Klebstoff
der Band, Angela Taylors Bruder.
– Aye, er spielt Schlagzeug. Echt guter Drummer, lüge ich. Malky kann kaum spielen. Na, er wird’s schon lernen.
Amy sieht mich an und schiebt sich näher ran. Ihr Haar berührt fast mein Gesicht. Nicky kommt auch an und legt ihren Arm um meine Schulter. Ich kann ihr Parfüm riechen und diesen verrückten, frischen Mädchengeruch und hab ein Gefühl, als wär aller Sauerstoff aus der Luft verschwunden, in meinem Gehirn ist jedenfalls keiner mehr. Schätze, das wäre ein toller Songtitel: Crazy Fresh Girl Smell – verrückter, frischer Mädchengeruch. Bisschen zu metalmäßig allerdings.
– Wieso habt ihr euch Snap genannt? fragt Amy.
Ich hab Angst, wenn ich jetzt etwas sagen will, könnten meine Lippen bloß auf-und zuklappen, wie ein altes Gatter im Wind. Ich versuch mich zusammenzureißen und erzähl ihnen, wie Topsy und ich mal unterwegs zu einem Hearts-Auswärtsspiel waren und im Fanbus Karten gespielt haben. Dann gab’s Streit bei ner Partie Snap, und ein Junge haute einem anderen die Nase ein. Wir suchten da gerade nen Namen, und als ein älterer Typ rief: – Bescheuert, sich wegen nem dämlichen Snap-Spiel zu kloppen, guckten wir uns an, und das war’s.
– Ich würde gerne mal was von euch hören, sagt Amy. – Habt ihr ein Tape?
– Aye …
Dann kommt Mrs. Harte rüber. – Kommt schon, Leute, die Bilder werden nicht von selbst fertig.
Ich war so dicht davor gewesen zu sagen, kommt doch bei mir vorbei. Heilige Scheiße, das muss man sich vorstellen: Sabrina, Maggie und Amy, alle drei zusammen!
Die Gelegenheit verstreicht mit der Pausenglocke. Aber später werd ich sie fragen, und ich weiß, dass sie entweder nur »aye« oder »nee« sagen wird oder: Bring einfach das Tape mit hierher. Ihre Freundinnen würden ganz cool bleiben und nicht so ein »Ooooooh-ooooooh«-Getue machen wie manche Perlen, und ich würd auch cool bleiben. Wenn ich nur einmal ficken könnte, nur ein einziges Mal, dann wär der Druck weg und die Welt gehörte mir!
In Geo lass ich das Ganges-Delta Ganges-Delta sein, um den Text für ein neues Stück zu schreiben. Dabei ist Erdkunde das beste Fach überhaupt. All die fremden Länder, die man besuchen kann. Eines Tages reise ich da überall hin. Aber jetzt bin ich gerade in Laune, ein Stück zu schreiben. Ich fang an, über Crazy Fresh Girl Smell nachzudenken, aber davon krieg ich einen Ständer.
Nach ein paar poetischen Zeilen erwischt mich McClymont.
– Na, Carl Ewart, wärst du so freundlich, uns an dem teilhaben zu lassen, was du gerade machst?
– Meinetwegen, sag ich schulterzuckend. – Ich arbeite bloß an einem Song für unsere Band. Snap. Er heißt No Grades . Der Text geht Ah don’t want O grades, ah don’t want low grades, cause all my friends get by with no grades … you see S.C.E. ain’t my S.C.E.N.E. …
Es gibt einiges an Gelächter, aber das meiste geht auf McClymonts Konto, das muss ich der Fotze lassen. Er sagt: – Tja, Carl, ich wollte dir eigentlich abraten, deine Zukunft in der Geografie zu sehen. Aber nachdem ich deine Versuche als Songtexter gehört habe, würde ich vorschlagen, du hältst dich lieber an das hier.
Wir lachen alle. McClymont ist in Ordnung. Früher, noch im ersten Jahr, hab ich den Kerl gehasst, aber jetzt, wo man älter ist, kann man gut mit ihm Witze reißen. Ich hab ihn auch schon im Tynie gesehen und so. Ist schön, wenn’s in der Schule auch mal was zu Lachen gibt.
Zum Nachmittag allerdings war mein Selbstvertrauen hin, und ich fühlte mich scheiße; war übermüdet, nervös und erschreckte mich vor meinem eigenen Schatten. Doyle starrte mich auf dem Flur an, und ich wusste nicht, ob es kumpelhaft gemeint war oder ob er rausgekriegt hatte, dass ich Hearts-Fan war. Wie auch immer, ich wich dem Blick lieber aus. Irgendwie total gruselig, die Fotze.
Am Freitagabend blieb ich einfach zu Haus und guckte fern, dann nahm ich ein bisschen was auf und übte Gitarre. Nachdem meine Ma und mein Dad ins Kino gegangen waren, rief ich Malky an, unseren Drummer. Ich wollte ihm erzählen, dass die Ischen um mich rumscharwenzelt waren, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass unsere Band sich rumsprach. Er war ganz aufgekratzt. – Amy Connor wollte uns hören, japste er ganz aufgeregt. Dann sagte ich ihm, wir müssten häufiger bei ihm proben, und er wurde etwas wortkarger.
Mein Alter und meine alte Lady waren ein bisschen misstrauisch, weil ich am Samstagmorgen im Haus rumhing. Wenn ich nicht im
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