Kleine Einblicke
machte der zustimmend und löste sich von der Tür, an der er bis gerade im Dunkeln gelehnt hatte, worauf Adrian auch erst mal auffiel, dass außer der Nachttischlampe neben ihm, im Schlafzimmer kein Licht brannte. „Hilfreich im Sinne von: halt dich daran fest, solange ich dich anschreie, weil du ein stures, uneinsichtiges und vollkommen verblödetes Arschloch bist.“
Adrian stöhnte frustriert auf und hatte im nächsten Moment einDéjà-vu, nur mit dem Unterschied, dass er diesmal nicht gegen eine Wand, sondern ins Bett gepresst wurde, während Nick so wütend auf ihn hinunter sah, dass er einige Sekunden lang sogar dessen Faust in seinem Gesicht erwartete. Dann fiel ihm auf, dass zwischen der ganzen Wut noch etwas anderes in Nicks blauen Augen stand. Nackte Angst. Und zwar um ihn.
„Nick...“
Der schüttelte den Kopf. „Jetzt rede ich!“, murrte er und Adrian war zu verdutzt über den energischen Tonfall, um etwas dagegen zu sagen. „Seit Wochen habe ich mir angesehen, wie du dich immer mehr kaputtmachst, und ich mache das nicht eine Sekunde länger mit. Wir haben gehofft und gebetet, dass du von alleine wieder zu Verstand kommst, aber das hast du nicht getan. Keiner von uns will dich von David fernhalten, aber wenn du nicht selbst einsiehst, dass du zu weit gehst, müssen wir uns eben um dich kümmern, notfalls auch mit sanfter Gewalt, so wie gestern.“
„Gestern?“, fragte Adrian verdutzt dazwischen und Nick verdrehte seufzend die Augen zur Decke, bevor er nickte und von ihm abließ, um sich stattdessen einfach neben ihn zu legen.
„Dein völlig vernachlässigter Körper hat gestern im Krankenhaus die Notbremse gezogen, du blöder Hund. Kannst oder willst du nicht begreifen, dass Will Recht hat? Du musst essen, trinken und wieder regelmäßig schlafen.“ Nick sah ihn sehr eindringlich an. „Aber vor allem musst du endlich einsehen, dass du David nicht hilfst, wenn du es ihm nachmachst und in einem Bett im Krankenhaus landest.“
„Ich will doch nur bei ihm sein“, murmelte Adrian und wich Nicks forschendem Blick aus, worauf der seufzte.
„Das kannst du auch. In einigen Tagen wieder. Aber solange wirst du dich einzig und allein um dich kümmern, Adrian.“
Da konnte er sich ja gleich vom Dach stürzen. Hier allein herum zu sitzen und Däumchen zu drehen, war in Adrians Augen noch viel schlimmer, als im Krankenhaus neben Davids Bett zu sitzen und bei jeder Veränderung im Piepen der Maschinen nervös zusammenzuzucken. Wenn er hierblieb, würde er nur über alles nachdenken und sich mit der Zeit eine schlimme Vorstellung nach der anderen ausdenken, was Davids Zustand betraf. Oh nein, das war keine allzu gute Idee.
„Und was soll ich deiner Meinung nach hier bitteschön die ganze Zeit über machen?“ Er warf Nick einen finsteren Blick zu. „Lesen? Fernsehen? Während David in diesem Bett liegt und...“
„Hörst du mir eigentlich zu, wenn ich mit dir rede?“, unterbrach Nick ihn mitten im Satz. „Es war nie die Rede davon, dass du hier alleine bleibst und dich vor den Fernseher hocken sollst oder eine Furche nach der anderen in den Boden läufst.“ Nick seufzte, als er beleidigt die Lippen zusammenpresste. „Wir kümmern uns um dich und einer von uns wird immer bei David sein. Im Moment ist es Dominic, weil Will und Tris einkaufen sind. Du hast nämlich nur noch sehr merkwürdige Kulturen in deinem Kühlschrank, die kein Mensch essen kann.“ Nick grinste frech, als er sich verlegen räusperte. „Deine schlafende Schönheit wird nie allein sein, auch wenn du nicht bei ihm bist, das schwöre ich.“
„Schlafende Schönheit?“ Adrian sah Nick irritiert an.
„Das ist er doch für dich, oder etwa nicht?“
Oh oh. Nick wollte mit ihm offensichtlich über seine Gefühle für David reden. Da diskutierte er doch lieber über diese merkwürdigen Kulturen in seinem Kühlschrank. Adrian schüttelte den Kopf, statt auf die Frage zu antworten, und wandte Nick den Rücken zu, worauf der seufzte und ihm ein Mal durch die Haare strich. Er ignorierte Nicks gemurmeltes, „Sturkopf“ genauso wie dessen hörbar amüsierten Hinweis, dass er sich mal wieder die Haare schneiden musste. Gegen das Grinsen konnte Adrian allerdings nichts unternehmen, als Nick es natürlich nicht lassen konnte und ihn an den Haaren zupfte, mit dem dazu passenden Kommentar.
Er schnaubte. „Ich bin kein Mädchen.“
„Aber bald. Dann kann ich dir niedliche, rosa Schleifchen in die Haare flechten“, stichelte Nick
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