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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Aber so ist Billy eben, echt unser Secret Squirrel.
    – Ich geh keine CD s klauen, sagt Billy und schüttelt angewidert den Kopf, denn er weiß genau, was die kleine Fotze vorhat, als wir in Müllers Plattenladen reingehen.
    So ne fette Frau und ein gelangweiltes junges Mädchen arbeiten in dem Plattenladen. Überall stehen CD s in großen, hölzernen CD – Racks. Gally nimmt eine und zieht so nen Aluminiumstreifen von ihr ab. – Wir müssen bloß die Streifen hier abziehn und sie verstecken, meint er und steckt die CD in seine Tasche.
    Billy ist stinksauer und verlässt ohne uns den Laden.
    – Aye, hau doch ab, Birrell, du ewiger Miesmacher, wir sind ja nicht alle berühmte Sportskanonen mit blütenweißer Weste, sagt Gally, – die verfickte Fotze von Brandstifter.
    – Boxender, dreckiger Stenhouse-Prolo-Wichser, sag ich und lache.
    Gally nimmt eine theatralische Pose ein und fängt an, die Titelmelodie von Secret Squirrel zu schmettern. – Wha-hat an-aaaa gent, wha-hat a squirrel …
    Ich falle mit ein, – he’s got the coun-try ih-hin a whirl, what’s his name …
    Dann legen wir uns einen Finger auf den Mund und singen:
    – Sssshh … Secret Squirrel!
    Ich bin kein großer Langfinger, und Gally, na ja, er hat da ein bisschen Erfahrung, aber das ist nichts im Vergleich zu Mr. Terence Lawson und seinem alten Kumpel Alec zu Haus. Die beiden Fotzen sind richtig professionell: Hauseinbrüche, Ladeneinbrüche, das volle Programm. Kurz bevor wir losgefahren sind, mussten Billy und ich noch n Wörtchen mit diesem moralisch verkommenen Saftarsch Terry reden. Wir haben ihm klipp und klar gesagt, dass wir hier Ferien machen wollten und es da kein Klauen gäb. Der Lockenkopf machte einen auf beleidigt und meinte:
    – Ich bin fünfundzwanzig und keine verschissenen fünfzehn. Ich weiß, wie man sich benimmt, ihr Fotzen. Ich weiß, wann es Zeit zum Arbeiten und wann es Zeit zum Auschillen ist.
    Ja, ja, tschuldige, dass wir geboren sind, du Fotze.
    Terry nennt seine Einbrecherei schon immer Arbeit. Ich schätze, das ist es auch für ihn; seit er nicht mehr den Getränkewagen-Job hat, hat er nichts anderes gemacht. Und jetzt, nach meiner schönen Ansprache, bin ich derjenige, der am Klauen ist. Ich glaub, deswegen ist Birrell so angewidert. Aber mit einem hat Gally Recht; die beleidigen hier wirklich deine Intelligenz. Es ist schwierig, hier nicht zu klauen. Man muss schon verrückt sein, sich so eine Gelegenheit entgehen zu lassen. Außerdem besteht auch wirklich Bedarf: Viele von meinen alten LP s sind mittlerweile kaputtgespielt.
    Ich also raus und in den Laden nebenan, wo ich mir ne Plastiktüte besorge mit ner Flasche Wasser drin, um Gewicht drin zu haben. Wieder im Plattenladen fang ich an, systematisch die Streifen von den CD s zu reißen, bevor ich dann zurückkomme und sie in die Plastiktasche stopfe. Die Frauen hinter der Ladentheke können die CD – Regale nicht einsehen. Kameras oder so was gibt’s nicht. Es ist scheißeinfach: Man muss einfach klauen. Gally macht’s allerdings anders als ich; für die Fotze zählt eher der Wiederverkaufswert als der eigene Geschmack. Er verfährt nach dem Juice-Terry-Prinzip und sackt erbarmungslos die derzeit aktuellen Top-Alben ein. Er sucht Sachen aus, die sich im Silver Wing, Gauntlet, Dodger oder im Busy Bee verkaufen werden. Es macht einen echt krank, was die Fotze einsackt, Now That’s What I Call Music Volume 10, 11, 12 und 13 , Phil Collins ( But Se riously ), Gloria Estefan ( Cuts Both Ways ), Tina Turner ( Foreign Affair ), Simply Red ( A New Flame ), Kathryn Joyner ( Sincere Love ), Jason Donovan ( Ten Good Reasons ), Eurythmics ( We Too Are One ) und jede Menge Pavarotti nach der WM , nur so Scheiß, mit dem man nicht mal tot gesehen werden möchte, da vergeht mir echt alles. Der Arsch hält sie mir auch noch jedes Mal ganz selbstzufrieden unter die Nase, mit großen Augen, die wie Scheinwerfer unter seiner Baseballcap hervorstrahlen. Ich begreif nich, wie es einer toll finden kann, Platten zu klauen, die er sich nie anhören wird.
    Ich bin mehr am Backlisting interessiert. So nennt man das, wenn du deine alten Platten durch CD s ersetzt. Wenn man mal drüber nachdenkt, ist es ne Gaunerei, einen dazu zu bringen, von Vinyl auf CD umzusteigen, sie sollten einem die komplette Plattensammlung durch CD s ersetzen, wenn man nen CD – Player kauft. Ich backliste das meiste von den Beatles, Stones, Zeppelin, Bowie und Pink Floyd. Es sind bloß diese alten

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