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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Weide befanden.
    Schließlich ergriff Simon das Wort. »Lasst uns die Bahre zurück zum Schlitten bringen und hoffen, dass nichts beschädigt wurde.«
    »Es ist bestimmt beschädigt!«, explodierte Molly. »Verstehen Sie denn nicht, wie wichtig das ist? Sag du es ihm, Pascal! Sehen Sie sich doch nur an, in was für einem Zustand der Kleidersack ist. Das Hochzeitskleid meiner Schwester! Und morgen ist die Trauung! Sie nehmen das überhaupt nicht ernst, stimmt’s?« Wild gestikulierte sie in Richtung des Kleidersacks. »Nur, weil es Ihnen nichts bedeutet, ist es Ihrer Meinung nach in Ordnung, es wie Dreck zu behandeln – uns alle wie Dreck zu behandeln.«
    Das hatte offenbar gesessen. Wortlos, aber mit schmerz lich verzogenem Gesicht, wandte Simon sich ab.
    »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte Pascal leise. »Streiten hilft nicht weiter.«
    Zurück beim Motorschlitten sah Molly zu, wie Simon und Pascal die Bahre wieder befestigten. Simon schien sie zu ignorieren. Auch gut.
    Er zeigte Pascal einen zerrissenen Gurt der Bahre. »Vermutlich ein scharfkantiger Stein«, meinte er.
    »Sie können es unmöglich richtig festgemacht haben«, murmelte Molly stur. »Außerdem sind Sie zu schnell gefahren. Wie konnten Sie so dumm sein?«
    Simon schwieg einen Moment lang. Dann richtete er sich auf und ging auf sie zu. »Vielleicht«, sagte er, »wer weiß? Ich mache so etwas nicht gerade jeden Tag. Ich will einfach nur nach Venedig. Genau wie Sie. Und das hier ist die einzige Möglichkeit, wie wir es diese Woche noch schaffen. Sollen wir jetzt weiter oder nicht? Es ist nicht mehr weit.«
    Molly mied seinen Blick. Endlich rang sie sich ein einziges Wort ab: »Fein!«
    Als sie wieder auf dem Schlitten saßen und Molly Simons warmen Körper spürte, war es nicht gerade leicht, ihre Wut aufrechtzuerhalten. Aber sie tat ihr Bestes. Sie hatte versucht, ganz hinten zu sitzen, aber Pascal sperrte sich. Schön, wenn Simon unbedingt so dickköpfig und gleichgültig sein wollte, dann konnte er ihr gestohlen bleiben! Er schien einfach nicht zu kapieren, wie wertvoll dieses Kleid war, sowohl für Caitlins zukünftiges Glück als auch, was seinen Marktwert betraf – ein Modellkleid für mehrere tausend Euro, beinahe ruiniert in einem Kuhstall, weil er sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht hatte, die Bahre richtig zu befestigen …
    Sich vorzustellen, dass sie vor nur wenigen Stunden gedacht hatte, sie würde auf ihn stehen! Wie schnell sich die Dinge doch ändern können.

11. Kapitel
    Stunden bis zur Hochzeit: 28
    Kilometer bis zur Hochzeit: 406
    A ls der Motorschlitten endlich holpernd nach Varzo hineinfuhr, war die Schneedecke nur noch wenige Zentimeter dick. Varzo entpuppte sich als malerisches Alpenstädchen am Fuße des Tals. Molly mochte gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn hier gar kein Schnee läge. Hätten sie den Motorschlitten dann in den Ort schieben müssen? Noch vor Kurzem war zu viel Schnee ihr Problem gewesen, jetzt war es beinah umgekehrt.
    Sie erregten eine Menge Aufmerksamkeit, was Molly nicht überraschte. Sie mussten lächerlich aussehen: Zwei erwachsene Männer und eine Frau, die auf einem Motorschlitten in die Stadt gepoltert kamen und eine Bahre hinter sich herzogen, auf der mit Kuhmist bespritztes Gepäck lag.
    Den Einheimischen versüßen wir bestimmt den Tag , dachte Molly und verzog unter ihrem Helm das Gesicht, als sie sah, dass einige Leute sogar Handys zückten, um einen Schnappschuss von ihnen zu machen.
    Molly fand es unfasslich, wie das Wetter innerhalb einer so begrenzten geografischen Region derart unterschied lich sein konnte. Sie blickte zurück. Der Pass war in dichte graue Wolken gehüllt und die Berge glitzerten weiß und majestätisch wie in einem Werbeprospekt für den tollsten Skiurlaub aller Zeiten. Hier in der Stadt dagegen gab es nur ein paar weiße Sprenkel, und der Himmel war strahlend blau. Wenn sie jedoch in die andere Richtung schaute, näherten sich von Osten schwarze Wolken. Kein Wunder, dass der Flughafen da oben in Sion bei derart unberechenbarem Wetter keine Starterlaubnis erteilte.
    Sie hielten auf einem grasbewachsenen Platz. Mollys Muskeln schmerzten, als sie vom Motorschlitten stieg und ihren Helm absetzte.
    Pascal tat dies ebenfalls, drehte sich zu Molly um und betrachtete sie mitleidig. »Helmfrisur«, meinte er und strich über eine feuchte, strähnige Locke, die hinter ihrem Ohr klebte. »Wir müssen Zeit finden, dich zu einem Stylisten zu bringen,

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