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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Symptome.«
    Yvonne, dachte Molly, sagte jedoch nichts. Er meint Yvonne.
    »Ich habe es auch gesehen«, unterbrach Molly ihn, »aber ich war so mit anderen Dingen beschäftigt, dass ich nicht weiter darüber nachgedacht habe …«
    »Manchmal steht man jemandem auch zu nah«, sagte Simon, stand auf und setzte sich neben sie. Er legte den Arm um Molly und drückte sie.
    »Was ist passiert?«
    Er sah weg. »Das soll sie dir besser selbst erzählen.«
    In dem Moment gab der Aufzug ein leises »Ping« von sich. Die Tür ging auf und Mollys Mutter wurde, gestützt von einer stämmigen Krankenschwester, in die Cafeteria geführt.
    »Mum!« Molly sprang auf und lief auf sie zu. »Alles in Ordnung?«
    Blass und sehr zerbrechlich wirkend, winkte Vanessa ab . »Es geht mir gut«, lächelte sie. »Typisch, dass ich mich an einem Tag wie heute in den Vordergrund dränge.«
    »O Mum, sei doch nicht albern!« Molly umarmte sie. Die zierliche Gestalt schien unter der Umarmung jeden Moment zusammenzubrechen. Rasch lockerte Molly den Griff.
    Die Krankenschwester reichte ihrer Mutter eine Papiertüte, die aussah, als enthielte sie Tabletten, und verabschiedete sich von ihr mit ein paar kurzen Anweisungen in schnellem Italienisch. Ihre Mutter nickte und bedankte sich überschwänglich. Molly stand daneben und sah zu. Sie fragte sich, was ihre Mutter in letzter Zeit durchgemacht haben musste – und wie schrecklich es war, dass sie meinte, es für sich behalten zu müssen.
    Molly half ihrer Mutter zu ihrem Tisch, wo Simon stand und auf sie wartete.
    »Ich lasse euch beide allein«, sagte er. »Nehmt euch Zeit zum Reden. Ich bin draußen.« Dann ging er mit großen Schritten zum Ausgang.
    »Es tut mir leid, Molly«, begann ihre Mutter mit schwacher Stimme. »Ich wollte nicht, dass du es auf diese Weise herausfindest.«
    »Wie … wie schlimm ist es?«, fragte Molly. Sie konnte ihre Mutter nicht ansehen, dann hätte sie sofort wieder angefangen zu weinen.
    »Es ist Lungenkrebs«, flüsterte ihre Mutter, während Molly die Arme auf dem Tisch verschränkte und das tränenfeuchte Gesicht darin vergrub.
    »Scht.« Ihre Mutter streichelte ihr über den Rücken. »Alles wird gut …«
    »Wirklich?«, stammelte Molly und sah zu ihr auf. Für sie hörte sich Lungenkrebs alles andere als gut an. Sie versuchte, sich zusammenzureißen. Das Letzte, was ihre Mutter jetzt brauchte, war, dass sie zusammenbrach. »Was haben sie dir gesagt?«
    Ihre Mutter schaute aus dem Fenster. »Ich muss operiert werden. Dann bekomme ich eine Chemotherapie und Bestrahlungen.«
    Molly biss sich auf die Lippe.
    »Das muss sein, Molly. Aber die Ärzte sind ziemlich optimistisch.«
    »Wirklich?« Molly wagte kaum zu hoffen. »Sie haben wirklich gesagt, sie seien optimistisch?«
    Ihre Mutter nickte. »Und mir bleibt nichts anderes übrig, als das zu glauben.«
    Molly schnäuzte sich noch einmal und richtet sich auf. »Seit wann weißt du es?«
    Ihre Mutter zuckte zusammen. »Etwas über einen Monat.«
    »Mum!«
    »Ich weiß, und es tut mir leid, aber es mussten erst mal alle möglichen Untersuchungen gemacht werden, um die Diagnose zu bestätigen und abzuklären, in welchem Stadium der Krebs ist.«
    »Du musst außer dir gewesen sein.« Sie blickte hoch zu ihrer geliebten Mutter und hasste den Gedanken, dass sie alldas allein durchgestanden hatte.
    »Manchmal, aber irgendwie wird man einfach mitgerissen. Und es braucht Zeit, um solche Nachrichten zu begreifen. Ich habe es für mich behalten, weil ich Zeit zum Verarbeiten brauchte.«
    Molly fiel etwas ein, und ihr wurde ganz elend zumute. »Ich habe zu dir gesagt, du würdest toll aussehen, weil du abgenommen hast«, stieß sie hervor. »O Mum, es tut mir so leid!«
    »Ist schon gut!« Ihre Mutter lachte. »Aber nichts relativiert anderes so sehr, wie eine solche Diagnose, das kannst du mir glauben.«
    »Ich wünschte, du hättest es mir gesagt …« Molly fiel noch etwas ein. »Weiß Caitlin Bescheid?«
    Sie hielt erwartungsvoll den Atem an. Die Antwort kam erst nach einer ewig langen Pause.
    »Natürlich nicht.«
    Sie saßen schweigend da. Molly ergriff die Hand ihrer Mutter. Es schien keine Rolle mehr zu spielen, dass sie unter Zeitdruck standen, dass Caitlin heute heiratete, dass irgendwelche Leute warteten und sich wunderten. Molly spürte, wie ihre Mutter ihre Hand drückte, und nahm sich vor, diesen Augenblick nie zu vergessen, sich immer daran zu erinnern, wie sich ihre Haut anfühlte, ihre zarten Hände, die warme

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