Kleine Einblicke
fällt. Aber er darf nicht merken, dass du es schon weißt.“
Nanu? Was kommt denn jetzt? „Okay...“
„Ich... Also wir... Na ja, also eigentlich nur Emmy...“
„Hol' erst mal tief Luft und dann sag' es ihm“, höre ich Emmeline im Hintergrund und kann mir ein Grinsen nur schwer verkneifen. Ich habe da so eine Ahnung, was Lukas mir gerade sagen will.
„Wir kriegen ein Baby“, platzt er dann mit genau der Nachricht heraus, die ich mir gedacht habe.
„Ich weiß.“
„Woher?“
„Das erzähle ich dir später“, ärgere ich ihn, worauf er schnaubt und ich weiß, dass er gerade die Augen verdreht. Es hat eine Weile gedauert, aber mittlerweile ist Lukas auch mir gegenüber offen und zugänglich. Nicht mehr so schüchtern und vorsichtig wie im letzten Jahr, als er förmlich in unser Leben krachte. „Gib' Em einen Kuss von mir, ja? Ich reiche dich weiter.“
Was ich auch tue, um mich im nächsten Moment suchend nach meinem Handy umzusehen, das nervend klingelt. Ich entdecke es auf meinem Schreibtisch. Auf dem Display leuchtet mir Kilians Name entgegen.
„Hey, Frechdachs“, begrüße ich ihn und verziehe mich in die Küche, wo Nick an der Theke steht. Als er mich sieht, deutet er mit einem Grinsen auf die Kaffeekanne. Ich forme lautlos, „Danke“ mit meinen Lippen und nehme mir eine Tasse, mit der ich mich in den Flur auf die Treppe setze.
Kilian stöhnt. „Ich hasse diesen Spitznamen. Ich sollte die zwei Schuldigen dafür umlegen.“
„Und wo willst du dich dann regelmäßig durchschnorren, wenn dein Kühlschrank mal wieder leer ist?“
„Gutes Argument“, gibt Kilian zu, was mich lachen lässt, bevor er leise fragt, ob wir okay sind.
„Ja, sind wir. Wir brauchen nur ein paar Tage für uns.“
„Kann ich verstehen...“
Ich runzle die Stirn und trinke einen Schluck Kaffee. Irgendwas hat er auf dem Herzen. „Kilian? Danke. Für die Bilder.“
„Kein Thema“, wehrt er lässig ab und schweigt dann wieder. Jetzt ist mir eindeutig klar, dass etwas im Busch ist.
„Spuck's aus, Kleiner.“
„Mist. Woher weißt du so was immer?“, fragt er mürrisch, was mir ein Grinsen entlockt, während ich auf seine Erklärung warte. „Also gut, ich sag's dir. Ich habe den Job in der Galerie aufgegeben.“
„Wieso das denn?“, will ich verblüfft wissen. „Du hast ihn doch gern gemacht.“
„Das schon...“ Er gluckst. „Aber mein Studium in Baltimore würde ich noch viel lieber machen.“
„Du hast eine Zusage?“
„Ja“, freut sich Kilian und lacht. „Vorhin per Post gekommen. Im Herbst geht es los, wenn ich will.“
Das gibt’s doch nicht. Er hat einen Platz an der Kunsthochschule gekriegt? David redet seit Jahren auf ihn ein, sich da zu bewerben und zu studieren, aber er hat sich lange Zeit nicht getraut. Keine Ahnung warum, Colin und Mikael waren genauso ratlos. Scheinbar hat Kilian nun aber doch seinen Mut zusammengenommen, denn dass er gut ist, wissen wir alle schon seit Jahren. Eine Ausbildung an einer der ältesten und besten Kunsthochschulen des Landes. Kilian ist vielleicht nicht mein Sohn, aber ich könnte nicht stolzer auf ihn sein, wie in genau diesem Augenblick.
„Und ob du willst“, drohe ich halbherzig, was ihn weiter lachen lässt. Dabei fällt mir etwas ein. „Du wohnst bei uns.“
„Aber...“
Ich schüttle den Kopf. „Kein 'Aber'. Wir haben genug Zimmer. Und die Schule liegt eh in der Stadt.“
Außerdem ist das genau die Ablenkung, die wir in den kommenden Monaten brauchen werden. Wenn Kilian zu uns zieht, kommt Leben ins Haus und David und ich brauchen das jetzt. Delongis hat versucht, uns unser Zuhause zu nehmen, unsere Liebe zu zerstören, aber das wird er nicht schaffen. Nicht, wenn im nächsten Sommer Isabell in die Schule kommt und Kilian bei uns ab Herbst für jede Menge Chaos sorgt. Ich weiß, dass David damit einverstanden sein wird, Kilian während des Studiums hier wohnen zu lassen. Ich weiß es einfach.
„Sag' ja, Frechdachs.“
„Ja.“
„Oh mein Gott, im Ernst?“, schallt plötzlich Davids fassungslose Stimme aus dem Wohnzimmer zu mir in den Flur.
„Was ist denn jetzt los?“, fragt Kilian neugierig und ich grinse dümmlich vor mich hin. Da war ja noch was. Opa David. Opa Adrian. Irgendwie jedenfalls. Ach du meine Güte. Ich denke in der nächsten Zeit lieber nicht darüber nach, dass Isabell eines Tages alt genug sein wird, um...
Ich räuspere mich. „Ich schätze, Lukas hat David gerade gesagt, dass Emmeline schwanger
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