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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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»Wirbelsturm im Anmarsch! Machen wir uns auf was gefasst!«
    Der Stakkatoschritt wurde immer lauter.
    Caitlin klopfte nicht. Sie stieß die Tür auf, stürmte herein und warf sich ihrer Mutter schluchzend an den Hals.
    Molly trat beiseite, um ihrer Schwester Platz zu machen, betrachtete das glänzende, kastanienbraune Haar und die perfekt manikürten Hände. Obwohl sie schluchz te, hatte Caitlin die vollendete Ausstrahlung einer Braut an ihrem Hochzeitstag. Offensichtlich hatte sie ein Selbstbräunungsspray benutzt, die Augenbrauen waren in Form gezupft, und trotz ihres Kummers schimmerte ihr Teint – ein Resultat teurer Pflegeprodukte und Kosmetikbehandlungen, wie Molly vermutete. Sie spürte Tränen in sich aufsteigen. Caitlin war der wandelnde Beweis für eine Hochzeit, die nicht stattfinden würde, jedenfalls nicht heute.
    »Mum«, schluchzte Caitlin. »Es tut mit so leid. Seit wann weißt du es schon? Wie geht es dir?«
    »Aber nein! Du bist es, um die wir uns Sorgen machen!«, beruhigte ihre Mutter sie und streichelte ihr über den Rücken. »Hier kommt die Braut!«
    Caitlin setzte sich aufs Bett und betupfte sich die Augen mit einem Taschentuch. Dann sah sie erstmals Molly an.
    Die wusste nicht, was sie sagen sollte. Hilflos zuckte sie mit den Schultern.
    »Molly?«
    »Hallo.«
    »Komm her.«
    Und Molly wurde von Caitlin ungestüm umarmt. Sie war so überrascht, dass sie beinahe nicht reagieren konnte. Unbeholfen legte sie die Arme um ihre weinende Schwester, bis ihr eine Träne über die Wange lief und auf Caitlins Schulter tropfte.
    »Danke für alles, was du getan hast«, murmelte Caitlin, löste sich von Molly und lächelte zaghaft. »Du hast eine Menge durchgemacht.«
    Molly nickte. »Du aber auch.« Durch den Tränenschleier konnte sie ihre Schwester kaum erkennen. »Du siehst übrigens umwerfend aus.«
    »Unsinn! Ich heule seit zwei Stunden und sehe beschissen aus.«
    »Sollen wir jetzt darüber streiten, ob du gut aussiehst oder nicht?«
    »Ausgezeichnete Idee. Du fängst an.«
    »Seid ihr verrückt geworden?«, mischte sich ihre Mutter ein, und alle mussten lachen.
    »Wo ist Francesco?«, fragte Molly.
    »Er ist nicht mitgekommen. Er wollte uns ein bisschen Freiraum lassen.«
    »Er muss am Boden zerstört sein«, konnte sich Molly nicht verkneifen.
    Caitlin zuckte mit den Schultern. »Natürlich. Er fühlt mit mir – mit uns allen. Er ist mit Telefonieren beschäftigt, sagt allen Bescheid, dass sich die Pläne geändert haben. Er hält die Stellung.« Sie lächelte. Es war ein Lächeln, das, wie Molly und vermutlich auch ihre Mutter wussten, gezwungen war. »Er kommt dich besuchen, sobald sich alles beruhigt hat, Mum.«
    »Wie schön.« Ihre Mutter lächelte.
    »Also, wie sieht dein erster Behandlungsschritt aus?«
    Typisch Caitlin, dachte Molly. Sie erfährt von einem Problem und sucht sofort nach einer Lösung. Während ihre Mutter Caitlin sachlich den Behandlungsplan erklärte, beobachtete Molly die beiden Frauen, als schwebe sie irgendwie über der Szene. Als beobachte sie sich selbst. Caitlin lag zusammengerollt auf dem Bett, in der gleichen Position, in der sie auf dem Sofa lag, wenn sie fernsah. Ihre Mutter hatte den Kopf zur Seite geneigt, während sie mit zusammengezogenen Brauen Caitlin die Einzelheiten nannte, die Molly bereits kannte. Diesen Gesichtsausdruck hatte ihre Mum immer, wenn sie sichergehen wollte, dass sie Fakten präzise wiedergab. Immer, immer, immer.
    »Ich habe es übrigens«, sagte ihre Mum.
    »Du hast was?« Caitlin sah sie verständnislos an.
    »Das, was ich für dich besorgen sollte.«
    Caitlins Gesicht hellte sich auf, als ihr die Erkenntnis dämmerte. »Das ist ja wunderbar! Kann ich es sehen?«
    »Es ist unten in dem Kleiderschrank da drüben.«
    Molly wusste, worüber die beiden redeten, und ihre Stimmung verdüsterte sich. Diese Spieldosengeschichte musste sie jetzt klaglos durchstehen. Schließlich hatte sich seither alles relativiert.
    Caitlin sprang aus dem Bett, öffnete die Kleider schranktür und wühlte in dem Schrank herum. Kurz darauf quietschte sie vor Begeisterung.
    »O Mum, sie ist perfekt! Ich danke dir!«
    Triumphierend tauchte sie aus dem Kleiderschrank auf, drehte die Spieldose in den Händen und bewunderte sie aus allen Richtungen. »Sie sieht fast genauso aus wie die alte, nicht wahr? Das versetzt mich direkt nach damals!«
    Ihre Mutter nickte und freute sich, dass Caitlin so glücklich wirkte. Molly indessen, verletzt durch die Gefühllosigkeit

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