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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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ist, aber er hat ausreichend Taktgefühl, um es mir nicht unter die Nase zu reiben. Normalerweise neckt er mich mit solchen Dingen immer, aber so wie Tristan spürt, wenn irgendetwas im Busch ist, spürt er auch, wenn es nicht der richtige Zeitpunkt für Rumalbereien ist.
    Ich bin wütend auf Daniel, so wie ich wütend auf mich bin, und ich schäme mich dafür, gerade weil ich weiß, wie unsicher Daniel ist. Es fällt ihm nun mal nicht leicht, immer ehrlich und offen zu sein. Dazu hat er aus seinem Leben zu lange ein Geheimnis gemacht. Jahrelanges Verdrängen und Angst haben, kann ein Jahr Beziehung zu mir nicht ungeschehen machen. Es wird immer Gelegenheiten geben, an denen er zögern wird, mir direkt ins Gesicht zu sagen, was los ist. Das ist mir sehr wohl klar und trotzdem bin ich genau deshalb beleidigt. Manchmal verstehe ich mich selbst nicht.
    Mein Seufzen lässt Zeke aufsehen. „Ich bin so dämlich.“
    „Nein, bist du nicht“, widerspricht Tristan. „Aber du wirst ewig warten müssen, wenn du denkst, Dan kommt damit von allein zu dir. Soweit ist er noch nicht. Also rede mit ihm. Sei ehrlich. Sag' ihm offen, was in dir vorgeht. Was du denkst und fühlst.“
    Ja, klar, damit er sich total in sein Schneckenhaus zurückzieht und die nächsten Jahre nicht mehr herauskommt? „Damit er sich noch schlechter fühlt, als ohnehin schon?“
    Tristan flucht. „Nein, du Idiot. Damit er begreift, dass du ein Mensch bist, mit denselben Gefühlen wie er. Du kannst nicht immer nur auf ihn Rücksicht nehmen, Connor. Das macht dich kaputt.“
    „Aber...“
    „Hat es nach deiner Vergewaltigung bei mir funktioniert?“
    Ich zucke zusammen und schweige.
    „Eben“, beantwortet sich Tristan daraufhin die Frage selbst. „Du liebst ihn und du bist da für ihn, das weiß Dan. Aber es darf kein Dauerzustand sein, dass du immer wie auf Eierschalen um ihn herum tänzelst. Er muss dir offen sagen, was ihm wegen Florida im Kopf herumgeht und du musst ihm offen sagen, dass es dir wehgetan hat, dass er solange geschwiegen hat, ganz einfach. Vor Problemen läuft man nicht davon, Con. Dass das nicht gutgeht, wissen wir beide nur zu gut.“
    „Ich wünschte, ich könnte es.“
    „Ich weiß“, erwidert Tristan sanft. „Ich habe damals auch immer gehofft, dass du, wenn ich stark genug für dich bin, es wieder auf die Füße schaffst. Aber so funktioniert das nicht. Das tut es nie, Connor. Du kannst nicht für Daniel kämpfen. Das muss er selbst tun und das wird er auch, weil er stark genug dafür ist. Du kannst ihn unterstützen und ihm helfen. Aber um das zu können, musst ihr Zwei miteinander reden. Der Rest ergibt sich von selbst.“

    Ich habe Essen für uns gemacht, als Daniel nach Hause kommt, und mich mittlerweile wieder mit Zeke versöhnt, weil ich am Nachmittag mit ihm zwei Stunden im Wald war, um über Tristans Worte und meine eigenen Gedanken zu grübeln. Mein Bruder hat Recht. Wieder einmal. Daniel und ich müssen reden, deshalb auch das Essen, um irgendwie einen Einstieg zu finden. Außerdem mag Daniel es, wenn ich koche. Seit wir zusammenwohnen, ernähren wir uns nicht mehr nur aus Dosen oder Fertigkram, beziehungsweise wir schnorren nicht mehr ständig bei meinen Eltern. Nicht, dass es sie jemals gestört hat.
    Im Gegenteil. Mum und Dad laden uns trotzdem regelmäßig ein, was Grandma Charlie sich ebenfalls nicht entgehen lässt. Ihrer Meinung nach, kann man junge hübsche Männer nicht oft genug im Haus haben. Daniel wird heute noch rot, wenn sie ihn damit ärgert. Aber da ist er nicht der Einzige. Shane und Nick fallen ebenfalls regelmäßig darauf herein. Sogar Nicks Freund, dieser eiskalte Anwalt, mit dem er in Baltimore rumhängt, hat Grandma beim ersten Mal überrascht angesehen, um dann den ganzen Abend mit ihr zu flirten. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder Adrian schlagen soll. Dieser Typ ist mir unheimlich, auch wenn ich weiß, dass er Tristan und Nick geholfen hat, sich zu finden. Ich werde ihn erst mal besser kennenlernen und mir dann ein abschließendes Urteil bilden.
    Aber das hat Zeit. Heute gibt es nur Daniel, mich und die Frage, ob wir zusammen in den Urlaub fahren werden, oder eben nicht. Aber diese Frage auch zu stellen, erweist sich als schwieriger als ich gedacht habe. Daniel ist unruhig, sieht mich dauernd von der Seite her an. Er scheint etwas auf dem Herzen zu haben, aber auch nicht damit herausrücken zu können. Tja, was das angeht, sind wir schon zu zweit. Vielleicht gab es Ärger auf der

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