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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Malcolm-Rifkind-Akzent zu schwingen. Die Jungs waren davon normalerweise begeistert.
    Jetzt sah er Rab an. – Du bist in Modefragen doch ein krasser Individualist, Birrell, sagte Gareth. – Wie hast du’s nur geschafft, einen so resolut einzigartigen Geschmackssinn zu entwickeln? Nein, unser Rab beugt sich nicht dem rigorosen Diktat des Konsumterrors …
    Rab konnte bloß grinsen und die Schelte einstecken.
    Der Pub war brechend voll mit begeisterten Fußballfans, die mit jedem Bier euphorischer wurden. Rab dachte an Joanne und daran, dass er eigentlich froh sein müsste, frei zu sein, er aber ganz und gar nicht dieses Gefühl hatte. Er fragte Gareth, ob er die Aufregung der alten Zeiten vermisste, besonders, da sein Freund mittlerweile ein anerkannter Tierarzt war, eine eigene Praxis, eine Partnerin und ein Kind hatte und ein zweites unterwegs war.
    – Wenn ich ganz ehrlich sein soll, waren das die besten Jahre meines Lebens und so was kommt nie wieder. Aber man kann die Uhr nicht zurückdrehen, und das Allerbeste ist, auf etwas Schönes zurückschauen zu können und zu wissen, dass man aufgehört hat, als es am schönsten war. Aber ob ich es vermisse? Jeden Tag. Und die Raves auch. Das fehlt mir alles tierisch.
    Joanne war gegangen, und von einer unbefriedigenden Nummer abgesehen hatte Rab seitdem sexlos gelebt. Andy war in das freie Zimmer gezogen; jetzt hatte er nen Mitbewohner statt ner Freundin. Er war Student. Und für was studierte er? Dreißig Jahre alt, keine Freundin und auf dem Arbeitsmarkt praktisch unvermittelbar. Was für n astreines Punktekonto. Rab beneidete Gareth. Der schien von Anfang an genau gewusst zu haben, was er wollte. Seine Ausbildung war langwierig gewesen, aber er hatte durchgehalten. – Wieso bist du eigentlich Tierarzt geworden? hatte Rab ihn einmal gefragt und halb erwartet, einen Vortrag über Tierschutz, Spiritualität und Speziesismus zu hören zu kriegen.
    Gareth hatte ein ausdrucksloses Gesicht gemacht und in gemessenem Tonfall erklärt: – Ich betrachte es als eine Art Wiedergutmachung. In der Vergangenheit habe ich mich in nicht unerheblichem Maße der Tierquälerei schuldig gemacht, und ergänzte grinsend, – vor allem bei Besuchen im Parkhead und im Ibrox.
    Sie tranken aus und gingen zum Stadion. Es wurde gerade eine neue Tribüne gebaut und die dem Untergang geweihte, rostige Konstruktion eingerissen. Er wusste noch, wie sein Dad ihn und Lexo mit Billy und Gally hierhin mitgenommen hatte. Wie piekfein sie sich vorgekommen waren, weil sie auf der Tribüne waren! Diese wacklige Pissbude aus Holz und Wellblech! Was für ein Witz. Die alten Knaben pflegten mit den Füßen aufzustampfen, doo-doo, doo-doo-doo, doo-doo-doo-doo … Hibees! Rab schätzte, dass es dabei mehr darum ging, die Durchblutung in ihren Füßen anzuregen, als um irgendwas, das auf dem Spielfeld passierte.
    Und jetzt war es das Festival Stadion, zumindest an drei von vier Seiten. Die Fans der alten Garde drängten sich immer noch auf den spartanischen früheren Rängen auf der Ostseite des Platzes und warteten darauf, dass die Bulldozer und Bauarbeiter sie hinwegfegen oder von Fußballfans in Sportinteressierte verwandeln würden.
    Rab wandte sich zu Johnny um und beobachtete, wie der einen Gelben raufwürgte und ihn auf die Betonstufen der alten Ränge der Osttribüne rotzte. Bald würde Johnny für so was unter Polizeibewachung aus dem Stadion geworfen werden. Genieß es, so lange es noch geht.
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    Na ja, zumindest hat sie ihre Schäfchen im Trockenen, grinste Taylor süffisant, – hat ihr Talent in bare Minze umgesetzt, er lachte Tränen. Die Drinks gingen gut runter, und sie waren drauf und dran, gleich zum gemütlichen Teil des Abends überzugehen, aber Franklin zog die Notbremse. – Besser, wir gehen mal nach der Schlampe sehen, lallte er, innerlich bei seinen eigenen Worten zusammenzuckend; ein Teil von ihm hasste die bereitwillige Komplizenschaft, die er nach ein paar Drinks mit Taylor eingegangen war. Aber was war sie auch so verdammt egozentrisch. Taylor hatte Recht. Was war denn so schwer daran, eine Gabel zum Mund zu führen, zu kauen und runterzuschlucken?
    Er rief mit seinem Handy auf ihrem Zimmer an, aber es ging niemand dran. In steigender Panik eilte er zurück zum Hotel und sah dabei schon einen knochigen Körper vor sich, der neben einer Flasche Wodka und ein paar Schlaftabletten auf dem Bett lag. Taylor, in dessen Kopf sich ein ähnliches Bild einbrannte,

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