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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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erfreut, als sie den geringen Betrag mit der Kreditkarte bezahlte und protestierte verärgert in gestenreichem Italienisch. Molly verstand kein Wort, begnügte sich mit einem entschuldigenden Schulterzucken à la Pascal und rief dem Mann beim Hinausgehen ein höfliches buon giorno zu. Sie würde nicht zulassen, dass dieser Mann zu einem weiteren Problem wurde, sie hatte weiß Gott auch so schon genug am Hals.
    Ihre positive Grundeinstellung geriet jedoch sofort wieder ins Wanken, als sie zum Hotel zurückging. Im hellen Sonnenlicht blinzelte sie zu der hässlichen, modernen Fassade hinauf und musste gegen die aufsteigende Angst davor ankämpfen, ins Zimmer ihrer Mutter zu kommen und der Realität der Krankheit ins Auge zu sehen.
    Wenn ich sie nicht sehe, passiert das alles auch nicht wirklich …
    Molly setzte sich auf die Stufen vor dem Hoteleingang, holte ihr Handy hervor und wählte aus einem Impuls heraus Simons Nummer. Er war abgereist, sie konnten einander also nicht wehtun. Er würde bestimmt rangehen, sodass sie ihm wenigstens diesen Anruf von letzter Nacht erklären konnte.
    Dies ist der Anschluss von Simon Foss, bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe dann zurück …
    Kläglich wollte Molly schon wieder ausschalten, als sie aus einem Impuls heraus doch auf die Mailbox sprach.
    »Simon? Ich bin’s noch mal. Ähm … hallo.« Ihre Hände zitterten. Es gab so vieles, das sie ihm sagen wollte, aber sie konnte sich plötzlich an nichts mehr davon erinnern. »Danke, noch mal, und gute Reise, und ja, wie gesagt, ich wollte nur Hallo sagen … okay, also …. Bis dann.«
    Nicht einmal das bekam sie hin. Sie war bereits wieder im Begriff, die Austaste zu drücken, als ihr glücklicherweise wenigstens noch eine Sache einfiel. »Ach, und viel Glück, ja? Mit allem … tschüss.«
    Sie legte auf und kämpfte gegen den Drang an, das Handy so weit wie möglich wegzuwerfen.
    Molly blickte über den Parkplatz und die Straße, starrte mit leerem Blick über die ihr fremde Stadt.
    Es war ganz schön viel, was sie mit ihrem neuen Status, so ganz auf sich allein gestellt zu sein, zu verdauen hatte. Molly seufzte tief, als ihr klar wurde, dass sie einen Gang hochschalten musste: von der schusseligen jüngeren Tochter mit hippem Freund und rechthaberischer Schwester zum Mittzwanziger-Single Molly Wright. Sie hatte ein Leben vor sich, das sie vielleicht nie mit einem Seelenverwandten teilen würde, eine Karriere, an der sie feilen musste, und eine Mutter, die nie mehr dieselbe sein würde.
    Bologna schien ihr keine Antworten auf ihre Fragen geben zu können. Aber Molly wusste, dass sie erwachsen sein musste, zumindest, bis Caitlin eintraf und wie gewöhnlich übernehmen würde. Mühsam erhob sie sich und machte sich auf den Weg nach oben zum Zimmer ihrer Mutter.
    Sie hob schon die Hand, um anzuklopfen, zögerte jedoch. War sie überhaupt bereit für ihre neue Rolle?
    »Komm ruhig herein, Molly. Die Tür ist nur angelehnt.«
    Woher wusste ihre Mutter, dass sie hier war?
    Als Molly die Tür aufschob, lächelte ihre Mutter sie an.
    Sie saß mit Kissen gestützt im Bett, und im Hintergrund lief leise ein Radiosender mit klassischer Mu sik, den Vanessa im Fernsehgerät gefunden haben musste.
    »Wie kommt es bloß, dass unsere Zimmer absolut identisch sind, aber deines viel gemütlicher wirkt?« Molly lächelte und genoss die freundliche Atmosphäre. »Wahrscheinlich, weil du hier drin bist. Du schaffst es immer, ein Nest zu bauen, egal, wo du bist.« Molly ging zum Bett und umarmte ihre Mutter. »Wie fühlst du dich?«
    »Traurig«, antwortete ihre Mutter ohne zu zögern. »Und wütend über mein schlechtes Timing.«
    »Hey«, sagte Molly besänftigend, »das ist doch nicht deine Schuld! Und …«, sie zögerte, weil sie Angst hatte vor der Antwort, »körperlich?«
    »Erschöpft. Als läge irgendein Bleigewicht auf mir. Ich hätte es wirklich nicht geschafft, mich heute wieder ins Auto zu setzen.«
    »Natürlich nicht«, versicherte Molly. »Aber füge deiner Liste von Problemen nicht auch noch ein schlechtes Gewissen hinzu. Okay?«
    Ihre Mutter lächelte dankbar. Molly packte die Sachen aus der Einkaufstüte aufs Bett.
    »Hast du Hunger?«
    »Oh … wie aufmerksam …«
    Molly wusste, dass ihre Mutter sie bei Laune halten wollte, als sie mit der Hand über die Auswahl an Feigen, Bananen und Ciabatta fuhr.
    »Sei brav und iss etwas, und … oh …« Molly hörte vertraute Schritte im Flur. Die beiden tauschten einen Blick.

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