Kleider machen Bräute
ändert alles.«
»Ja«, flüsterte Molly. »Ich weiß.« Und wie optimistisch die Ärzte auch waren, selbst die beste Prognose für die nächsten Monate oder gar Jahre würde schlaflose Nächte, Sorgen, Unsicherheit und viele ängstliche Reisen nach Italien bedeuten.
»Ich muss Francesco finden«, weinte Caitlin. »Ich muss nach Bologna.«
»O Caitlin, ich habe hier alles im Griff …«
»Ich weiß«, unterbrach ihre Schwester sie, »aber ich möchte bei euch sein. Alles andere ist unwichtig.«
Damit hatte Molly nicht gerechnet. Aber diese Hochzeit war doch wohl eine Riesensache, die man nicht mal einfach eben abblies. »Sprich erst mit Francesco, bevor du irgendetwas überstürzt, okay? Du solltest das nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden.«
»Er wird es verstehen.«
Da war Molly nicht so sicher. Sie nahm an, dass er millionenschwerer Geschäftsmann es nicht gerade gut aufnahm, wenn man seine Pläne zunichte machte. Trotzdem nannte sie Caitlin die Adresse des Hotels, ohne groß mit ihr darüber zu debattieren. Sie hätte sowieso nicht auf sie gehört.
»Gut, ich schicke dir eine SMS, sobald ich losfahre. Hier müssen vermutlich erst ein paar Dinge erledigt wer den, die Zeremonie absagen, dem Caterer Bescheid geben und so weiter. Aber ich bin so schnell wie möglich da.«
»Also schön, Caitlin. Fahr vorsichtig. Denk dran, in was für einem Zustand du bist.«
»Das vergesse ich bestimmt nicht. Und Molly?«
»Ja?«
»Danke. Für alles, was du getan hast.«
Wenn Molly nicht auf dem Bett gesessen hätte, wäre sie jetzt umgefallen. »Oh … du brauchst nicht … ich habe nur …«
»Es ist mein Ernst«, fuhr Caitlin fort. »Die letzten Tage müssen für dich ein Albtraum gewesen sein.«
»Nun ja …«, räumte Molly ein.
»Danke, Molly. Du bist wirklich die Beste.«
So lange sich Molly zurückerinnern konnte, war dies das erste Mal, dass sich ihre Schwester freiwillig für irgendetwas bei ihr bedankte. Sogar in Paris, als Molly sich bereit erklärt hatte, das Kleid mitzubringen, hatte sie Caitlin daran erinnern müssen, eine gewisse Dankbarkeit zu zeigen. Es fühlte sich seltsam an. Nach Momenten wie diesen hatte sie wahrscheinlich ihr Leben lang gehungert, und jetzt, nachdem es passiert war, tat sie es einfach ab.
»Vergiss es«, flüsterte sie. »Dafür ist Familie da.«
*
Pascal saß unten in der Lounge und las ein Buch. Äußerlich der gewandte Pariser Herr, sah sie ihm dennoch an, wie aufgewühlt er war. Er seufzte, klappte das Buch zu, legte es auf seinen Schoß und rieb sich die Stirn. Als Molly sich näherte, sprang er auf.
»Wie geht es ihr?«, fragte er und seine Stimme klang besorgt.
»Sie ruht sich aus«, antwortete Molly. »Ich habe Caitlin angerufen, und ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für dich.«
»Mon Dieu, nicht noch mehr!« Pascal schien an diesem Morgen noch französischer geworden zu sein. Überspannt fächelte er sich mit dem Buch Luft zu, ließ sich anmutig zurück in den Sessel fallen und schüttelte den Kopf. »Noch mehr schlechte Nachrichten ertrage ich nicht!«
»Pascal, Caitlin will auf keinen Fall heiraten, wenn Mum nicht dabei ist.«
Pascal wurde ganz still, und Molly wartete geduldig auf seine Reaktion.
»Es tut mir so leid«, fuhr sie fort. »Ich weiß, wie wichtig es ist, dass dieses Kleid der Welt präsentiert wird. Du wirst natürlich bezahlt. Und ich bin sicher, dass Caitlin einen neuen Termin …«
»Hast du jetzt völlig deinen englischen Verstand verloren, cherie? «, richtete Pascal drohend einen Finger auf sie.
»Mir ist klar, dass du verärgert bist …«
»Natürlich will sie nicht ohne ihre Mutter und ihre Schwester heiraten! Für was für einen gefühllosen Schwachkopf hältst du mich eigentlich? Für Delametri Chevalier höchstpersönlich?«
Molly wurde rot. »Tut mir leid. Ich habe nicht richtig nachgedacht. Und nein, du bist ganz bestimmt nicht Delametri Chevalier.«
»Zur Hölle mit der Weltpresse«, wetterte er. »Deine wunderschöne Mutter ist krank. Wir werden warten. Und … hoppla!«
Molly hätte ihn mit ihrer heftigen Umarmung fast samt dem Sessel umgeworfen.
»Du bist süß«, hauchte sie in seinen Nacken. »Danke für dein Verständnis.«
»Warum sollte ich das nicht haben? Ihr alle seid mir jetzt liebe Freunde.«
»Und du bist meiner.« Molly löste sich wieder von ihm und hatte angesichts Pascals heftiger Reaktion ein schlechtes Gewissen, weil sie immer gedacht hatte, die Hochzeit würde trotz allem wie
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