Klebstoff
unangenehm, dass ich nich zu Haus bleib. Aber die kommen schon klar! Frauen unter sich, wie mein Onkel Donald immer sagt. Meiner Ma macht das nix, solang es Carl oder Billy sind, da macht sie sich keine Sorgen, aber sie mag’s nich, wenn ich zu Terry geh. Manchmal, wenn ich um zu schnüffeln oder was zu trinken zu Terry geh, erzähl ich meiner Ma, ich ginge zu Carl oder Billy und es wär bloß Cider. Aber ich glaub, meine Ma und Mrs. Birrell und Mrs. Ewart wissen, dass wir in Wirklichkeit bei Terry sind.
Also geh ich mit zu Carl. Ich mag deren Wohnung, denn es ist immer wärmer als bei uns zu Hause, ich glaub, wegen dem Teppichboden, der von Wand zu Wand geht. Das macht den Eindruck, es wär besser isoliert. Bei uns ham wir nur die alten Teppiche von meinem Onkel, und die gehn nich bis ganz an die Wand. Neue Möbel ham die auch und so, große bequeme Sessel mit hellem Holzgestell, in die man so richtig einsinkt. Carl meint, die sind aus Schweden.
– Guck an, da kommt ja der andere Hooligan! meint Carls Alter, aber er macht nur Spaß. Das ist das Gute an Carls altem Herrn, mit dem kann man rumalbern, und er ist nich so mies drauf wie andere alte Fotzen.
– Wir nich, Mr. Ewart, bloß Terry ist einer, oder nich, Carl? sag ich, das konnte ich mir einfach nich verkneifen.
– Der Bursche bringt sich nochmal in echte Schwierigkeiten, ihr werdet’s sehen, sagt Mrs. Ewart.
Carl guckt sie an und sagt: – Ich hab dir doch gesagt, Ma, das war nicht Terrys Schuld. Er hatte eigentlich gar nichts damit zu tun.
Eins muss man Carl lassen: Er haut keinen in die Pfanne.
– Ich hab ihn im Fernsehen gesehen, wie er mit nem breiten, blöden Grinsen am Spielfeld langlief. Für die arme Alice muss das ein Schock gewesen sein, sagt Mrs. Ewart und verschwindet in der Küche.
Mr. Ewart ruft ihr nach: – Das war n bisschen dumm, aber der Junge hat nix gemacht, außer zu lachen. Wenn sie dagegen schon Gesetze machen wollen, na dann gute Nacht, sagt er, aber Mrs. Ewart antwortet nich.
Ich seh ihn an und red n bisschen leiser, als ich ihn frag: – Ham Sie jemals Stunk im Stadion gehabt, Mr. Ewart? So ne Sachen kann man Carls Vater fragen, auch wenn ich damit rechne, dass er sagt: »Werd bloß nich frech, zu meiner Zeit gab’s so was nich.«
Er grinst mich an und zwinkert mir zu. – Na klar, das hat’s schon immer gegeben, sagt er, – ihr glaubt, ihr hättet das alles erfunden, aber ihr habt ja keinen Schimmer.
– Ging es bei Kilmarnock immer gegen Ayr United? frag ich.
Er schüttelt den Kopf und lacht. – Na ja, Ayr und Killie sind Lokalrivalen, aye, sie spielen aber nicht oft in derselben Liga. Darum gab’s den meisten Ärger bei denen immer zwischen den Juniorenmannschaften. Ich war für Darvel, und in den Pokalspielen gegen Vereine wie Kilwhinning oder Cumnock gab’s ewig Ärger, vor, während und nach den Spielen. Und da ist es manchmal sehr, sehr brutal zugegangen. Wenn sie damals mehr Leute gehabt hätten, wär Rangers gegen Celtic nie n Thema geworden!
Mrs. Ewart hat Tee gemacht und bringt ihn auf nem Tablett rein. – Sei still, Duncan, du solltest die Jungs nicht auch noch ermutigen! Aber sie lacht dabei.
Mr. Ewart grinst, als würd er sie auf den Arm nehmen wollen.
– Das ist doch bloß Sozialgeschichte, mehr nicht. Ich mein, ich weiß nicht, wie das heute ist, aber das waren alles Zechenstädte. Die Arbeit war hart, und die Leute waren arm. Die Menschen brauchten was zum Abreagieren. Das hatte was mit dem Stolz auf deine Stadt oder dein Dorf zu tun, darauf, wer du bist und woher du kommst.
– Na, aber die brauchen nichts zum Abreagieren. Die werden noch im Kittchen landen, so wird das enden, warnte sie.
Carl grinst mich an, und ich versuch, nicht zurückzugrinsen, denn ich will Mrs. Ewart nicht verärgern. Ich weiß, man soll so was nicht über die Mutter eines Freundes sagen, aber ich steh wirklich auf Mrs. Ewart. Sie hat tolle Titten. Ich schäme mich deswegen, echt, aber ich hab mir auf sie schon mal einen runter-geholt.
Die Profis fing an, und wir machten es uns vor der Glotze gemütlich. Ich guckte immer wieder auf Mrs. Ewarts Beine, diese Art, wie sie die Pantoffeln wegkickte. Sie sieht meinen Blick und lächelt, und ich werd rot und guck wieder auf den Bildschirm. Die Profis sind toll. Ich wär Doyle und Carl wär Bodie, auch wenn Doyle ne Frisur hat wie Terry.
Doyle.
Polmont.
Das Messer.
Der Junge aus Clerie.
Ich guck wieder auf den Fernseher. Obwohl die Folge toll war, konnt ich
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