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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Florida automatisch mit Sonne, Strand und Meer. Diese Einsicht kommt nur leider ein paar Wochen zu spät.
    Unser Telefon klingelt und reißt mich aus meinen Schuldgefühlen.
    Ich habe zwar keine Lust abzunehmen, aber es könnte ja durchaus wichtig sein. „Wer stört?“ Kurzes Schweigen, dann lacht Tristan, und ich bin umgehend genervt. „Hast du nichts zu tun?“, fahre ich Tristan an, was mir sofort wieder leidtut, aber da ist es zu spät.
    „Ich dachte mir schon, das was im Busch ist. Ich habe seit Tagen so ein komisches Gefühl“, kontert er ernst und der Drang, den Kopf auf die Tischplatte zu schlagen, wird fast übermächtig. Wie macht er das bloß immer?
    Eigentlich sollte ich schreiben. Stattdessen sitze ich schon den ganzen Morgen in unserer Küche. Seit Daniel nach dem Frühstück zur Arbeit gegangen ist. Ich habe weder den Tisch abgeräumt, noch Zeke seinen Spaziergang gegönnt. Deswegen liegt er auch beleidigt unter dem Küchentisch. Er ist genauso sauer auf mich, wie ich es selbst bin, aber, und dabei will ich es gar nicht, ich bin auch sauer auf Daniel. Zumindest ein bisschen.
    Wieso hat er kein Vertrauen zu mir, was diesen Urlaub angeht? Er weiß doch, dass ich Rücksicht auf ihn nehme. Wenigstens sollte er das wissen. Wieso redet er nicht mit mir? Er hat Angst, ist völlig unsicher und hat vermutlich jede Menge Bedenken wegen Florida, und trotzdem schweigt er. Das tut weh. Viel mehr, als ich mir hier und jetzt zugestehen will. Fällt es mir deshalb so schwer, den Schritt auf Daniel zuzugehen, mit ihm zu reden? Oder warte ich insgeheim darauf, dass er es tut? Ich bin mir absolut nicht sicher, und das gefällt mir nicht.
    „Raus damit, Con!“
    Ich könnte einfach auflegen und...
    „Wenn du jetzt auflegst, steige ich sofort ins Auto und komme rüber.“
    „Mist, verdammter!“
    Tristan lacht leise, bevor er mich liebevoll, aber doch mehr als eindringlich drängt, ihm endlich zu erzählen, was los ist. Das tue ich dann auch, weil alles Andere sinnlose Zeitverschwendung wäre. Wenn Tristan einmal Lunte gerochen hat, lässt er nicht locker, bis er weiß, was passiert ist. Er fragt, hört zu, fragt nach, hört zu. Kein Verurteilen, kein in Schubladen stecken. Er hört einfach zu, macht sich seine Gedanken und spricht diese am Ende aus. Da ist er rigoros, auch wenn mir oft nicht gefällt, was er zu sagen hat. Das ändert allerdings nichts, weil ich später allgemein einsehe, dass er Recht hat.
    „Und warum sagst du ihm das nicht einfach?“
    „Keine Ahnung.“ Ich seufze leise. „Warum tut er es nicht?“
    „Das solltest du Dan fragen, nicht mich“, hält Tristan dagegen, was nicht gerade hilfreich ist.
    Soweit war ich auch schon, aber ich will es nicht. Dan ist dran, den Mund aufzumachen. Ich stolpere innerlich über meinen letzten Gedanken. Gott, bin ich dämlich. Dan ist dran. Das ist Unsinn für Kinder, nicht für erwachsene Leute. Wenn das so weitergeht, fange ich noch an zu schmollen wie ein beleidigter Teenager. Wenn ich es mir recht überlege, tue ich es schon, glaube ich. Herrgott.
    „Wahrscheinlich denkt er wirklich, du willst die zwei Wochen am Strand herumhängen. Stattdessen hast du vor, eine Art von Roadtrip zu machen, was auch logisch ist, weil ich bezweifle, dass Dan sich jemals wieder an einen öffentlichen Strand wagen wird. Himmel noch mal, Connor. Rede mit ihm, kleiner Bruder, mehr musst du gar nicht tun. Normalerweise kriegst du die große Klappe kaum zu und bei so etwas Wichtigem passiert das Gegenteil?“
    Es ist wohl besser, wenn ich darauf nicht antworte, sonst könnte Tristan dahinterkommen, dass ich ein kleines bisschen wütend auf Daniel bin, weil der...
    „Connor?“
    „Hm?“, frage ich ahnungsvoll.
    „Mal abgesehen von der Tatsache, dass du ein Blödmann bist, kann es außerdem sein, dass du wütend bist?“
    „Ich bin wütend, weil ich ein Idiot bin“, gebe ich ihm Recht, es ist nur nicht das, was Tristan gemeint hat. Allerdings bin ich im Ablenken nicht gerade gut, was seine nächsten Worte beweisen.
    „Davon rede ich nicht, Con.“
    „Ich verstehe nicht, was du meinst“, wiegle ich ab, habe aber so das Gefühl, dass Tristan sich das nicht gefallen lassen wird.
    „Doch, ich glaube, das tust du. Und willst du auch wissen, warum ich das glaube?“
    „Nein?“
    Tristan lacht kurz. „Du weichst mir jedes Mal so plump aus, wenn du weißt, dass ich weiß, was in deinem Dickschädel los ist.“
    Darauf sage ich nichts mehr, was Tristan sehr wohl Antwort genug

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