Kleider machen Bräute
ist nicht hier, um Sie in den Klammergriff zu nehmen, falls Sie durchdrehen.«
»Sehr lustig.« Aber Pascal trug es mit Fassung und lachte.
Draußen war es genauso, wie es Mollys Ansicht nach in den Alpen auszusehen hatte. Die weißen, steilwandigen Berge mit ihren furchterregenden Felsnasen waren mit schneebeladenen Tannen übersät. Hier und da wurden aus Holz errichtete Berghütten sichtbar, die in unglaublicher Höhe wie Lebkuchenhäuser gewagt in den steilen Wänden klebten, mit ihren funkelnden Lichtern jedoch freundlich und einladend wirkten.
Die atemberaubenden Ausblicke verschwanden immer wieder im starken Schneefall, der dichter zu werden schien, je höher der Minibus sich den Pass hinauf schraubte. Die Straße vor ihnen war inzwischen komplett weiß, und bisweilen hatte es den Anschein, als folgte der Fahrer der Strecke aus dem Gedächtnis.
»Fahren Sie Ski?«, fragte Molly Simon.
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nie so richtig verstanden, was der Witz daran sein soll. In einem knall bunten Strampelanzug, der aussieht, als wäre er aus Dachbodenisolierung, auf zwei Brettern den Berg runterrutschen – nein, das ist nichts für mich. Und Sie?«
Molly kicherte. »Hat mich nie gepackt. Aber was die Kleidung betrifft, irren Sie sich.«
»Hätte ich mir ja denken können.«
»Die Verfahren, mit denen Skikleidung heutzutage hergestellt wird, sind unglaublich.«
Er verdrehte die Augen. »Wenn Sie es sagen.«
»Das stimmt! Auch die Machart wird ständig verbessert, die Materialien werden leichter, aber dafür wärmer. Man kann sich viel einfacher darin bewegen.«
»Ich finde, Skifahrer sehen aus wie Riesenbabys.«
Molly lachte. »In dem Punkt werde ich Sie wohl nicht umstimmen können, wie?«
»Höchst unwahrscheinlich, fürchte ich.«
Pascal mischte sich ein und sagte zu Molly: »Meine Chevalier-Skikollektion für die nächste Saison hat Akzente aus Hermelinimitaten.« Diese Information fand Molly nicht sonderlich hilfreich. »Ich nenne sie Eco-luxe.«
» Deine Kollektion?«, zog Molly ihn auf.
Pascal verzog das Gesicht und schwieg.
»Oh, seht nur!« Molly zeigte durchs Fenster auf ein Auto, das von der Straße abgekommen war und dessen Heck talwärts zeigte.
»Hoffentlich ist dem Fahrer nichts passiert«, sagte Simon und suchte stirnrunzelnd den Abhang nach ihm ab. »Das ist ganz schön haarig – hoppla!.«
Der Minibus war plötzlich ins Schleudern geraten und rutschte auf den steilen Abhang zu.
»Vorsicht!«, kreischte Molly. Panisch umklammerte sie Simons Arm.
Der Fahrer lenkte gegen und schaffte es irgendwie, den Wagen zurück auf die Straße zu bringen, ohne dabei auf die Bremse zu treten und sie dadurch endgültig unkontrolliert ins Trudeln zu bringen. Mit aufheulendem Motor und unter begleitendem Applaus von Molly und Pascal gelang es dem Fahrer, den Wagen wieder in die Spur zu bringen.
»Puh, gute Arbeit«, sagte Simon und klopfte dem Fahrer auf die Schulter.
Dieser schüttelte den Kopf. »Das ist nicht gut«, murmelte er und blinzelte angestrengt geradeaus, um den Straßenverlauf auszumachen.
In diesem Moment fuhren mehrere Wagen aus der Gegenrichtung an ihnen vorbei.
»Na also«, rief Pascal. »Weiter oben muss die Straße frei sein, der Gegenverkehr kommt durch.«
Es dauerte nicht lange, bis ihnen aufging, woher diese Wagen gekommen waren. Denn nachdem sie etwa einhundert Meter vorsichtig weitergeschlingert waren, kamen sie an eine Haltebucht, in der man drehen konnte. Dahinter machte eine hohe Schneeverwehung die Weiterfahrt in ihrem ächzenden Minibus unmöglich. Durch den mitunter für einen Moment nachlassenden Schneefall konnte Molly erkennen, dass sie noch nicht einmal die Passhöhe erreicht hatten. Kreisförmige Reifenspuren deuteten darauf hin, dass hier für alle Fahrzeuge die Reise zu Ende war.
Simon und Molly tauschten einen düsteren Blick. Pascal sah den Fahrer an, dessen Miene nicht verriet, was er dachte. Dann zuckte er mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
Simon zeigte mit dem Daumen nach unten.
Die Schneeverwehung war unüberwindlich. Über einen Meter hoch erstreckte sie sich quer über die Straße, und der Wind wirbelte unaufhörlich feinen Pulverschnee über ihrer unberührten Oberfläche auf. Sie schien minütlich höher zu werden. Nicht einmal ein Geländewagen mit Vierradantrieb hätte hier eine Chance gehabt. Höchste Zeit, umzukehren und den anderen gescheiterten Wagen zu folgen.
Der Fahrer sah über die Schulter zu ihnen nach hinten.
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