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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Hochzeiten.«
    In dem Moment trat ein lächelnder Julien aus der Haustür, der seiner Familie im Hintergrund zurief, er sei bald wieder zurück. Er stieg in das Postauto und ließ den Motor an.
    »Ich wünschte wirklich, Sie würden bei Ihrer Familie bleiben«, versuchte Molly es ein letztes Mal.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Bis zum Bahnhof sind es nur zwanzig Minuten. Ich bin ganz schnell wieder hier.«
    »Aber …«
    »Auch wenn es zu der Zeit, als ich ein kleiner Junge war, keine Teddybären gab, die so groß waren wie der, den Gabriella gleich auspacken wird.« Er tätschelte Mollys Arm. »Ich werde rechtzeitig zurück sein, wenn sie ihn allen zeigt. Bitte machen Sie sich um mich keine Sorgen, das wird ein wunderschöner Tag für mich.«
    Wieder musste Molly an die Dame mit dem »überzähligen« Weihnachtskuchen denken. Sie bedankte sich noch einmal bei Julien und entspannte sich ein wenig, während der Wagen zurück auf die Straße und über die kurvenreiche Strecke zum Bahnhof fuhr. Eines Tages würde sie eine Möglichkeit finden, sich für seine Freundlichkeit zu revanchieren.
    Jetzt war sie einfach nur froh, dass sie endlich auf dem Weg waren!

12. Kapitel
    Stunden bis zur Hochzeit: 26
    Kilometer bis zur Hochzeit: 393
    I st es schön, hier zu leben?«, fragte sie Julien und betrachtete das zu beiden Seiten aufragende Gebirge. »Fühlen Sie sich nicht von den Bergen beobachtet?«
    Er lächelte. »Das sagen viele Besucher. Aber wenn Sie, so wie ich, Ihr ganzes Leben mitten in den Alpen verbracht hätten, käme Ihnen alles andere ein bisschen … weniger vor als das, was wir haben. Verstehen Sie?«
    Molly dachte an die hügeligen Weiden ihrer Heimat Yorkshire. Für sie gab es nichts Schöneres als das offene Ackerland rund um ihr Haus. Trotz ihres Traums, irgendwann einmal in Paris zu leben, war nichts damit vergleichbar.
    »Ja«, sagte sie nach einer Weile. »Es ist Ihre Heimat. Wo Ihr Herz ist. Als Caitlin und ich klein waren, haben wir uns viel gestritten, aber trotzdem hat dieses Wort etwas Magisches, nicht wahr? Heimat – allein das Wort klingt heimelig.«
    Sie fuhren eine Weile schweigend weiter, bis Simon schließlich sagte: »Sie können sich glücklich schätzen, dass Sie wissen, was ›Heimat‹ ist.« Auf einen Schlag war Mollys gute Laune im Keller.
    Sie sah ihn an.
    »In hatte in meinem Leben vierzehn verschiedene Orte, die ich Heimat nennen könnte. Und keiner davon ist es wirklich.«
    »Warum?«, fragte Pascal.
    »Mein Dad war Musiker. Er musste dorthin, wo es Arbeit gab. Und wir folgten ihm eben.«
    »Wie romantisch!« Molly seufzte. Sie dachte an ihren Vater, den Versicherungsmakler, und an ihr Reihenhaus.
    Wehmütig erwiderte er ihr Lächeln. »Das war es auch, bis er seine romantischen Neigungen mit einer kleinen Klarinettistin aus Bristol auslebte und Mum verließ, die meinen Bruder und mich von da an allein aufziehen musste.«
    »Das ist hart«, antwortete Molly voller Mitgefühl. »Sie Ärmster.«
    »Danke.«
    »Uns ging es genauso«, sagte sie.
    Simon sah sie an, und sie tauschten ein scheues Lächeln.
    Einige Minuten lang sagte niemand etwas. Dann ent deckte Molly das Bahnhofsschild. Sie konnte die Auf schrift nicht lesen, aber der darauf abgebildete Zug sagte alles.
    »Wir sind da!«, rief sie erleichtert.
    Julien setzte den rechten Blinker und fuhr mit dem Postauto bis vor den Eingang des Bahnhofsgebäudes. Dort hielt er an und wandte sich Molly zu: »Wünschen Sie doch bitte Ihrer Schwester alles Glück der Welt von Julien.«
    Molly küsste den alten Mann auf die Wange, während Pascal und Simon das Gepäck und die riesige Schachtel mit dem Hochzeitskleid ausluden.
    »Werde ich.« Molly grinste. »Und Sie wünschen Gabrielle alles Gute zum Geburtstag von drei komischen Leuten, die ihr den Großvater entführt haben.«
    »Unsinn!« Julien lachte. »Ich werde nur schnell tanken, und dann fahre ich zurück.«
    »Dürften wir Ihnen Benzingeld geben?«, fragte Molly.
    »Natürlich nicht«, widersprach Julien. »Es war nicht weit und es war mir außerdem ein großes Vergnügen.«
    Molly bedauerte, dem alten Mann Lebewohl sagen zu müssen.
    »So viel echte Freundlichkeit erlebt man nicht oft, stimmt’s?«, sagte sie und sah dem davonfahrenden Wa gen nach. »Ohne dass eine Gegenleistung erwartet wird.«
    »Ich werde ihm einen kurzen Brief schreiben«, murmelte Pascal. »Vielleicht mit einem Rabattgutschein für irgendwas aus der nächsten Kreuzfahrt-Kollektion.«
    Molly und Simon

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