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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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kostbaren freien Platz.
    Molly stand mit offenem Mund da und sah ihm an. So eine Frechheit!
    »Guten Morgen, Miss Molly Wright.«
    Pascal stand hinter ihr, zog den Knoten seiner Seidenkrawatte zurecht und überprüfte sein untadeliges Aussehen im Spiegel über dem Kamin. Er trug ein frisches weißes Hemd, teuer auf alt gemachte Jeans, und sein marineblauer Blazer wirkte so neu, als hätte er ihn zum ersten Mal an.
    Kaum zu glauben, dass dies derselbe Mann wie am Vortag sein sollte.
    »Guten Morgen, Pascal, wie fühlst du dich?«
    »Um einiges besser, als ich es verdiene. Ich hatte eine sehr gute Nacht.«
    »Wie schön.« Molly zwang sich zu lächeln.
    Er verzog das Gesicht. »Heute werde ich tapferer sein.«
    Natürlich fragte sich Molly, ob er die Nacht mit Sascha verbracht hatte, aber Pascal gab nichts weiter preis, und Sascha war nirgendwo zu sehen.
    »Wann müssen wir am Flughafen sein?«
    »Das ist der Punkt«, erwiderte Molly. »Es gibt nur einen Flug, und der ist anscheinend ausgebucht …«
    Pascals Miene hellte sich auf. »Ausgebucht? Das nenne ich eine wirklich gute Nachricht. Siehst du das Wetter draußen? Niemand, der bei Verstand ist, würde bei dem Wetter in ein Flugzeug steigen – das wäre Selbstmord!«
    Obwohl Pascal nicht ganz unrecht hatte – starker Schneefall und heulender Wind ließen einen kaum die Hand vor Augen sehen –, beschlich Molly der Verdacht, dass Pascal ihr Ziel ein wenig aus den Augen verlor.
    »Wir müssen spätestens morgen in Venedig sein, Pascal.«
    »Ganz recht«, stimmte er kurz angebunden zu.
    Die Rezeptionistin hatte ihr Gespräch mitangehört und warf einen Blick auf ihren Computerbildschirm. »Jetzt ist der letzte Platz auch noch weg!«
    Molly sah zur Tür, wo Simon immer noch in sein Handy sprach.
    »Entschuldige mich bitte.« Pascal stolzierte zur Anmeldung, ergriff die Hand der Empfangsdame, als wäre sie das Kostbarste, womit er je in Berührung gekommen war, führte sie an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf. »Madame, darf ich Sie zu Ihrem wunderschönen Hotel beglückwünschen? Ich habe eine geradezu perfekte Nacht hier verbracht.«
    Die Rezeptionistin sah aus, als würde sie vor Seligkeit jeden Moment in Ohnmacht fallen. Pascal hatte sich wieder in den gewandten Charmeur verwandelt, dem Molly in Delametris Atelier begegnet war. Sein gesamtes Auftreten hatte sich verändert. Er wirkte größer und strahlte eine Aura von Autorität aus. Irgendetwas muss ihm letzte Nacht verdammt gut getan haben, dachte Molly.
    »Ist mir ein Vergnügen, Monsieur«, flirtete die Rezeptionistin. »Kann ich heute noch irgendetwas für Sie tun?«
    Pascal winkte ab. »Madame, ich wüsste nicht, was Sie der Perfektion dieser Gastfreundschaft, die ich bereits genießen durfte, noch hinzufügen könnten.«
    Er wandte sich Molly zu und deutete mit dem Kopf eine respektvolle Verneigung an. »Meine Mitarbeiterin und ich werden uns bemühen, uns eine Reisemöglichkeit nach Venedig zur Hochzeit ihrer Schwester zu sichern, als wie mühsam und schwierig sich dies auch erweisen mag. Bitte, ich bitte Sie, befassen Sie sich nicht damit.«
    Willentlich oder nicht – die Rezeptionistin schluckte den Köder. »Vielleicht könnte ich da etwas für Sie tun …«
    Pascal gab sich entrüstet. »Madame! Sie sind so stark beschäftigt, einfach undenkbar , Ihnen derartige Unannehmlichkeiten zu bereiten.«
    »Aber ich bestehe darauf!«, flötete sie. »Sie müssen heute noch nach Venedig, richtig?«
    Pascal, der immer noch Empörung mimte, dass sie auch nur eine Sekunde ihrer kostbaren Zeit auf die Lösung seines Problems verschwendete, nickte zögernd.
    »Dann müssen Sie unverzüglich nach Domodossola, um einen Zug zu erwischen. Und ich lasse Sie hinbringen!«
    Molly lehnte sich an den Kaminsims, verschränkte die Arme und beobachtete den in voller Fahrt befindlichen Pascal mit unverhohlener Bewunderung.
    »Domo…« Verständnislos runzelte Pascal die Stirn.
    »Domodossola – das ist eine Stadt auf der anderen Seite des Simplon-Passes.«
    »Ist das weit?«
    Die Empfangsdame machte eine kurze Pause. »Nein.« Sie deutete nach draußen. »Allerdings ist das Wetter nicht gut, deshalb sollten Sie sich so schnell wie möglich auf den Weg machen. Ich bestehe darauf, dass unser Fahrer Sie mit dem hoteleigenen Minibus hinbringt.«
    »Oh, Madame!« Pascal zückte ein Taschentuch und tupfte sich die Augenwinkel. »Sie sind zu freundlich.«
    Sie strahlte wie ein Schulmädchen, das für seine guten Noten gelobt

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