Klebstoff
zeigt auf Gent, der zum Ausgang geht und der Fotze das V-Zeichen zeigt. – Das ist die Einstellung … dagegen haben wir zu kämpfen! Wir versuchen zu unterrichten! Wir versuchen zu unterriiiichten … kreischte Blackie hysterisch von der Bühne.
Gentleman drehte sich nochmal zur Bühne um, wiegte sich auf den Zehenspitzen und brüllte so laut, dass er beinah vornüber kippte: – LECK MICH , DU PENNER ! UND DEINEN SCHEISS JESUS KANNSTE DIR IN DEN ARSCH STECKEN !
– DU WIRST NIE WIEDER EINEN FUSS IN DIESE SCHU LE SETZEN ! heulte Blackie.
Noch mehr Ooohs, noch mehr Gelächter. Das is astreines Kindertheater hier, so viel ist amtlich.
– Darüber mach dir mal keine Sorgen, du Fotze! Das werd ich bestimmt nich! brüllte Gentleman, und damit drehte er sich um und war weg, auf Nimmerwiedersehen.
Ein Mädchen namens Marjory Phillips kriegte nen Lachkrampf und biss sich in den Finger, damit er aufhörte. Billy und Carl kamen fast die Tränen. Ich sagte: – Ein Gentleman, jedoch kein Mann der Wissenschaft. Jedenfalls jetzt nich mehr, und die Fotzen platzen los vor Lachen, das sich durch die ganze Reihe fortpflanzt.
Geil!
Blackie hört gar nich mehr auf zu labern, aber er ist völlig von der Rolle, und McDonald sagt dem Typ, er soll sich wieder setzen. Dann dürfen wir gehn. Es geht an der ganzen Schule rum, und alle bepissen sich beinah vor Lachen. Gentleman hatte guten Grund, das zu machen, was er gemacht hat, Blackie, diese Fotze, war im Unrecht. Das war außerhalb der Unterrichtszeit; das ging ihn gar nichts an. So wie ich das seh, hätten wir ne Scheißmedaille dafür verdient, dass wir gegen diese Fotzen angetreten sind. Aber Gentleman wär ja eh in nem Monat oder so von der Schule abgegangen, deswegen ist es scheißegal, ob sie ihn rausschmeißen oder nich. Hat der ein Glück, dass er fliegt, denn damit hat er’s ein für allemal hinter sich. Das wird super dran sein, wenn man richtig arbeiten geht: Da wird man nich schikaniert, bloß weil man sich mal beim Fußball schlägt. Hier wird man ja wie n Kleinkind behandelt.
Als ich zu Haus bin, geh ich für meine Ma zur Frittenbude. Ich bleib heut Abend zu Haus und guck fern. Montags holen wir uns immer was von der Frittenbude, weil meine Ma erst spät mit ihrem Putzjob fertig ist und dann keine Zeit mehr hat, was zu machen. Ich hab n Fischgericht, mit zwei eingelegten Zwiebeln, nem Solei, nem Brötchen und ner Dose Cola und setz mich damit vor die Nachrichten. Ich bin grad mit dem Essen fertig, als es an der Tür klopft. Ma geht hin, und ich hör Stimmen. Es sind Männerstimmen. Ihre ist ganz hoch, die anderen sind tief.
Es ist die Polizei. Ich weiß es einfach.
Es muss um meinen Alten gehen. Muss es einfach. Das letzte Mal hat man von ihm aus England gehört, Birmingham oder da in der Nähe.
Dann kommen sie rein. Meine Ma guckt mich an, das Gesicht ganz weiß vor Schreck. Die Polizisten gucken mich auch an, aber deren Visagen sind wie versteinert.
Sie sind meinetwegen da.
Ich darf nix sagen. Wenn sie meinetwegen da sind, darf ich nix sagen.
Meine Ma weint und bettelt, aber sie sagen, sie müssten mich mit auf die Wache nehmen. – Das is ne Verwechslung, Ma, das klärt sich bald. Ich bin in Nullkommanix wieder da, sag ich. Sie sieht mich an und schüttelt den Kopf. Es tut ihr echt weh. – Ehrlich, Ma, fleh ich sie an. Es hat keinen Zweck, denn sie weiß von dem Messer. Ewig hat sie mich bekniet, es loszuwerden, und ich hab ihr gesagt, ihr versprochen, ich würd’s wegwerfen.
– Nun komm, Andrew, Junge, sagt einer von den Polizisten.
Ich steh auf. Ich kann Ma nich ansehn. Sheena streichelt Cropley. Ich will ihr zuzwinkern, aber sie hält den Blick gesenkt. Vor Scham gesenkt, wie die Luschen beim Schulappell.
Einer von den Bullen sieht wie n echtes Arschloch aus, aber der andere ist in Ordnung, er redet über Fußball, als wir in den Wagen steigen. Ich versuch, nich allzu viel zu sagen, falls sie mich nur zum Reden bringen wollen, damit ich versehentlich wen verpfeife. Mr. Ewart kommt in seinem Overall die Straße lang, mit seiner Werkzeugtasche in der Hand. Er sieht mich in dem Wagen und kommt rüber, aber ich kann ihn nich ansehn. Ich hab das Gefühl, ich hab alle enttäuscht.
Ich bin froh, dass wir losfahren, ehe er sich einmischen kann. Er würd versuchen, mir zu helfen, das weiß ich, und da würd ich mich nur noch mehr schämen. Ich glaub nich, dass die Bullen ihn überhaupt gesehn haben.
Es kommt mir vor wie das Ende der Welt.
Auf der
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