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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Gally.
    Ich kenn diesen Typ nicht, ich kenn ihn nur vom Hörensagen, aber ich sag nichts dazu. Mir liegt auf der Zunge, dass das für nen Hibby ein verflucht großes Wort ist, aber ich bleib stumm. Ich hab da schlechte Karten; Plazenta Ewart. Ich warte bloß drauf, dass das wieder aufs Tapet kommt.
    Terry schwärmt jetzt von dieser Perle. Sie ist Deutsche, studiert Spanisch und Italienisch an der Uni München, aber anscheinend ist auch ihr Englisch so scharf wie der erste Schiss nach nem Chicken Vindaloo. Wir sind alle schwer neidisch, und wahrscheinlich rührt daher auch Gallys Zeug über Terrys Schwanz. Aber die Fotze hat tatsächlich ne lange Vorhaut: Feststellung einer einfachen Tatsache. Lange Vorhaut oder nicht, wir lassen den Sack abziehen und verabreden uns für später mit ihm im Hacker-Pschorr-Zelt auf der Festwiese. Wir kichern uns eins, als er weggeht und der Wind, der vom See kommt, seine lockigen Haare durcheinanderwirbelt.
    Er lässt sich von uns nicht verarschen, dreht sich spöttisch lächelnd um und macht das V-Zeichen.
FETTE BEUTE
    Ein paar Bierchen später gehn wir durch die Unterführung an der örtlichen S-Bahn-Station Richtung Stadt. Am Ausgang des Tunnels hat sich ne Gruppe junger Mädchen, eigentlich noch Kinder, versammelt. Für die muss an nem Ort wie dem hier ja echt nichts los sein: ne Stadt, in der alte Säcke und reiche Pendler den Ton angeben.
    – Ey, n paar kleine Torten unterwegs heute, meint Gally. Der muss es ja echt nötig haben und so. – Kleinkinder, sag ich nicht sehr überzeugend.
    – Scheiß drauf, na und, meint er und schon ist er bei ihnen.
    – Enchiligung bitte, mein Deutsch is neit so gooed. Sprekt ze Engels?
    Sie fangen an zu kichern und halten sich die Hand vor den Mund. Es sind wirklich noch Kinder. Ich fühl mich langsam etwas unbehaglich und weiß, dass es Billy auch so geht.
    – Wo ist der CD – Laden? lächelt Gally. Er ist ein ziemlich hübscher kleiner Kerl mit seinen großen Augen und Zähnen, und wenn er relaxt ist, hat er dieses träge Lächeln. Seine Augen haben ne seltsame Beschaffenheit, die bei manchen Mädchen voll ins Schwarze trifft. Gally und Terry haben immer massig Weiber, weil die Fotzen nen gewissen Charme und Selbstbewusstsein haben. Darauf stehen die Weiber. Zu Haus sind sie oft zusammen auf Tour, auch wenn sie sich gegenseitig immer aufziehen und sich manchmal auf die Nerven gehen. Daher wusste ich nicht, was er jetzt von diesen kleinen Mädchen wollte.
    – Da ist ein Laden, der welche verkauft, sagte ein aufmerksames, ernst guckendes kleines Mädchen und zeigte rüber auf die andere Straßenseite.
    Ich muss Gally förmlich von den kleinen Mädchen wegzerren.
    – Beherrsch dich, Gally. Deine Kleine ist bald in dem Alter. Möchtest du, dass sie von fünfundzwanzigjährigen Typen angequatscht wird, wenn sie so alt ist?
    – Ich hab doch bloß Spaß gemacht … sagt er.
    Es liegt mir schon auf der Zunge, dass der Perversentrakt in Saughton voll von Fotzen ist, die das gesagt haben, aber das wär nicht korrekt, selbst als Witz nicht, denn Gally ist vernünftig, er macht nur Spaß, vielleicht bin ich da auch überempfindlich. Aber Kinderficker bleibt Kinderficker: ob in Deutschland oder Schottland, das spielt keine Rolle. Und ich seh, dass Billy Gally zweifelnd ansieht. Ich weiß nicht, was mit dem Kleinen in letzter Zeit los ist. Terry sagt, er hätte mit ziemlichen Wichsern wie Larry Wylie und Konsorten rumgehangen. Vielleicht übertreibt Terry ja auch. Gally hat sich vor ner Weile mit ein paar ganz üblen Typen abgegeben, aber das hat er wieder sein gelassen.
    Billy ist irgendwie ne unbekannte Größe, was Mädchen anbelangt. Sie mögen ihn, weil er fit und immer gut angezogen ist. Das Problem bei Billy ist, man kann sich ihn nie dabei vorstellen, wie er ne Perle aufreißt, überhaupt mit einer redet, mein ich, aber er scheint sie ja voll zu quatschen. Wenn er ne neue Freundin hat, führt er sie uns nie vor. Man sieht ihn einfach in seiner Karre oder auf der Straße in Begleitung eines netten Mädchens. Er bleibt nie stehen, um sie vorzustellen, und er redet nie über ein Mädchen, mit dem er zusammen war, außer sie stammt aus der Siedlung und es kennt sie sowieso jeder. Mit dem Mädchen, mit dem er jetzt zusammen ist, kommt er manchmal in den Club. Sie tanzen mal zusammen und hängen dann den Rest des Abends jeder mit seinen eigenen Freunden ab. Ich hab mich noch nie richtig mit ihr unterhalten, entweder ist sie doof oder schüchtern.

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