Klebstoff
aufgebaut hat, müssen wir schon wieder aufhören.
– Seine Alte wird begeistert sein, meint Topsy, bricht ein Stück von seinem Vier-Riegel-KitKat ab und tunkt es in seinen Tee.
– Aye, das ist stressig, gab ich ihm Recht. Aber was ist heutzutage nicht stressig. Da hocken wir hier bei Newmans exquisitem Obst-und Blumenladen rum statt zu proben. Snap sollte und könnte die beste Band aller Zeiten sein, aber es kam dauernd solcher Scheiß dazwischen. Trotzdem ist das die beste Zeit bei der Arbeit, die Pause, die Zeit, in der wir uns hinsetzen und die wirklich wichtigen Sachen besprechen können.
– Das ist das Blöde an der Siedlung, überlegt Topsy laut. – Die Wände sind zu dünn. Jeder kriegt gleich zu viel. Wenn wir in nem großen Haus mit Keller oder Garage wohnen würden wie die alte Judenfotze da oben, er zeigt mit dem Daumen nach oben zum Laden, – dann wärn wir schon so groß wie The Jam. The Jam müssten dann als Vorband für Snap spielen.
Ich mach mir Sorgen, dass George, die Schwuchtel, uns gehört hat, denn Topsys Stimme trägt echt weit, darum gucke ich kurz raus. George keucht immer noch vor sich hin, er arrangiert die Blumen und macht dabei dieses seltsame, pfeifende Geräusch durch die Zähne. Ich komm wieder rein und sag etwas leiser:
– Newman ist kein Jude, Tops. Er ist genauso evangelisch wie wir.
Topsys Miene verhärtet sich. – Du bist halber Katholik, sagt er anklagend. – Mütterlicherseits.
– Leck mich, du Fotze. Meine Ma ist ihr Lebtag nicht zur Kirche gegangen, und väterlicherseits sind alle protestantisch, auch wenn mir das scheißegal ist. Und Newman ist auch Protestant und so, ich zeig zur Decke, – der ist der reinste verfickte Diakon, Mensch.
Topsy tippt sich an den Nasenflügel. – Das wolln die einem weismachen. Die unterwandern die Kirchen, damit sie nicht so auffallen. Wenn so Judentypen bloß in die Synagoge gingen, säh man sie ja schon von weitem. Dass die sich klammheimlich in protestantische Gemeinden einschleichen, das machen sie nur, damit sie nicht so auffallen. Er will, dass wir ihn für einen von uns halten, aber das isser nicht.
Währenddessen kommt Newman die Treppe runter, und wir hören ihn erst, als er auf den letzten Stufen ist. Der Sack kann schon ein verfickter Leisetreter sein. Er schiebt sich wie ne Krabbe seitwärts in das enge Büro und tippt auf seine Armbanduhr.
– Hopp, hopp! Er hat ein richtiges Vogelgesicht, spitz wie ein Schnabel und mit scharfen, stechenden Spatzenaugen. – Die Lieferungen müssen raus! sagt er zu mir.
Aye, und da haben wir die größte Ungerechtigkeit; Topsy lästert immer über Newman, aber den lässt er in Ruhe, nur auf mir hackt er ständig rum. In der Regel hab ich die Arschkarte und muss bei jedem Wetter mit dem Lieferfahrrad raus, um Lebensmittel bei faulen, reichen Schweinen abzugeben, die nie Trinkgeld geben und einen wie ihren Scheißlaufburschen behandeln. Wenn ich das Geld nicht für den Marshall-Verstärker brauchen würde, könnte die Fotze sich seinen Job in den Arsch stecken. Aber man kann ne Fender Strat nicht über nen Ramschverstärker spielen.
Ich bin hier der beschissene Arbeitssklave. Topsy räumt immer nur oben im Laden Regale ein oder lädt die Kränze in den Van, damit Newman die Runde über die Friedhöfe und Krematorien fahren kann. Wenn wir beide hier sind, bin immer ich derjenige, der die Auslieferungen machen muss. Und manchmal auch für den Laden in der Gorgie Road und so.
Na immerhin, wenn ich los muss, brauch ich wenigstens nicht mit Topsy über Politik zu diskutieren. Er hat ein paar verschrobene Ideen, aber das ist hauptsächlich, um die Leute hochzunehmen, sie zu schockieren und so. Manchmal kriegen die Leute das bei ihm in den falschen Hals. Und ich bin ihm ziemlich dankbar, denn Topsy hat mir diesen Job besorgt.
– Okay, Brian, sagt Newman mit seiner nasalen Quiekstimme,
– ab nach oben und guck mal, was nachgefüllt werden muss. Du brauchst nen Karton Ananas in Stücken, so viel kann ich dir jetzt schon sagen, und Zuckererbsen.
– Alles klar, sagt Topsy fröhlich und folgt Newman nach oben, um ein paar Regale aufzufüllen. Hinter dem Rücken der Fotze macht er mit zwei Fingern ein V. Einige ham’s echt schwer; er wird gemütlich im warmen Laden stehen und Deborah oder Vicky anbaggern, je nachdem, wer heute mit der alten Mrs. Baxter zusammenarbeitet. Und ich riskier unterdessen auf dem überladenen Fahrrad meinen Hals im Stoßverkehr von Merchiston und
Weitere Kostenlose Bücher