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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Stimme, »ich werde das hier regeln.«
    »Jemand hat sich beschwert«, sagte Sascha. »In der Schweiz gibt es da anscheinend Bestimmungen«, mokierte er sich und fügte leise hinzu: »In Moskau regen wir uns wegen solcher Kleinigkeiten nicht auf. Schusswaffen – ja. Bomben – ja. Drogen – gelegentlich. Aber ein Gentleman wie Sie, der einfach nur Flugangst hat? Pah!«
    »Muss er mitkommen?«, fragte Simon.
    »Entweder freiwillig oder er wird verhaftet.« Sascha zuckte mit den Schultern.
    Pascal schluckte.
    Sascha legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich komme mit und werde darauf achten, dass man Sie nachsichtig behandelt. Und die Beamten davon überzeugen, aus einer Mücke keinen Elefanten zu machen, wie wir zu Russen sagen.«
    Molly sah Sascha an. »Das sagen die Russen auch?«
    »Da…anke.« Pascals Versuche, souverän zu wirken, gerieten ins Wanken. Er zitterte inzwischen am ganzen Körper. Molly fragte sich, ob das vielleicht an den Pillen lag, die er geschluckt hatte. Seine geweiteten Pupillen und sein sprunghaftes Verhalten sprachen jedenfalls Bände.
    Hilflos sah sie zu, wie Sascha Pascal am Arm fasste und wegführte.
    »Wir sollten besser unser Gepäck holen«, sagte Simon.
    »Was wird wohl als Nächstes schiefgehen?« Molly seufzte und blickte Pascal nach.
    »Ihm passiert schon nichts«, meinte Simon. »Sie werden ihn vermutlich nur befragen, ihm ein bisschen Angst machen, und ihn dann gehen lassen. Dann können Sie beide in den Sonnenuntergang davonreiten.«
    »Hoffentlich«, sagte Molly.
    Gedankenversunken trotteten sie und Simon bis zu der Halle, in der sich das untätige Gepäckförderband befand, und schlossen sich einer großen Gruppe anderer Reisender mit langen Gesichtern an.
    An der Wand hing eine Karte von Europa. Molly trat davor, um herauszufinden, wo genau sie sich befanden. Ein roter Pfeil markierte ihren Standort inmitten der tief violett gefärbten Schweizer Alpen. Mit dem Finger fuhr sie von dort aus nach unten und dann nach rechts in Richtung Venedig, sah auf den Maßstab links unten auf der Karte und rechnete.
    So weit war es gar nicht. Nur ein kleiner Hüpfer über die Alpen. Von hier aus musste es eigentlich jede Menge Flüge nach Italien geben.
    In diesem Moment ertönte eine Ansage über die Lautsprecheranlage. Knapp und klar und mit auch nicht annähernd ausreichendem Bedauern wurde bekanntgegeben, dass aufgrund der Wetterverhältnisse an diesem Tag von Sion Airport keine Flüge mehr abgehen würden.
    »Oh, bitte nicht«, stöhnte Molly.
    Damit war sie nicht die Einzige. Auch alle anderen Passagiere taten ihren Unmut kund, bis ein lautes »shhht!« durch die Halle ging, damit man auch noch den Rest der Ansage hören konnte.
    Die blecherne Stimme erklärte, aus Sicherheitsgründen könne man noch keine Angaben zu Flügen für den nächsten Tag machen. Man müsse abwarten, wie sich das, ungewöhnlich unruhige Wetter entwickle.
    »Das ist ja wirklich ein ganzer Sack an guten Neuigkei ten«, übertönte Molly wütend das Gemurmel der anderen Reisenden. »Höhere Gewalt ist für Caitlin keine Ent schuldigung. Sie bringt mich um, wenn ich nicht recht zeitig in Venedig bin. Zum Glück haben wir noch ein paar Tage Luft.« Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte, die Fluggesellschaften würden sich ein Bein ausreißen, um Passagieren zu helfen, wenn so etwas passiert?«
    Simon drückte wie wild auf den Tasten seines Handys herum.
    »Ungewöhnliches Wetter?«, fuhr Molly fort. »Was ist denn daran ungewöhnlich? Ich meine, klar, wir haben August, und da sollte es nicht unbedingt schneien – in den Alpen aber vielleicht doch, wer weiß? Und wenn unsere defekte Maschine hier landen konnte, bei Sturm, Nebel, Schnee und mit einem lahmen Flügel oder was auch immer, dann werden sie doch wohl eine andere auftreiben können, die ohne größere Schwierigkeiten startet? Also ehrlich!«
    Simon nickte geistesabwesend. »Die sollten sich besser was einfallen lassen – Yvonne wird am Boden zerstört sein, wenn ich nicht rechtzeitig da bin.«
    Molly spürte ein Ziehen im Magen.
    Yvonne.
    Da war sie also: die Frau in seinem Leben. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Als er ihren Namen aussprach, veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Seine blauen Augen verrieten, wie sehr ihm der Gedanke zusetzte, sie im Stich zu lassen. Die feinen Linien um seine Mundwinkel waren weicher geworden und zuckten leicht. Molly war bisher nie klar gewesen, wie viel Gesichter verraten können.
    Sie beobachtete ihn,

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