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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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an, und ich pruste los.
    In dem Moment kommt Terrys Ma mit nem Tablett voll Brötchen zurück. Sie sehen gut aus. Sie sagt: – Erzähl nicht so einen Blödsinn, Terry, was meinst du mit vergessen? Was zum Teufel hast du schon zu vergessen?
    – Weiß der Larry, ich kann mich nich erinnern. Scheint zu funktionieren! sagt Terry, und ich gucke ihn bewundernd an. Das hat gesessen! Da ist sie ihm sauber ins offene Messer gelaufen. Ich wünschte, Gally hätte das miterlebt. Ein echter Klassiker: ungeschlagen.
    – Du kannst lachen, Terry, aber irgendwann wirst du es bereuen.
    – Wir saufen ja nicht die ganze Zeit, lacht Terry, – manchmal nehmen wir auch Drogen.
    Ich fang an zu kichern, ein unterschwelliges Lachen, das vibriert wie der neue Elektrorasierer, den mein Alter zu Weihnachten gekriegt hat. Der Remington, für den Victor Kiam Werbung gemacht hat, der Typ, der die Scheißfirma gekauft hat.
    – Ich hoffe, mit solchem Blödsinn hast du nichts zu tun, da wirst du ja wohl vernünftiger sein, sagt Terrys Ma kopfschüttelnd und stellt die Brötchen vor uns hin. – Hast du das gehört, Walter? Hast du das gehört? Das ist es, was Lucy erwartet. So was! Sie zeigt auf Terry.
    Walter guckt ihn streng an. – Die junge Dame wird dir so einen Unsinn nicht durchgehen lassen, wenn ihr erst verheiratet seid. Wenn du das glaubst, dann lebst du im Wolkenkuckucksheim.
    – Halt sie da raus, höhnt Terry mit gebleckten Zähnen, – sie geht euch gar nichts an.
    Walter wendet den Blick ab. Terrys Ma schüttelt den Kopf.
    – Arme kleine Lucy. Sie muss verrückt geworden sein. Wenn er nicht mein eigen Fleisch und Blut wär …
    – Mann, hältst du endlich die Klappe, sagt Terry und wirft angewidert den Kopf in den Nacken. Seine alte Dame zittert, als kriegte sie nen Herzinfarkt. – Hörst du? Hast du das gehört? Walter!
    Der alte Knabe nickt nur hinter der Zeitung, die er wie nen Schutzschild vor sich hält, um das Geschehen im Zimmer von sich fern zu halten.
    Mrs. Ulrich geht auf Terry los. – Du sprichst mit deiner Mutter! Deiner Mutter! Dann wendet sie sich an mich. – Sprichst du so mit deiner eigenen Mutter, Carl? Und dann, bevor ich antworten kann, – nein. Ich wette, nicht. Sie sieht Terry an. – Und ich sag dir auch, warum. Weil er noch Respekt hat, deswegen. Respekt!
    Terry schüttelt bloß den Kopf. Er beißt in ein Eibrötchen, und das Eigelb spritzt raus auf den Teppich.
    – Guck dir die Schweinerei an! Walter! tobt seine Ma.
    Walter guckt rüber und ringt sich ein klägliches »aber, aber« ab, doch sein Gesicht sagt: »Was zum Teufel erwartest du da von mir?«
    – Dann musste sie verfickt nochmal ordentlich kochen, meint Terry verächtlich. – Ich hab was auf meine neue Cordhose gekriegt. Ist doch nich meine Schuld, wenn du nich mal n Ei richtig kochen kannst.
    – Koch du sie doch besser! Versuch’s doch!
    – Aye, so weit kommt’s noch, lacht Terry.
    Walter guckt rüber. – Aye, ich glaub, die Seefahrt wäre ein Leben für dich, Terry. Auf alle Fälle würdest du da kochen lernen. Da kannst du dein Glück machen, und sie bringen dir Disziplin bei.
    – So n Scheiß, ich geh nich zur See. Das ist was für Schwuchteln. Nur mit Kerlen auf nem Boot eingesperrt? Na super, sagt er verächtlich und tunkt etwas von dem Eigelb auf seinem Teller mit dem Brötchen auf.
    Walter versucht, freundlich und kumpelhaft zu bleiben, und meint: – Nee, so ist das nicht. Kennst du nicht den Spruch ›in jedem Hafen eine Braut‹?
    Terry grinst nur geringschätzig und mustert Walter kalt. Dann sieht er seine alte Dame an, als wollte er sagen, »aye, guck dir an, was du dir da geangelt hast«. Aber ich bin froh, dass er nichts gesagt hat, denn schließlich ist sie seine Ma, und es stimmt, der muss man mit etwas Respekt begegnen.
    Yvonne kommt in nem pinkfarbenen Morgenrock rein. Sie sieht noch ganz verschlafen und total jung aus, so ungeschminkt, aber irgendwie auch hübscher, auf eine Weise, wie ich es vorher noch nie gesehen hab. Meine Brust zieht sich zusammen, und zum ersten Mal beneide ich Birrell wirklich, weil er mit ihr gebumst hat. – Hast du Kippen? fragt sie Terry.
    Terry holt seine Packung Regal raus. Er wirft Yvonne eine zu, dann mir und dann seiner Ma, an deren Titte sie abprallt. Sie guckt ihn an und hebt sie dann vom Boden auf.
    – Gehst du zur Schule, Carl? fragt Yvonne. – Aye.
    – Was hast du heut Morgen?
    – Doppelstunde Kunst. Nur deswegen geh ich überhaupt, sag ich zu ihr.
    Mrs. Ulrich schüttelt

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