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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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in Schottland. Hier konnte man keinem von seinen Träumen und Visionen erzählen, ohne dass irgend so n verbitterter Blödmann einen deswegen auslachte. Die von der »Ich kenn jedermann und seinen Vater«-Brigade. Tja, die konnten ihn alle mal, denn sein Vater kannte sie auch, und sie waren, sind und blieben immer ein Haufen blöder Wichser.
    Kathryn spürte einen neuen Ecstasy-Schub und wurde von einer Welle des Wohlwollens für Catarrh erfasst. Er war wirklich ein süßer Junge, auf eine schmutzige, rattenhafte Art. Und das Beste überhaupt, er war dünn.
    – Da ist so einer von den Songs, die ich geschrieben hab … der heißt Social Climber . Ich sing dir mal nur den Refrain vor: › You can be a social climber, you can get right off the dole, but remem ber who your friends are, or you’ll fall down a black hole …‹ krächzte Catarrh und zog frischen Schleim aus seinen Nasennebenhöhlen, um seine trockene Kehle zu befeuchten. – Wie gesagt, das is bloß der Refrain.
    – Hört sich echt gut an. Ich schätze, er drückt aus, dass man seinen Wurzeln treu bleiben soll. Dylan hat was ganz Ähnliches geschrieben …
    – Komisch, dasste das sagst, denn Dylan ist einer von meinen wichtigsten Einflüssen …
    An der Theke war es währenddessen mit der kurzen Eintracht zwischen Terry und Rab vorbei. Terry machte der Ecstasy-Kick immer eher boshaft als liebestrunken. – »Business« Birrell. Der war gut, oder? lachte er und guckte, wie Rab reagierte.
    Rab sah weg und schüttelte mit einem verkniffenen Lächeln den Kopf.
    – Business Birrell, wiederholte Terry leise, und seine Stimme zitterte vor spöttischer Verachtung.
    Selbst durch die verschwenderische, verarschungsfreie Klarheit, die ihm die Pillen spendeten, musste Rab zugeben, dass Terry es meisterlich verstand, einen zu piesacken. – Terry, wenn du meinem Bruder was zu sagen hast, dann sag’s ihm, nich mir, Rab lächelte erneut.
    – Nee, ich denk bloß grad an die Schlagzeile damals in der Zeitung, »Birrell bedeutet Business«. Weißte noch?
    Rab klopfte Terry auf den Rücken und bestellte ein paar Volvics. Er würde sich auf sein Spielchen nicht einlassen. Terry war in Ordnung, er war sein Freund. Ja, er war neidisch auf Rabs Bruder, aber mit dem Problem musste Terry selber fertig werden. Armseliger Penner, dachte Rab gut gelaunt.
    In Terrys Kopf ging ein Mantra herum: Billy Birrell, Silly Girl. An den konnte er sich noch erinnern, von damals in der Grundschule. Dann war da noch Secret Squirrel. Den hatte er sich ausgedacht. Billy hatte den gehasst! Dabei musste Terry daran zurückdenken, beziehungsweise von dem Punkt aus eher voraus, was für gute Freunde er und Billy Birrell waren. Sie waren Super-Kumpels gewesen; damals hieß es nicht Terry und Rab oder Terry und Post Alec, damals hieß es Terry und Billy, Billy und Terry. Sie zwei beide und Andy Galloway. Galloway. Das war vielleicht ne Fotze. Den kleinen Wichser vermisste man. Und Carl. Carl Ewart. N- SIGN . Der Techno-Star. Es war Terry gewesen, der ihm den Namen gegeben hatte. Terry versuchte sich vorzustellen, welchen Einfluss der Name N- SIGN auf Carls Deejay-Karriere gehabt hatte. Der war entscheidend. Dafür, dass er den vorgeschlagen hatte, stand ihm doch bestimmt ein Anteil von den Einkünften seines alten Kumpels zu. Carl Ewart. Wo steckte die Fotze mittlerweile?
    Rab nuckelte an einer der Volvicflaschen und ließ sich von der Musik in den Tanz entführen. Die Pillen waren erstklassig. Er war skeptisch, ob E in der Lage war, das eigene Leben zu ändern; es hatte ihn motiviert, aufs College zu gehen, aber er spürte, dass er es ziemlich ausgereizt hatte. Jetzt war es nur noch ein Bestandteil in dem Alkohol-, Speed-, Koks-und gelegentlichen Downer-Mix, der das Menü bestimmte, wenn er am Wochenende ausging. Wenn man allerdings Pillen von dieser Qualität bekam, konnte man den Standpunkt nochmal überdenken. Unverkennbar waren da Vibes wie in den guten alten Tagen vor ein paar Jahren: Der Laden erglühte in diesem Gefühl sorgloser Eintracht. Und jetzt sprach er gerade, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, nicht mit einer, sondern mit zwei absolut spitze aussehenden Schnitten. Und was für Rab noch wichtiger war, er tat das ohne den ganzen Schwachsinnsballast der Gehemmtheit und versuchte auch nicht, oberschlau oder aggressiv zu sein, um die Tatsache zu verbergen, dass er es als schüchterner schottischer Unterprivilegierter, der mit einem Bruder, aber ohne Schwestern groß geworden

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