Kleine Einblicke
aufpasst, wird mich eines Tages noch ins Grab bringen.
„Ihr hättet auch einfach sagen können, dass ich eine Therapie brauche“, erkläre ich und weiß nicht, ob ich beleidigt oder wütend sein soll.
Adrian sieht mich einen Moment verblüfft an, dann lacht er leise und schüttelt den Kopf. „Hättest du uns denn zugehört?“
„Nein“, gebe ich zu, was ihn zufrieden nicken lässt. „Arsch.“
„Ja, ich habe dich auch gern“, stichelt er und zieht an meiner Hand, als ich nur leise seufze.
Ich lasse mich ziehen und schieben, bis ich vor ihm stehe und in die Nacht hinausblicke. Ich weiß, was er gern tun würde und worauf er wartet. Doch dieses Mal wird Adrian nicht um Erlaubnis fragen. Dieses Mal wird er warten, bis ich sie ihm von allein gebe. Er ist so ein manipulierender Mistkerl manchmal. Die Erkenntnis ist nicht neu und lässt mich schmunzeln, was er durch die spiegelnde Scheibe sieht und mit einem Grinsen kommentiert.
„Du wärst ein toller Fang, wenn du nicht verheiratet wärst.“
„Ich weiß.“
Ich halte seinen Blick durch die Scheibe fest. „Ich mag dich wirklich, Adrian.“
„Dito.“
„Und es ist okay, wenn du mich umarmst“, sage ich leise und kann nicht anders als lächeln, als Adrian es tut. Schweigend und ruhig, während sein Blick abschweift und nach draußen wandert. Er hilft wirklich, indem er einfach nur da ist. „Danke.“
„Gern geschehen.“
Der richtige Zeitpunkt – Teil 2
Mikael weiß, dass er mit Druck bei Colin gar nichts erreicht. Er weiß ebenfalls, dass er abwarten und Geduld haben muss, bis sein Freund bereit ist, ihm zu erzählen, was damals in diesem Spielzimmer geschehen ist.
- Begreifen -
Ich weiß nicht, was Samuel und Daniel zu Colin gesagt haben, als sie im Park und in diesem Café über seine Fastvergewaltigung gesprochen haben, aber irgendetwas hat sich seitdem verändert in ihm. Ich war nicht sonderlich begeistert, ihn wegen Daniel reinzulegen. Sein Gespräch mit Samuel war Zufall, aber das mit Daniel... Obwohl mir klar ist, dass der Anwalt nur helfen wollte, war ich die erste Zeit strikt dagegen. Allerdings ist es schwer Adrian Quinlan aufzuhalten, wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Und noch dazu, wenn er es wirklich nur gut meint.
Ich war mir nicht sicher, was ich von ihm halten soll, als ich ihn damals kennenlernte, dennoch war er mir sympathisch. Mittlerweile mag ich ihn. Nicht immer, aber in den meisten Fällen. Wenn es um Colin geht, eher weniger, und das aus gutem Grund. Wir sind einige Male ziemlich aneinander gerasselt, als er mit dieser in meinen Augen verrückten Idee zu mir kam, Colin mit Daniel zusammenzubringen. Aber er hatte einen Plan und er hat sich durchgesetzt.
Gott sei Dank.
Nicht, dass ich ihm das sagen würde, aber das ist auch nicht nötig. Mit einem 'Dankeschön' kann Adrian wenig bis gar nichts anfangen. Zumindest kommt es mir immer so vor. Er hilft den Menschen, die er gern hat. Einfach, weil er es will und weil er es kann. Solche Menschen sind äußerst selten auf der Welt und mir ist bewusst, wie kostbar sie sind. Wie kostbar unsere riesige Familie ist, denn wir sind alle so. Wir können zwar nicht auf die gleiche Art helfen, wie es Adrian mit seinen Verbindungen zu weiß Gott wem möglich ist, aber wenn einer von uns Probleme hat, dann sind die anderen da. Immer. Auch wenn sie erst seit kurzem zu uns gehören, so wie Samuel.
Colin mag ihn, obwohl er an Samuels geheimer Vergangenheit doch ziemlich zu knabbern hatte. Er hat es zwar nie gesagt, aber das Samuel ihm in dieser Hinsicht sehr ähnlich ist, hat ihn beunruhigt und nervös gemacht, was Devin betrifft. Colin hatte Angst davor, dass es seinem besten Freund genauso ergeht wie mir und er war hin und hergerissen zwischen sich schuldig fühlen mir gegenüber und dem Wunsch Devin vor Samuel zu beschützen, eben weil der ihm so ähnlich ist. Auch das hat er nie direkt in Worte gefasst, aber ich bin kein Dummkopf. Colin hat Augen. Wunderschöne sogar. Und sie sind verräterisch, denn ich kann in ihnen lesen, wenn ich das will. Deshalb weiß ich auch, dass Adrians Idee im Nachhinein gesehen richtig war, denn Colin denkt seit ein paar Tagen ernsthaft darüber nach, mit mir zu reden.
Darüber, was damals mit ihm in diesem Spielzimmer passiert ist. Darüber, was der Grund dafür ist, dass er sich nach all der Zeit immer noch unwohl fühlt, wenn wir bei Adrian und David zu Besuch sind. Er war in ihrem Spielzimmer, das weiß ich, aber die Angst hat David
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