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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ihr weißes Top und die schwarze Hose darunter. Er hatte einen Frosch im Hals. Terry hasste es, Mädchen anzubaggern, wenn er auf E war. Das »Knuff, knuff, zwinker, zwinker und hopp in die Kiste« der britischen Schule des Anbaggerns fiel ihm leicht, und er hasste es, wenn deren unbeschwerte Platitüden durch Ecstasy unterlaufen und zersetzt wurden. Sein altes Band mit hohlen Sprüchen hatte ihm immer gute Dienste geleistet, und er war noch nicht bereit, es zu löschen. Ohne wusste er nicht, was er sagen sollte. – Früher hab ich auf den Getränkewagen gearbeitet, erklärte er, – aber das ist verdammt lange her …
    Johnny und Kathryn schauten aus dem Fenster in die tintenschwarze Nacht. Ein wunderschöner Sternenhimmel war zu sehen. Johnny zog an seiner Regal, während er das Funkeln der Sterne betrachtete. Kathryn sah Johnny an, dann die Zigarette, dann die Sterne. – Das hier ist irgendwie wie eine Szene aus einem existenzialistischen Autorenfilm, Johnny, sagte sie versonnen.
    Johnny nickte langsam und blickte nicht zu Kathryn hinab, die sich an seine Seite geschmiegt hatte. Die Sterne schimmerten und sendeten sich durch das ganze Universum geheimnisvolle Signale zu. – Meinst du nicht auch, es gibt noch mehr? fragte Kathryn.
    – Ich hab schon versucht, es dranzugeben, aber so richtig ernsthaft noch nich, eh, nee.
    Kathryn hörte ihn nicht. – Ich glaub einfach … der Raum, sagte sie verträumt.
    Johnny sah in den Himmel und dann auf seine Kippe. – Zigaretten, sagte er nüchtern, wie zu sich selbst. Natürlich schätzte Johnny die schimmernde Anordnung sternenfunkelnder Weite und die Möglichkeiten, die sie zu eröffnen schien, aber das wollte er Kathryn gegenüber nicht eingestehen. Es wäre zu umständlich, ihr zu erklären, dass sie sich in einem Teil Schottlands befand, wo Träume mit anderen zu teilen in etwa so war, wie sich ne Spritze zu teilen; erst hält man’s vielleicht für ne gute Idee, aber letztendlich gibt’s einem den Rest. Abgesehen davon wollte er ficken. Er drehte sich zu ihr um, und ihre Lippen trafen sich. Es war nur ein kurzes Stolpern bis zur Matratze und Decke, und Catarrh hoffte, dass ihn die Leidenschaft, wenn sie dort ankamen, so gepackt hätte, dass es ihm nichts mehr ausmachen würde, sich in die vertrockneten Krümel und Spermaflecken eines Studentenwichsers zu betten.

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Anflug
4.00 Uhr
    Die Stewardess starrt mich mit notdürftig verhülltem Entsetzen an. Ich bin eine Katastrophe: die schmutzigen, stinkenden Klamotten, der rasierte Schädel (zu viel Staub und Schmutz in der Wüste für Locken) und dann mein Geruch: ranzige chemische Absonderungen gemischt mit der Erde der Neuen Welt. Schweiß-und Dreckstriemen in meinem Gesicht. Die Stewardess schaut einen tipptopp manikürten Bordsteward an, der zu mir hinsieht und die Augen verdreht. Der arme Kerl neben mir biegt seinen Körper so weit von mir weg, wie er kann. Ich bin nicht in der besten Verfassung zum Fliegen. Ich bin in keiner guten Verfassung für überhaupt irgendwas.
    Das Flugzeug schießt heulend nach vorn; ich werd in meinen Sitz gedrückt, dann sind wir im freien Raum.
    – Wir hatten doch genug Raum, Helena, hör ich mich selbst mehrere Male sagen, als das Flugzeug seine Reisehöhe erreicht. Der Typ neben mir kriecht noch tiefer in seinen Sitz. Eine andere Stewardess kommt an meinen Platz. – Alles in Ordnung mit Ihnen?
    – Ja.
    – Seien Sie bitte still. Sie stören die anderen Fluggäste.
    – Tut mir Leid.
    Ich versuch die Augen offen zu halten, obwohl ich dringend Schlaf brauche. Sobald sie sich schließen, befinde ich mich in einer Welt von verficktem Wahnwitz; Dämonen und Schlangen umzingeln mich, die Gesichter der Vergessenen und Toten drängen heran, und ich fang an zu zetern, bevor ich mich wieder zu einem Wachzustand zwinge, den ich unmöglich aufrechterhalten kann.
    Unwissend und erleuchtet.
    Der Unwissende wird den Erleuchteten niemals davon abhalten, Drogen zu nehmen. Da stimm ich mit dem alten Immanuel Cunt and the Last Cannibals überein; Phänomen und Noumenon sind dasselbe, aber nur das Phänomen ist für den Einzelnen sinnlich zu erfassen.
    Deswegen erinnere ich mich an den besten Ratschlag, den ich je von meinem alten Herrn bekommen hab: Trau nie nem Abstinenzler. Im Klartext heißt das: Ich bin ein ahnungsloser, engstirniger Wichser. In Ordnung, wenn sie den Mangel an Drogen mit ner brillanten Vorstellungsgabe kompensieren. Aber falls ihnen die gegeben ist, lassen sie sich

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