Klebstoff
Stufe um Stufe zur Wohnung im obersten Stock erklommen.
– Zu voll fertig für mich, du Fotze, sagte Kathryn in einem jämmerlich imitierten schottischen Tonfall, indem sie versuchte, eine Redewendung zu wiederholen, die ihr Johnny Catarrh im Club beigebracht hatte.
Und so fand sich die amerikanische Sängerin Kathryn Joyner in der Wohnung von Rab Birrell wieder. Lisa war von Rabs großer Plattensammlung beeindruckt. – Fantastisch, meinte sie, während sie die Schallplatten und die CD s durchsah, die in Racks an der Wand standen. Rab Birrell sparte es sich zu erwähnen, dass die meisten davon einem anderen gehörten, einem befreundeten Deejay, und er nur auf sie aufpasste und auf die Wohnung eigentlich auch. – Will irgendwer was Bestimmtes hören?
– Kath Joyner! ruft Terry. – Sincere Love !
– Nein, Terry, verdammt! Sie sang diesen Scheißsong nicht mehr. Nicht mehr seit Kopenhagen. Sie hasste ihn. Es war der, den sie mit ihm zusammen geschrieben hatte. Es war der, den die ganzen anderen Arschlöcher auch dauernd von ihr hören wollten.
Charlene hat eine Bitte: – Im Moment keine Dancefloor-Sachen, Lisa, nach den vierzehn Tagen Ibiza hab ich genug getanzt. Such irgendwelches Indie-Zeugs raus, ein bisschen Rock’n’Roll.
– Auf dem Gebiet eher dünn bestückt, gibt Rab zu.
– Zeitgenössischer Rock’n’Roll ist scheiße. Der Einzige, der etwas Interessantes macht, ist Beck, meint Johnny.
Kathryns Augen leuchten auf. – Stimmt haargenau, Johnny! Spiel Beck. Beck ist einfach der Coolste!
– Aye, klasse, stimmt Terry zu und geht zu Lisa, um ihr bei der Suche zu helfen. Er sieht in dem Stapel Seven-Inch-Singles nach.
– Gefunden, sagt er und geht zum Plattenspieler. Er legt die Platte auf, und das aus den Pub-Jukeboxen vertraute Riff von Hi-Ho Silver Lining ertönt.
– Was zum Teufel ist das denn? fragt Lisa, während Rab anfängt zu kichern. Johnny ebenfalls.
– Beck. Jeff Beck, meint Terry und singt: – Hi-ho silver li-ning …
Kathryn schaut ihn mit todernstem Blick an. – Das ist nicht der Beck, den wir meinen, Terry.
– Okay, sagt Terry und setzt sich enttäuscht auf einen Sitzsack.
Rab Birrell steht auf, legt Let the Music Play von Shannon auf und beginnt kurz mit Charlene und Lisa zu tanzen, bevor er Charlene bei der Hand nimmt und zu der Sitzbank führt, die ins Erkerfenster der Wohnung eingebaut ist.
Terry fühlt sich alt und gedemütigt. Um sich zu trösten, fängt er an, auf einer CD – Hülle den Koks zu Lines lang zu ziehen.
– Ach Scheiße, Terry, wir sind immer noch drauf von den Eckys, sagt Rab von seinem Platz im Erker aus.
– Ein paar von uns können Drogen vertragen, Birrell.
Kathryn reicht das Ecstasy auch fürs Erste. Als Shannon aus ist, legt jemand eine CD ein. Kathryn gefällt die Musik, und sie steht auf und tanzt mit Johnny und Lisa. Dieses junge Mädchen wirkt auf die amerikanische Sängerin sehr hübsch, was sie aber eher bewundert, als sich davon eingeschüchtert zu fühlen. Die Musik klingt in Kathryns Ohren fantastisch, mit einem guten Beat, mit Drive, aber sehr soulig und voller vielschichtiger Klangteppiche.
– Was ist das? Johnny gibt ihr die CD – Hülle. Sie liest:
N- SIGN : Departures
– N Kumpel von Terry hier, sagt Johnny, was er sofort bereut, als er ihr Interesse bemerkt. – Von ganz früher, fügt er hinzu und legt eine verführerische, unkonventionelle Tanzbewegung hin, die zu seiner Erleichterung sowohl von Kathryn als auch von Lisa aufgegriffen wird.
Rab Birrell sitzt Händchen haltend mit Charlene da und zeigt auf Arthur’s Seat. – Das ist ein wunderschöner Anblick, sagt sie.
– Du bist ein wunderschöner Anblick, sagt er zu ihr.
– Und du auch, erwidert sie.
Terry, missmutig auf seinem Sitzsack, hört das. Birrell hat ne neue Freundin. Jetzt sind wir alle gezwungen, eine Ekel erregende Zurschaustellung von ecstasybedingtem, sentimentalem Ge schleime anzusehen, weil er zum ersten Mal seit Ewigkeiten einen versenken kann. Beck. Wer zum Henker war das? Irgendne amerikanische Schwuchtel. Er hätte sich in den Arsch beißen können. Die falschen Sachen zu kennen war mancherorts ein unverzeihliches Verbrechen, schlimmer noch als überhaupt nix zu kennen. Und der Ort auf der großen, weiten Welt, an dem am schärfsten verurteilt wurde, war die anale Studentenbude von dieser Fotze Birrell. Das entwickelt sich zügig zu nem Alptraum, dachte Terry, als er die Lines von dem Koks klein hackte, das anscheinend niemand
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