufrieden, dass es keiner mit ihm aufnehmen will, zur Tür.
Als wir rausgehen, sagt die alte Gewitterziege, Stadträtin Morag Bannon-Stewart, wie sie die Fotze nennen: – Ihr seid eine Schande für Edinburgh!
– Komm doch, Hauptstadtmieze, und lutsch mir den Schwanz, schnarrt Gally zu ihrem Schrecken und ihrer Entrüstung, und damit sind wir draußen auf der Straße und hochzufrieden mit uns, aber gleichzeitig auch rechtschaffen empört.
AUF DER WIESN
Es ist geil hier, die langen Reihen von Tischen mit engagierten Trinkern und der Sound der Humtata-Kapellen. Wenn man in dieser Kulisse nicht hacke wird, dann nirgendwo. Und das ist auch gar nicht nur ein Männerding, es sind auch jede Menge Schnitten hier, die es alle wissen wollen. So gefällt mir das Leben, das Hacker-Pschorr-Zelt aufm Oktoberfest, die Maßkrüge gehen bald runter wie nichts, wir ham ne gute Schlagzahl! Ich stand eigentlich nicht mehr so auf Alkohol, aber das hier war einsame Spitze. Zuerst saßen wir zusammen an so großen, hölzernen Tischen, aber nach ner Weile fingen wir an, uns umzusehen. Ich glaub, Birrell lag am meisten dran, ne Runde zu drehen, weil Gally ihm mit der Klauerei echt auf den Senkel gegangen war. – Wart doch mal ab, Birrell, bettelt er, als Billy aufsteht, – n bisschen verfickte Gemeinschaft !
Billy kann ein komischer Kerl sein; ein Supertyp, aber in manchen Dingen etwas puritanisch. Er verzieht sich also und fängt an, sich mit irgendwelchen englischen Jungs zu unterhalten. Terry guckt den Ischen nach, obwohl er ja mit dieser Hedra hier ist. Typisch Terry; ich liebe ihn, aber er ist die totale Fotze. Ich denk oft, wenn er nicht mein Freund wär und ich ihn zum ersten Mal sähe, würd ich die Straßenseite wechseln, falls noch ne andere da wär. Um mir die Beine zu vertreten, schließe ich mich Billy an. Die englischen Jungs scheinen ganz nett zu sein; wir labern jede Menge besoffenen Scheiß mit ihnen: Wir erzählen uns gegenseitig Saufgeschichten, Rave-Geschichten, Fußballrandale-Geschichten, Drogengeschichten, Fickgeschichten, all den üblichen Scheiß, der das Leben lebenswert macht.
Irgendwann klettert so ne fette Kuh, ich glaub, ne Deutsche, auf einen Tisch, zieht ihr Oberteil aus und lässt ihre dicken Quarktaschen durch die Gegend wabbeln. Wir grölen alle, und ich merke, dass ich hackedicht bin, total abgefüllt, die Pauke der Blaskapelle dröhnt in meinem Kopf, und die Becken scheppern mir um die Ohren. Ich steh auf, nur um mir zu beweisen, dass ich das noch kann, und dreh ne Runde durchs Zelt.
Gally kauft mir noch n Riesenbier und labert irgendwas, wir wären Gemeinschaft , aber sein besoffener Scheiß interessiert mich nicht, denn er wird so körperlich anhänglich, wie immer, wenn er blau ist, klammert sich an einen und zerrt an einem rum. Ich schüttle ihn ab und find mich neben diesen Mädchen aus Dorset oder
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