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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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war, nie richtig gelernt hatte, unbefangen mit Frauen zu reden. Aber das war nun kein Problem. Es geht ganz einfach. Man sagt bloß, wie geht’s, kommt deine gut?, und die Dinge ergeben sich einfach, ohne dass Testosteron und Sozialisation einem üble Streiche spielen. Man sieht eins der Mädchen, Lisa heißt sie, selbstvergessen tanzen, ihr langes, blondes Haar fliegt von einer Seite zur anderen, ihr weißes Top glüht in einem stahlblauen Schimmer, ihr Arsch sieht aus, als würde er die Welt regieren, und das tut er auch, als sie ihn in einem sinnlichen Groove wiegt. Er sieht, wie der Deejay, Craig Smith, zu einem schwierigen Mix ansetzt und ihn mit der lässigen Nonchalance eines erfahrenen New Yorker Pizzakochs in Little Italy ausführt, der eine seiner verlockenden Kreationen zusammenschmeißt. So viele Mädchen, und der Deejay bewegt sie wie Marionetten, weil er weiß, dass die Jungs dann schon mitgehen werden. Diese Lisa, eine willige Gefangene des Groove. Aber es ist die andere, Charlene, das dunkelhaarige kleine Zigeunermädchen, das für Rab das eigentliche Meisterwerk in dieser Zurschaustellung reiner, überwältigender, überirdischer Frauenschönheit ist. Sie hat ihm gesagt, dass sie n bisschen runter-kommen möchte, und nun sitzt sie auf dem Knie eines gewissen Robert Birrell, um genau das zu tun, und fährt mit der Hand über seinen Rücken, und er streichelt ihren Arm, und sie sagt zu Bir rell-Boy: – Ich mag dich. Und murmelt dieser Birrell aus reiner Verlegenheit irgendwas Schroffes, zerstört er diesen Moment durch ein alkoholisiertes, gedankenloses: »Willste ficken?«, oder guckt er sich paranoid um, weil er fürchtet, dass ihn ein so genannter Freund wie Juice Terry hier reinlegen und zum Gespött machen will?
    Nichts da. Robert Birrell sagt schlicht: – Ich mag dich auch, und da gibt es keinen gehemmten, affigen, schier endlos dauernden Blick in die Augen, keine Wartezeit für die Interpretation oder Fehlinterpretation der Signale. Da sind nur zwei Münder und zwei Zungen, die sich auf entspannte, lässige Art treffen, und zwei Seelen, die sich wie Schlangen umeinander winden. Rab Birrell ist zugleich angenehm überrascht und enttäuscht, als er bemerkt, dass von einer Erektion nicht das Geringste zu spüren ist, weil er auf einem transzendentalen Liebestrip mit dieser Charlene ist, aber Bumsen wär nicht schlecht, und das muss er sich merken, denn später werden sich die Prioritäten ändern, aber im Moment scheiß drauf. Einfach dasitzen, rumknutschen, ihren Arm berühren. Nachdem Joanne abgehauen war, hatte er mal ne Nacht lang mit einem Mädchen gefickt, das er im Pub aufgerissen hatte, ohne auch nur annähernd diesen Grad von Intimität erreicht zu haben.
    Lisa sitzt neben ihnen und fragt Rab, der zum Luftholen hochkommt: – Magste Cocktails ?
    – Aye … sagt Rab zögerlich und überlegt, wieso ihm dieses Mädchen denn einen teuren Cocktail kaufen sollte … abgesehen davon ist er auf E …
    Lisa guckt Charlene an und lacht: – Davon kann sie dir ein paar erzählen.
TAXI
    – Du musst doch zugeben, Kumpel, dass Schottland n freundliches Fleckchen Erde ist, sagte der junge Typ an der Bar zu ihm. Franklin schob seine Hand tiefer in seine Hosentasche. – Is doch wahr, Kumpel, oder?
    – Yeah, erwiderte er nervös.
    – Wir sind anders als die Engländer, betonte der junge Mann. Er war dünn, hatte kurze Haare, unreine Haut und trug ein langes Sweatshirt, das wie ein Zelt an ihm hing, und an den Kanten durchgescheuerte Schlabberhosen. Die letzten paar Pubs hatten einen freundlicheren Eindruck gemacht als die ersten, aber trotzdem keine Kathryn.
    – Ich kann dir alles besorgen, wasste willst, Kumpel, muss bloß sagen. Willste n bisschen Braunes?
    – Nein, ich will überhaupt nichts, danke, erwiderte Franklin kurz angebunden. Seine Hand schloss sich fest um die Geldscheine in seiner Tasche.
    – Ich kann dir Speed besorgen, guter Stoff. Oder Ecstasy? Pures MDMA , Alter. Kokain. Auch Steine und alles, die besten, die du je gehabt hast, der Jugendliche kratzte sich am Arm. Zwei weiße Striche in beiden Mundwinkeln gaben seinem Unterkiefer etwas Marionettenhaftes.
    Franklin biss die Zähne zusammen. – Nichts, danke.
    – Kann dir Jellies besorgen. Der Junge wohnt direkt gegenüber. Gib mir n Zwanek, und ich bin sofort wieder da.
    Franklin starrte den jungen Mann bloß an.
    Der Jugendliche streckte seine offenen Handflächen aus. – Na gut, du kannst mit mir in die Wohnung von dem

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