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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Wenn Mikael das täte...“
    „Das würde er niemals tun“, unterbreche ich Adrian verärgert und werfe ihm einen finsteren Blick zu. „Das ist Blödsinn, Adrian. Er würde mir das nicht antun.“
    Adrian nickt. „Das weiß ich. Und ganz tief in dir drin weißt du das auch, Colin. Trotzdem hast du Angst davor, was wäre, wenn...“
    Ich wünschte, ich könnte seine Worte einfach abstreiten, aber er hat Recht. Ich könnte die Vorstellung nicht ertragen. Ich wüsste nicht, was ich täte, wenn Mikael sich von mir abwenden würde, weil ich mit dreiundzwanzig Jahren den Fehler gemacht habe, Menschen zu vertrauen, die es nicht wert waren. Die mein Gefühlsleben so verkorkst haben, dass ich sogar Mikael fast verjagt hätte, der nun wirklich kein Mensch ist, der schnell aufgibt. Ich glaube, meine Welt würde untergehen, wenn Mikael anders reagiert, als mein Herz es sich wünscht und hofft.
    „Du hättest Psychologe werden sollen“, murmle ich und blicke auf unsere immer noch ineinander verschlungenen Hände, bis mir bewusst wird, dass es nicht mehr Adrian ist, der mich festhält, sondern dass ich es bin, der seine Hand hält. „Scheiße noch mal. Sie haben doch gar nichts getan“, platzt laut aus mir heraus, bevor ich mich zurückhalten kann, denn zu mehr als ein paar Berührungen habe ich es nicht kommen lassen. Wieso hängt mir das nach so langer Zeit noch so sehr nach? „Wenn sie mich richtig vergewaltigt hätten, hätte ich wenigstens einen Grund, Angst vor Berührungen zu haben. Manchmal frage ich mich, was ich eigentlich für ein Waschlappen bin?“
    Adrian zerquetscht mir fast die Finger und ich sehe auf, um vor seinem Blick erschrocken zurückzuzucken. Hätte ich das nicht sagen sollen?
    „Du glaubst das wirklich“, murmelt er fassungslos, als ich mich gerade entschuldigen will, und als meine Antwort nur ein hilfloses Schulterzucken ist, flucht Adrian los.
    Ich verstehe kein Wort. Ist das japanisch? Seinem Blick nach zu urteilen, sind es keine Nettigkeiten, wie er mich ansieht, dabei den Kopf schüttelt und schließlich die freie Hand zur Faust ballt, um sie gegen die Fensterscheibe zu schlagen, was die Glasfront zum Vibrieren bringt.
    „Adrian?“ Langsam macht er mich nervös. Was habe ich nur gesagt, dass er so wütend auf mich ist? „Es tut mir leid...“
    „Es tut dir leid? Dir?“ Adrian lehnt sich mit der Stirn gegen die Scheibe und zählt langsam bis zehn. Dann sieht er mich wieder an. „Ich möchte dich am liebsten schlagen, ganz ehrlich!“ Adrians Blick ist mörderisch. „Sie haben dein Vertrauen missbraucht und du hast nichts Besseres zu tun, als dich zu fragen, ob du überhaupt das Recht hast, psychisch angeknackst zu sein? Himmel noch mal, du machst mich fertig.“ Er schüttelt den Kopf, als ich etwas sagen will. „Diese Typen hätten dich umbringen können, Colin. Hast du eine Ahnung, wie viel Glück du hattest? Du warst jung und naiv, die perfekte Beute für diese Schweine. Dabei hätten sie auf dich eingehen müssen. Sie hätten dir erzählen müssen, was das Spielen bedeutet und dir selbst die Entscheidung überlassen, ob du spielen willst oder nicht. Aber sie haben nur sich selbst gesehen. Diese Männer wollten nur Jemanden, an dem sie sich austoben konnten. Du warst ihnen vollkommen gleichgültig. Du bist ein Opfer, Colin, und kein Täter. Hör' endlich auf, dich für etwas zu verurteilen, wofür du nichts das Geringste kannst.“
    „Aber...“ Ich verstumme wieder und räuspere mich hastig, als Adrian mich warnend ansieht. Stattdessen sehe ich nach draußen und grüble über seine Worte nach. Und je länger ich das tue, desto mehr Sinn ergeben sie. „Diese Cops, die mir damals erklärten, ich solle mich nicht so anstellen...“
    Adrian nickt, als ich zu ihm sehe. „Du hast das so übernommen, obwohl du gewusst hast, dass es falsch ist. Du hast die Polizei um Hilfe gebeten, stattdessen haben sie dich weggeschickt. Sie haben mehr zerstört, als du dir eingestehen willst.“ Adrian hebt unsere ineinander verschlungenen Hände an. „Du suchst nach Nähe und hast gleichzeitig Angst vor ihr. Das wird von allein nicht aufhören, Colin.“
    Er hat Recht und in dem Augenblick wird mir auch klar, warum sie das Ganze veranstaltet haben. Mit 'sie' meine ich neben Adrian und Daniel auch Mikael, Kilian, Devin, Frank und Sally. Vermutlich hat David genauso seinen Anteil daran wie Samuel, Dominic und Cameron. Die ganze verdammte Bande eben. Dieses Familiending, wo jeder auf den anderen

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