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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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möchtest«, neckte er sie.
    »Sehr witzig«, knurrte Molly, rang sich dann aber ein Lächeln ab.
    Erst, als sie an einer Bank vorbeikamen, auf der ein paar alte Männer saßen und plauderten, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die Schaufenster der Ge schäfte, die Preisschilder, die Aushänge, die Sprache …
    »Die Leute hier sprechen Italienisch, Pascal«, sagte sie leise. »Und nicht irgendeinen ländlichen französischen Dialekt. Ich glaube, du lebst schon zu lange in Paris.«
    »Aber ja, natürlich!« Pascal schüttelte den Kopf über sich. »Ich habe gar nicht mitbekommen, dass wir die Grenze passiert haben. Man sollte an den Übergängen zwischen Ländern eine dicke rote Linie ziehen, findet ihr nicht auch?«
    Es war ihm so peinlich, dass er rosa angelaufen war. Molly tätschelte ihm den Arm. »Meine Mutter lebt seit ein paar Jahren in Italien, sonst wäre ich bestimmt auch verwirrt gewesen.«
    »Du musst dich nicht auch noch über mich lustig machen. Ich hätte es merken müssen. Schließlich habe ich schon mal mit Gianni Versace zu Abend gegessen.«
    »Nein!« Molly blieb abrupt stehen.
    »Doch!«
    »Wie war er denn so?«, quietschte sie.
    »Oh, außerordentlich liebenswürdig.« Pascal strahlte bei der Erinnerung daran. »Es war in seiner Villa in Miami. Natürlich haben wir alle Englisch gesprochen, wie also hätte ich Italienisch …«
    »Hoppla«, rief Simon. Molly hatte fast vergessen, dass er auch noch da war. Er zeigte auf ein hässliches Beton gebäude direkt vor ihnen, in dessen Frontscheibe eine Geldautomat eingebaut war. »Na, was haben wir denn da?«
    Ein schweres Metallgitter verschloss den Eingang, und im Gebäude war alles dunkel. Es gab jedoch ein Schild. Sie waren auf das Postamt gestoßen. Das war die gute Nachricht.
    »Es hat zu«, stellte Molly das Unübersehbare fest. Und das war die schlechte Nachricht.
    Simon blickte zurück zur anderen Straßenseite, wo der unbeaufsichtigte Motorschlitten stand. »Sollen wir ihn einfach hinten in den Hof stellen und zur Bushaltestelle abhauen?«, überlegte er laut und spähte durch das Fenster ins Gebäudeinnere. »Niemand da.«
    »Moment mal.« Molly hatte links neben der Tür eine Gegensprechanalage entdeckt, halb verdeckt durch eine stachlige alpine Kletterpflanze. Molly drückte auf den schmutzigen roten Knopf.
    Eine scheinbare Ewigkeit lang passierte gar nichts, bis sie irgendwann schlurfende Schritte hörten.
    Ein älterer Mann in einem eleganten Anzug kam um die Hausecke auf sie zu gehinkt.
    »Ob das Julien ist?«, flüsterte Molly Simon zu.
    »Genau der«, antwortete der Mann auf Englisch. Trotz seines Alters war sein Gehör offenbar noch ausgezeichnet. »Und Sie müssen die Bergabenteurer sein, von denen mein Freund mir erzählt hat – ich habe Sie schon erwartet. Hatten Sie eine angenehme Fahrt den Berg hinunter?«
    »Ja«, antwortete Simon höflich, während Molly gleich zeitig ein aufrichtiges »Nein« ausstieß.
    Julien betrachtete die drei mit einem augenzwinkernden Lächeln. »Irgendwelche Schäden am Motorschlitten?«
    »Keine«, versicherte Simon.
    »Sicher?« Julien runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, um den Motorschlitten auf der anderen Straßenseite besser sehen zu können. Er war ziemlich verdreckt. Molly befiel ein leichtes Schamgefühl.
    Simon folgte dem Blick des Mannes. »Äh … Ich helfe Ihnen natürlich beim Saubermachen. Aber er hat keinerlei Schaden genommen, ehrlich.«
    »Nicht nötig, ich werde ihn einfach abspritzen«, antwortete Julien. »Nehmt eurer Gepäck runter und dann zeige ich euch, wo ihr ihn abstellen könnt.«
    Sie schnallten alle ihr Gepäck von der Bahre los, und Molly presste den Kleidersack trotz des Schmutzes darauf die ganze Zeit fest an sich. Dann setzten sie und Pascal sich auf eine Holzbank neben der Eingangstür des Postamts. Simon folgte Julien, um den Motorschlitten im Hof hinter dem Haus zu parken.
    »Ist dir auch schon in den Sinn gekommen, dass wir es nie bis Venedig schaffen?«, fragte Molly.
    Pascal nickte. »Ein paar Mal.«
    »Ich sollte jetzt da sein, eine Maniküre bekommen oder mit Caitlin ein Glas Pinot Grigio trinken und in Kindheitserinnerungen schwelgen … na ja, also …« Sie brach ab, tief in ihrem Innern wusste sie, wie unwahrscheinlich dieses Szenario war, selbst wenn das Flugzeug sie wie geplant auf direktem Weg nach Venedig gebracht hätte. Caitlin wäre zweifellos panisch wegen der winzigsten Hochzeitsdetails. Seit sie und Francesco sich verlobt hatten,

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