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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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den Kopf und sagt so was wie wir dächten heutzutage, wir könnten uns einfach die Rosinen rauspicken, aber keiner hört ihr richtig zu.
    – Aye, nickt Yvonne. – Wir haben Hauswirtschaftslehre und dann Englisch, also gar nich mal so schlecht. Sie zieht ihren Morgenmantel enger zu, damit ich keinen Blick auf ihre Titten werfen kann. Viel Titten hat Yvonne allerdings nicht. Aber tolle Beine. – Ich komm mit dir mit, ich mach mich nur schnell fertig, sagt sie.
    – In Ordnung, aber wir müssen aufpassen, dass uns keiner zusammen aus eurem Haus kommen sieht, sag ich lachend, – sonst kommen die Leute noch auf falsche Gedanken. Ich merke, dass es Terry unangenehm ist, und genieße jede Sekunde davon.
    Yvonne grinst und streicht sich den Pony aus den Augen. – Du kannst meine Bücher tragen, wie in diesen amerikanischen Filmen, sagt sie und huscht in die Diele.
    Natürlich weiß ich, dass ich auf dem Weg zur Schule nur Birrell hier und Birrell da zu hören kriegen werd, aber es ist trotzdem ne nette Idee.
    Terrys Ma ist immer noch nicht zufrieden. – Sie ist kaum fünfzehn und qualmt schon wie ein verdammter Schlot. Du solltest sie nicht auch noch unterstützen, indem du ihr welche gibst, schnauzt sie Terry an.
    – Klappe, stößt Terry zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. – Wer ermutigt hier wen? Du bist doch die Fotze, die immer ne Kippe im Maul hat. Wer hat hier also den schlechtesten Einfluss?
    Mrs. Ulrich atmet tief durch und sieht Walter an. Sie wirkt, als hätte sie Verärgerung und Enttäuschung hinter sich gelassen und einfach resigniert. – Ich hab immer gedacht, er redet mit mir so, wie er mit seinen Freunden im Pub redet. Das hab ich wirklich geglaubt. Aber ich habe mich geirrt. Jetzt muss ich einsehen, dass er ihnen gegenüber nie so respektlos wär. Er spricht mit mir, als wär ich sein Feind, Walter. Sie lässt sich ganz erschlagen und kraftlos auf den freien Stuhl fallen. – Ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht hab, sagt sie zu sich selbst.
    Ich seh den Blick, den Mr. Ulrich mit ihr wechselt, und mir wird klar, dass er Terrys Ma hasst, und zwar dafür, dass sie ihn in die Verlegenheit bringt, was gegen Terry unternehmen zu müssen.
    Uns ist das aber scheißegal, wir fallen ungerührt über die Brötchen her. Ist ne gute Grundlage für den Tag. Man braucht ordentlich Kalorien nach einem Besäufnis am Vorabend.
    Terry beugt sich zu Walter vor und schnippt mit dem Finger:
    – Lass mich mal in die Zeitung da gucken. Wir müssen gleich weg.
    Mr. Ulrich sieht ihn ein, zwei Sekunden an, aber dann gibt er sie ihm.
    Terry wirft den Kopf zurück und stößt ein lautes, kehliges, fieses Lachen aus, das ich noch nie von ihm gehört hab. Mir wird schlagartig klar, dass sein Zuhause das reinste Kriegsgebiet ist und diese armen, alten Säcke keine Gegner für ihn sind. Dafür liebe ich die Fotze, für die Macht, die er hat, und ich bin echt gern mit ihm befreundet. Aber ich glaub wirklich nicht, dass ich je so sein möchte wie er.
    Vom Ficken abgesehen natürlich.
DIE ERSTE NUMMER
    An diesem Morgen gingen Yvonne und ich bei meiner Ma vorbei, und sie machte uns Porridge, Tee und Toast. Es war mir peinlich, als die arme Yvonne versuchte ihr beizubringen, dass sie nie frühstückt, aber meine Ma bloß tönte, es wär die wichtigste Mahlzeit am Tag, und das arme Mädchen praktisch zwangsernährte. Ma erzählte uns, dass Billy gerade weg wär, was Yvonne enttäuschte. Wir mussten also echt nen Zahn zulegen, sonst hätte es noch mehr Zoff mit Blackie gegeben. Komische Sache, man kann ganze Stunden oder sogar Tage blaumachen, ohne dass es irgendwen juckt, aber wenn du mal zwei Minuten zu spät kommst, titschen die total aus.
    Als wir rausgingen, setzte meine Mutter das gleiche trügerisch süße Lächeln auf wie die Mädchen in der Schule, wenn sie einen verarschen, und sagte: – Ach, da hat gestern Abend ein Mädchen für dich angerufen. Sie hat ihren Namen nicht genannt und nur gesagt, sie wäre eine Bekannte, und bei dem Wort »Bekannte« zieht sie die Brauen hoch und sagt es mit ganz zweideutiger Betonung.
    – Ohhh! Carl Ewart! Du bist mir einer! macht Yvonne, und meine Ma lacht, weil sie weiß, dass mir das peinlich ist.
    – Nee … äh, es ist nur … stammle ich. – Äh, was hat sie gesagt?
    – Oh, sie klang sehr nett, erklärt meine Ma, – sie meinte, sie hätte bloß ein bisschen quatschen wollen, und man säh sich ja dann bei eurer Verabredung.
    – Hey-hey-hey! macht Yvonne.
    –

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