Kleider machen Bräute
wurde. »Nein, nein, es ist mir ein Vergnügen. Unser Fahrer ist gerade unterwegs, um die Zimmermädchen aus dem Dorf zu holen, aber er wird bald zurück sein. Warum frühstücken Sie – und Ihre Mitarbeiterin – nicht eine Kleinigkeit, während Sie warten?«
»Madame, das werde ich Ihnen nie vergessen.« Pascal ergriff ihre Hand zum zweiten Mal und küsste sie erneut.
»Gern geschehen.« Die Empfangsdame lächelte ihn an.
Molly lächelte ebenfalls. Pascal, du Schlitzohr!
»Da wäre leider noch etwas, das ich erledigen müsste«, gestand Pascal und beugte sich über den Tresen.
»Ja?« Molly sah, wie sich die Rezeptionistin erwartungsvoll auf die Unterlippe biss.
»Blumen«, sagte Pascal. »Ich muss Blumen besorgen.«
»Aber nein, Monsieur, das müssen Sie wirklich nicht. Das gehört alles zum Service.«
»Ah, aber es gibt da eine Dame«, erklärte Pascal, »der ich gestern … begegnet bin und der ich Blumen schicken muss. Sie heißt Consuela und arbeitet bei der Fluggesellschaft.«
Fünf Minuten später ließ sich Molly bereits ihre heiße Schokolade, Obst und Croissants schmecken, als sich Pascal zu ihr an den Tisch gesellte.
Er schüttelte den Kopf. »Die nette Dame war bei den Blumen eine Spur weniger nett, aber am Ende haben wir es geschafft.«
Molly verkniff sich die Bemerkung, dass ihm seine Charmeoffensive vermutlich deshalb ein wenig entglitten war, weil es um Blumen für eine andere Frau ging. »Gut. Frühstücke ein bisschen was, es wird ein langer Tag. Ich gehe mal kurz raus nachsehen, ob der Minibus schon da ist.«
Vom Bus gab es noch keine Spur, aber auf dem Sofa in der Lobby saß Simon, der stirnrunzelnd eine SMS verschickte.
Als Molly auf ihn zuging, blickte er auf.
»Sollten Sie nicht auf dem Weg zum Flughafen sein?«, fragte Molly. »Die Maschine startet in zwei Stunden.«
Er atmete seufzend aus. »Das sollte ich Sie auch fragen. Ich habe das Ticket nicht bekommen.«
»Was?«
»Jemand war fünfzehn Sekunden schneller als ich. Jetzt muss ich einen anderen Weg finden, um nach Venedig zu kommen.« Er lächelte und stand auf. »Also sage ich es noch mal: Es war nett, Sie kennenzulernen. Ich hoffe, Ihr nächster Flug ist nicht so katastrophal wie der gestrige.«
Er hielt ihr die Hand hin.
Plötzlich dämmerte es Molly. »Sie dachten, Pascal und ich hätten bereits Bordkarten?«
Er sah sie verständnislos an.
»Deshalb sind Sie losgestürmt, um sich die letzte vor meiner Nase wegzuschnappen!«
»Moment, wollen Sie damit sagen, Sie beide haben auch keine?«
Molly schüttelte den Kopf.
»O nein!« Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Dann müssen mich ja für einen ziemlich Mistkerl gehalten haben!«
»Äh … kein Kommentar.« Molly grinste. »Aber Pascal hat die Empfangsdame bezirzt. Wir werden mit dem Minibus vom Hotel nach Domodossola oder so ähnlich gebracht und können von dort aus mit dem Zug weiter.«
Er beugte sich näher zu ihr. »Minibus, haben Sie gesagt?«
Sie nickte selbstzufrieden.
»Und wie viele Plätze, glauben Sie, brauchen Sie für das Hochzeitskleid und einen überdimensionalen Designerkoffer?«
»Ich denke doch, dass wir zusammenrutschen und Sie mit an Bord nehmen können. Oder wir schnallen Sie aufs Dach, vorausgesetzt, Sie versprechen, keine Wanderlieder zu singen.« Molly empfand ein unerwartetes Glücksgefühl bei dem Gedanken, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, obwohl sich der Geist der wunderbaren Yvonne die ganze Zeit drohend über ihm auftürmte.
9. Kapitel
Stunden bis zur Hochzeit: 30
Kilometer bis zur Hochzeit: 434
E s war wie in einem James-Bond-Film. Als der Minibus durch die Haarnadelkurven des Simplon-Passes schlidderte, hatte Molly gelegentlich das Gefühl, dass sie nur der Widerstand des stürmischen Winds davor bewahrte, einen der steilen Berghänge hinabzustürzen.
»Sind wir bald da?«, rief sie ängstlich.
»Nein, Wetter ist sehr schlecht«, rief der Fahrer über die Schulter zurück.
Lediglich Pascal war bester Laune. »Besser, als Tausende Meter über dem Erdboden in einem Flugzeug zu sitzen«, verkündete er strahlend. »Sollten wir hier verunglücken, haben wir wenigstens eine Chance zu überleben. Wir wären natürlich schwer verletzt, aber eine Chance ist immerhin eine Chance, oder?«
Molly wechselte einen Blick mit Simon, und sie mussten an sich halten, um nicht loszulachen.
»Pascal?«, sagte Simon.
»Ja?«
»Sehen Sie die Türgriffe?«
»Ja.«
»Könnten Sie sich bitte davon fernhalten? Consuela
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