Kleider machen Bräute
verhagelt. Dein großer Tag. Deine fünfzehn Minuten.«
»Aber das ist es ja«, schniefte Caitlin. »Es waren ja gar nicht meine Pläne.«
»Wie meinst du das?«, fragte Molly.
Caitlin winkte ab. »Es war Francescos Mutter. Sie wollte unbedingt eine Riesenhochzeit, mit allem Drum und Dran und viel Publicity. Ihr habt noch nie eine itali enische Mama gesehen, die so stolz auf ihren Sohn ist.«
»Ich kann mir vorstellen«, lächelte ihre Mutter, »dass sie allen Grund dazu hat.«
Molly zwinkerte ihrer Mutter zu.
»Ich habe natürlich gern zugestimmt. Ich meine, es war ja alles nett gemeint, und sie haben mir das Gefühl gegeben, es wäre mein besonderer Tag. Sie haben sich solche Mühe gegeben, aber nie hat jemand mal innegehalten und mich gefragt, ob es auch das ist, was ich will.«
»Typisch«, murmelte Molly und schüttelte den Kopf. Sie hatte es gewusst. Francesco dachte nur an sich selbst.
»Sei nicht so!«, schalt Caitlin. »Ich habe mich ehrlich über alles gefreut, was sie gemacht haben. Es wäre eine wunderschöne Feier geworden. Aber es war nicht die Hochzeit, die ich mir erträumt habe.«
»Wie hätte die denn ausgesehen?«, fragte Molly.
Versonnenem schaute Caitlin aus dem Fenster. »Die Familie. Ein hübsches Kleid. Blumen. Das ist das Entscheidende.«
»Ein Bräutigam?«, zog Molly sie auf.
»Kleinigkeiten.« Caitlin grinste, aber gleich darauf wurde ihre Miene wieder bedrückt. »Ich liebe ihn so sehr«, jammerte sie und ließ den Kopf auf die Schulter ihrer Mutter sinken. »Ich mache mir nichts aus all dem Theater und der Torte und den Schaulustigen, die in Venedig über dem Zaun hängen, ich möchte einfach nur mit Francesco verheiratet sein.«
»O Liebling.« Ihre Mutter schloss sie in die Arme. »Das wirst du.«
Zum wiederholten Male richtete Caitlin sich auf und versuchte, sich zusammenzureißen. »Es ist wahrscheinlich Karma oder so was, egal. Ich war wegen der Hochzeit zu allen so widerlich, es war einfach zu stressig.« Sie sah Molly an. »Du hast wohl am meisten abbekommen, aber ehrlich gesagt, du machst dir keine Vorstellung davon, was es heißt, zu versuchen, dafür zu sorgen, dass sich die Träume von jemand anderem erfüllen.«
»Doch, habe ich. Das Kleid – du erinnerst dich?«
Caitlin wurde verlegen. »Ja …«
»Vergiss es.« Molly lächelte und rekelte sich. »Hört zu, ich werde für ein Weilchen auf mein Zimmer gehen, damit ihr beide Zeit habt, euch auf den neuesten Stand zu bringen. Und ich werde mir derweil stundenlang die Melodie dieser kleinen Spieldose anhören.« Sie schnappte sich die Dose, ein Stück Ciabatta, ein paar Feigen und eine Zeitschrift. Dann stand sie auf. »Bis später.«
Molly trottete hinauf in ihr Zimmer. Sie fühlte sich sonderbar leer und matt und musste immerzu daran denken, was Caitlin über Francesco gesagt hatte – seine liebevolle Reaktion auf die schlechten Nachrichten bezüglich ihrer Mutter, dieses ganz normale Verhalten seiner Familie, und der Gesichtsausdruck ihrer Schwester, wenn sie seinen Namen nannte.
Ich bin so eine Idiotin, dachte Molly, während sie die Zimmertür aufschloss. Und dann warf sie sich wieder einmal aufs Bett, um nachzudenken.
23. Kapitel
Stunden bis zur Hochzeit: 0
Kilometer bis zur Hochzeit
M olly war jedoch zu rastlos, um es lange in ihrem Zimmer auszuhalten. Schon nach wenigen Minuten stand sie wieder auf und ging die Treppe hinunter, um draußen ein bisschen spazieren zu gehen. Als sie jedoch vertraute Schritte hörte, die ihr entgegenkamen, blieb sie stehen.
»Pascal!«, rief sie. »Wie geht es dir?« Pascals Wangen waren vor Aufregung gerötet und er nahm zwei Stufen auf einmal zu ihr hinauf.
»Wie es mir geht?«, wiederholte er. »Phänomenal!«
»Wie … schön«, antwortete Molly stockend und fragte sich, was in aller Welt geschehen war, das ihn in derart gute Laune versetzt hatte.
»Komm mit. Ich habe Madame von der Rezeption bereits gebeten, uns Eier Benedikt im Speiseraum zu servieren. Ich habe wunderbare Neuigkeiten.« Er hielt eine zusammengerollte Tageszeitung hoch. Als er fast bei ihr war, machte er kehrt und signalisierte ihr, ihm zu folgen.
»Pascal? Was ist denn los?« Molly lachte.
»Du hast doch Hunger, nicht wahr?«
»Ja.« Molly nickte eifrig. »Ich bin am Verhungern.«
»Dann komm.«
Molly hatte seit Tagen nicht mehr anständig gegessen. Und als sie sich das köstliche Frühstück schmecken ließ, das der Kellner für sie aufgetischt hatte, wurde ihr klar, dass Pascal es
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