Klebstoff
Colinton.
Die Lebensmittelkartons stehen auf dem Boden des Kellers rum, wo der keuchende Homo in seinem grünen Overall die Blumenarrangements fabriziert. Der kann das echt gut, seine Hände drehen und fummeln an diesen Drähten, und ruckzuck ist ein kleines Kunstwerk entstanden. Ich wüsste da nicht, wo ich anfangen soll. Ich gucke kurz auf die Bestellformulare, die an jedem Karton kleben, und fang an, meine Route zu planen. Heute ist es gar nicht so übel. Am besten fängt man immer am weitesten weg in Colinton an und arbeitet sich dann zurück. Ist motivierender. Am schlimmsten ist es samstagsmorgens, wo ich und Topsy abwechselnd arbeiten. Ich und er haben beide schon ein paarmal den Hearts-Bus verpasst, besonders wenn das Auswärtsspiel weit weg war und sie früh losgefahren sind.
Als ich anfing, hatte mich Topsy vor George der Schwuchtel gewarnt. – Der ist n totaler alter Homo. Ich mein, er packt dir nicht an den Arsch oder so, aber an der Art, wie der redet und rumtrippelt, erkennste sofort die Schwuchtel.
Und unser alter George lispelt ganz schön, er bespritzt mein Gesicht mit Speichel, genauso wie er seine Blumengestecke mit Wasser aus der Sprühflasche besprüht. Er zeigt auf ne Bestellung und sagt: – Bring zuallererst diese zu Mrs. Ross, Junge. Sie hat angerufen und wollte wissen, wo die bleibt. Macht nen Riesenwirbel.
Also belade ich das alte Lieferfahrrad mit dem schwarzen Rahmen, während ich oben schon Topsy und Deborah, diese geil aussehende Studentenbraut, laut über irgendwas lachen hör.
TRINKEN, UM ZU VERGESSEN
Ich bin spät dran, und diese Gewitterziege Mrs. Ross hat so nen kleinen Pudel mit Schottenkaro-Halsband, der immer nach meinen Fersen schnappt. Diesmal hat er mich doch glatt gebissen, seine Zähne haben mir die Haut aufgeritzt, und meine Hose hat wahrscheinlich n Loch. Das geht mir jetzt echt auf die Eier, und ich lass den schweren Karton auf ihn fallen. Man hört’s jaulen, und dann versucht das Mistvieh, sich winselnd und wimmernd vom Gewicht der schweren Kiste zu befreien. Hoffentlich hab ich der kleinen Fotze das Rückgrat gebrochen.
Die fette, alte Sau kommt an die Tür. – Was ist passiert? kreischt sie, – was hast du mit ihm gemacht?!
Sie zieht den Karton von ihm runter, und der Kläffer kriecht ins Haus zurück.
– Tut mir Leid, war ein Unfall, sag ich lächelnd. – Er hat mich ins Bein gebissen, da hab ich vor Schreck den Karton fallen lassen.
– Du … du … dummer …
Ich fand schon immer, dass es in solchen Situationen am besten ist, cool zu bleiben und einfach stur immer das Gleiche zu wiederholen. Mein alter Herr hat mir erzählt, dass man ihnen das bei der Gewerkschaft als Verhandlungstaktik beigebracht hat.
– Er hat mich ins Bein gebissen, und ich hab nen Schreck bekommen und den Karton versehentlich fallen lassen.
Sie sieht mich hasserfüllt an, dreht sich um und walzt hinter ihrem Hund her nach drinnen: – Piiperrr … Piiperrr … komm mein Kerlchen …
Mein Trinkgeld hab ich damit ohnehin nicht riskiert, denn die filzige alte Fotze ist zwar randvoll mit Scheiße, würd sich aber freiwillig nicht mal von nem Furz trennen. Auf der Slateford Road kriegte ich den Dreck aus dem Scheißauspuff von nem städtischen Bus in die Lungen gepumpt: besten Dank, Lothian Region Transport. Später kriegte ich von Mrs. Bryan ein Zehn-Schilling-Stück, was mich etwas aufmunterte, aber es war schon nach Ladenschluss, als ich wieder am Geschäft in Shandon ankam.
Sie standen draußen und warteten drauf, dass sie abschließen können. Newman starrte auf seine Uhr und machte ein Gesicht, als hätte jemand direkt unter seiner Nase einen fahren lassen.
– Hopp, hopp, tschilpt er. Topsy und Deborah kichern sich eins, und diese Mrs. Baxter guckt ganz beleidigt und sieht auf die Uhr, wie ihr Boss es vorgemacht hat. Die Fotzen stellen sich an, als wär es meine Schuld, dass sie aufgehalten werden, dabei bin ich doch der Einzige, der hier richtig arbeitet. Mir geht durch den Kopf, dass es schön wär zu sehen, wie einer Newman was auf sein blödes Maul haut, oder noch besser, wie er versucht, sein Lieferfahrrad selber zu fahren und von nem städtischen Bus überfahren und mitsamt dem Drahtesel in den Asphalt der Slateford Road gewalzt wird.
Topsy und ich sehen Deborah nach, als sie die Straße runter-geht. Mit so einer Braut zusammen sein! Wir beobachten, wie sie bei Shandon über die Brücke geht. – Die würd ich jeden Tag rannehmen, meint Topsy. – Aber sie hat
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