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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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»Tut mir leid«, sagte er. »Hier ist Schluss für mich.«
    Molly wurde schwer ums Herz. Aber sie versuchte erst gar nicht, ihn zu überreden. Es war hoffnungslos. Selbst wenn sie hier durchkämen, wäre weiter oben vermutlich noch mehr Schnee.
    »Verständlich.« Simon seufzte. »Ich würde auch nicht weiterfahren.«
    Pascal saß kerzengerade auf seinem Sitz. Steif, pariserisch und ganz und gar außerhalb seiner Wohlfühlzone. Molly hielt es für unwahrscheinlich, dass er eine Idee hatte, was sie jetzt machen sollten.
    »Wir müssen zurück ins Hotel und uns was anderes überlegen«, sagte Molly mit einem flauen Gefühl im Magen. »Caitlin wird vollstes Verständnis haben.« Keineswegs.
    Wie zur Bekräftigung begann es noch heftiger zu schneien. Daheim in Yorkshire hatte Molly schon etliche imposante Schneefälle erlebt, aber das hier war ein anderes Kaliber. Die Flocken waren dicker als die Wattebäusche in dem Glasgefäß auf der Frisierkommode ihrer Mutter, das sie als Sechsjährige runterfallen ließ, als sie die Wimperntusche entfernen wollte, die sie aus Caitlins Kosmetiktasche stibitzt hatte.
    »Also, ich gebe noch nicht auf«, erklärte Simon unvermittelt. »Jetzt sind wir so weit gekommen, und ich muss nach Venedig. Und Sie beide auch.«
    »Simon, die Straße ist blockiert«, appellierte Molly an seine Vernunft. »Wenn Sie nicht zufällig so einen Teleporter wie in Raumschiff Enterprise dabei haben, um uns hinzubeamen, können wir nicht viel tun … Simon? Wo wollen Sie denn hin?«
    Er hatte die Tür geöffnet und kletterte hinaus. Dann drehte er sich zu Molly um und grinste frech. »Ich begebe mich raus. Könnte ein Weilchen dauern …«
    »Simon!«
    »Da drüben ist ein Haus. Sehen Sie?«
    Molly stieg ebenfalls aus. Der frische Schnee knirschte unter ihren Stiefeln. Sie war froh, dass sie sich warm angezogen hatte, aber der eisige Wind brannte auf ihren Wangen und Schneeflocken fielen ihr in die Augen.
    »Ja, aber …«
    »An solchen Orten lebt man nicht, ohne für Extremsituationen ausgerüstet zu sein. Ich gehe hin und rede mal mit denen – vielleicht haben die einen Geländewagen oder so.«
    »Na gut«, antwortete Molly unschlüssig. Dann konnte sie sich eine kleine Spitze nicht verkneifen: »Jede Wette, jetzt hätten Sie gern so eine alberne Hightech-Skiausrüstung, stimmt’s?«
    »Zum Teufel«, sagte er und zeigte auf seinen Wollpullover, der schon mit Schnee überzogen war. »Wenn Wolle gut genug für Schafe ist, dann ist sie auch gut genug für mich!«
    Dann stapfte er durch den Schnee auf das Haus zu, blieb aber noch einmal stehen, drehte sich um und rief: »Pascal?«
    »Oui?« Pascal hockte vor seinem geöffneten Koffer auf dem Boden. Er zog einen langen Kaschmirmantel und eine Kosakenmütze aus Pelz heraus.
    »Begleiten Sie mich?«, fragte Simon. »Vielleicht wird dort nur Französisch gesprochen.«
    Mit übertriebenem Gehabe zog Pascal Hut und Mantel an und folgte Simon stolpernd durch den Schnee.
    »Ich komme auch mit.« Obwohl Molly mehrere Lagen Kleidung angezogen hatte, klapperte sie mit den Zähnen. »Es dauert nicht lange!«, rief sie dem Fahrer über die Schulter weg zu. Aber ihre Stimme ging im stürmischen Wind unter.
    Als sie auf halbem Weg zu dem Haus waren, hörten sie, wie hinter ihnen eine Tür zugeschlagen wurde, gefolgt vom Geräusch eines anspringenden Autos.
    Wie angewurzelt blieben die drei stehen und drehten sich langsam um.
    Der Fahrer hatte ihr gesamtes Gepäck, einschließlich des Kleidersacks mit dem Hochzeitskleid in den tiefen Schnee neben der Fahrbahn geladen, wendete schliddernd den Wagen, hupte noch einmal und fuhr den Berg wieder hinunter.
    »Merde«, flüsterte Pascal.
    »Allerdings merde «, stimmte Molly zu. »Kommt, helft mir, das Gepäck zu holen, sonst ist das Kleid endgültig hinüber.«
    Sie stapften zurück und sammelten ihre Taschen und Koffer ein. Erleichtert stellte Molly fest, dass der Kleidersack unversehrt war – glücklicherweise bestand er aus absolut wasserdichtem Material.
    »Auf geht’s«, sagte Simon, »liefern wir uns auf Gedeih und Verderb demjenigen aus, der dort wohnt.«
    »Andernfalls werden wir sterben«, stellte Pascal mit einer respektvollen Kniebeuge und einem Kopfschütteln klar.
    Sie stolperten und schlidderten den langen Weg bis zur Tür des Holzhauses und versuchten, sich dabei gegenseitig zu stützen.
    »So fangen Horrorfilme an«, sagte Molly. »Vielleicht werden wir gleich ermordet.«
    »Sind Sie immer so aufgekratzt?«,

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