Kleider machen Bräute
an seinen Platz.«
Mit der Zärtlichkeit eines Elternteils, das ein Kind zu überzeugen versucht, sein Lieblingsspielzeug loszulassen, löste er Pascals Hände vom Türgriff, drehte ihn an den Schultern herum und begleitete ihn zurück an seinen Platz.
Eine Welle des Applauses begleitete die beiden, durchsetzt von ein paar barschen Kommentaren über Pascals Idiotie.
Den ganzen Weg redete Simon beruhigend auf ihn ein.
»Na los, Kumpel, wir wollen Sie wieder angurten. Ich weiß, es ist beunruhigend, aber diese Burschen wissen, was sie tun. So etwas passiert eben ab und zu, machen wir es nicht schlimmer, indem wir der Crew noch mehr Arbeit aufhalsen, was meinen Sie?«
Pascal schob die Unterlippe vor und nickte. In diesem Moment kam Sascha aus dem hinteren Teil des Flugzeugs und bot seine Unterstützung an.
»Ich konnte nicht schneller hier sein.« Er ging neben Pascals Sitz in die Hocke, fasste ihn bei den Schultern und fragte ihn: »Kann ich Ihnen behilflich sein, Monsieur?«
Saschas Anblick hatte eine beruhigende Wirkung auf Pascal. Wie von Zauberhand richtete er sich auf, wischte sich über die Brauen und versuchte mit aller Gewalt, sich zusammenzureißen. »Danke … es … geht mir gut.«
»Sind Sie sicher?«
Er nickte. »Es tut mir leid …«
Sascha zwinkerte ihm zu. »Alles wird gut. Flugangst ist was Schreckliches, aber die Angst, Gefühle zu zeigen, ist noch viel schlimmer.«
Pascal reagierte auf Saschas weise Bemerkung mit einem hingebungsvollen Hundeblick.
»Kein Grund, sich zu schämen, mein neuer Freund«, fuhr Sascha fort, nahm Pascals Hand und drückte sie behutsam. »Versuchen Sie, sich zu entspannen, und wir sehen uns nach der Landung wieder, okay?«
Dann war er verschwunden. Pascal blieb zurück und starrte mit verschleiertem Blick ehrfürchtig auf die Hand, die Sascha gedrückt hatte.
»Was ist passiert?«, stammelte er.
»Alles wird gut.« Molly lächelte und strich ihm beruhigend über den Arm, obwohl sie insgeheim fand, dass das Flugzeug auf alarmierende Weise ruckelte und wieder absackte. Pascal umklammerte die Sitzlehnen so fest, dass seine Arme vor Anstrengung zitterten. »Atmen, Pascal, tief durchatmen. Na los, ein … und wieder aus … genau so …«
Langsam beruhigte er sich ein wenig. Erleichtert wandte sich Molly an Simon. »Danke. Vielen Dank, dass Sie ihm geholfen haben.«
Simon winkte ab. »Schon gut. Ich habe wohl genügend Katastrophenfilme gesehen, um zu wissen, was man in solchen Situationen sagen muss. Reines Glück.«
Molly lächelte. »Sie waren großartig. Tut mir leid, dass ich keine große Hilfe war, ich war ehrlich gesagt selber total erschrocken.«
»Deshalb ist es in solchen Momenten für einen Fremden manchmal leichter, die Initiative zu ergreifen. Sie stehen ihm zu nah.«
Molly wollte erwähnen, dass Pascal praktisch ein Fremder für sie war, aber in dem Moment neigte sich das Flugzeug dramatisch auf die linke Seite und beschrieb eine scharfe Kurve. Dann ging es mit ungesund dröhnenden Triebwerken steil nach unten. Draußen rückten die Alpen bedrohlich immer näher, bis sie plötzlich in dichte graue Wolken eintauchten, woraufhin das Flugzeug noch stärker ruckelte und sich zur Seite neigte.
Mollys Handflächen waren feucht, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie bemühte sich, ihre Angst vor Pascal zu verbergen, kniff die Augen zusammen und wünschte sich inständig, dass das Flugzeug sicher landete – und zwar so schnell wie möglich.
»Ladies and Gentlemen, wir werden bei Nebel landen. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung, unser Radar und die Crew sind bestens darauf eingestellt, mit einer solchen Situation umzugehen …«
Der Rest der Mitteilung ging in Knistern und Knacken unter. Dann rumpelte es laut, als das Fahrgestell ausgefahren wurde. Molly konnte in der dichten Nebelsuppe vor dem Fenster nichts erkennen. Beängstigend schaukelten sie von einer Seite zur anderen, sackten immer wieder durch, wenn die Maschine an Höhe verlor. Von Radar hatte sie keine Ahnung. Wie in aller Welt sollte der Pilot in diesem Nebel landen? Simon blickte starr nach vorn und nagte an seiner Unterlippe.
Und dann sah Molly plötzlich rote und grüne Landungslichter, nur wenige Meter unter ihnen. Die Motoren kreischten, als die Landeklappen ausfuhren, und es hörte sich an, als würde das Flugzeug auseinandergerissen.
Es traf die Landebahn wie eine Rakete, die Triebwerke kreischten noch lauter, als die Bremsen griffen und sie langsam an Geschwindigkeit
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