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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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auf, spähte in den Korridor und wandte sich um. »Na, du warst mir wirklich eine große Hilfe«, sagte sie sarkastisch zu mir. »Die Kabine vom Fahrstuhl war noch oben. Sie brauchte bloß einzusteigen. Bis wir unten sind, ist sie längst über alle Berge.«
    »Wir wurden als Leibwache engagiert«, antwortete ich. »Nicht als Gefängniswärter.«
    »Also, ich kann verstehen, daß Sie aufgebracht sind«, sagte Archer. »Ich bin’s ja auch. Aber ich kenne Marilyn nun schon ziemlich lange. Sie ist recht empfindlich und sehr impulsiv. Sobald sie sich beruhigt hat, wird sie ihren Ausbruch bereuen, anrufen und sich entschuldigen, verlassen Sie sich darauf. Ich muß allerdings sagen, daß ich es dem armen Mädchen nicht verüble. Die Anrufe, die Drohbriefe, die dauernde Nervenanspannung waren zuviel für sie. Ein Wunder, daß sie so lange durchgehalten hat. Es ist jetzt kurz nach neun Uhr, und Mr. Lam hat seine Schicht gerade erst angetreten. Wir wollen uns wegen des Spesenvorschusses, den ich Ihnen gegeben habe, nicht streiten. Unter diesen Umständen verzichte ich auf eine Rückerstattung.«
    »Tut mir leid, Mrs. Cool«, fügte er hinzu, »diese Wendung der Dinge konnte ich natürlich nicht voraussehen. Ich fürchte, wir haben uns beide getäuscht. Sie haben sich Ihren Job vermutlich anders vorgestellt, und ich habe mich zu dem Glauben verleiten lassen, daß Sie das Unmögliche vollbringen können. Ich schlage vor, daß wir unsere Transaktion hiermit endgültig abschließen. Das Band mit den Telefonanrufen werde ich an mich nehmen, desgleichen die zwei oder drei Eilbriefe, die Sie nicht geöffnet haben.«
    »Es sind zwei Briefe«, sagte Bertha. »Wir haben sie nicht aufgemacht, weil Donald meinte, es könnten Fingerabdrücke drauf sein.«
    »Nun, da bin ich aber gespannt. Ich habe Bekannte, die sich für Fingerabdrücke interessieren. Wir werden sehen, ob wir welche auf den Drohbriefen entdecken.«
    Archer begab sich zu dem kleinen Tisch neben der Tür und schnappte sich den Eilbrief. »Wo ist der andere?« fragte er. »Da war doch noch einer.«
    Ich sah Bertha an. »Hast du eine Ahnung, wo er ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, daß gestern, während du hier warst, auch so ein Wisch kam.«
    »Stimmt, gestern kam einer«, sagte ich, »aber da war ich schon weg.«
    »Also, wo ist er?« erkundigte sich Archer.
    »Tut mir leid, ich habe keinen Schimmer.«
    »Da der Fall sich erledigt hat, würde ich gern das Beweismaterial in meine Obhut nehmen«, erklärte Archer. »Nur zur Vorsicht.«
    »Sicher«, sagte ich, »wir verstehen das. Ich werde Ihnen alles zuschicken, was wir haben, nur das Tonbandgerät und das Band behalten wir. Das haben wir uns geliehen und müssen es zurückgeben.«
    Er schien nicht recht zu wissen, was er tun sollte. Während er unschlüssig dastand, griff ich mir das Bandgerät, schlenderte auf die Tür zu, lächelte ihn an, winkte Bertha und sagte: »Tja, manchmal kommt es eben anders, als man denkt. Man kann schließlich nicht immer Erfolg haben. Okay, machen wir uns auf die Beine. Marilyn verläßt sich vermutlich darauf, daß wir die Wohnung ordnungsgemäß verschließen. Ich nehme an, sie hat den Wohnungsschlüssel eingesteckt, damit sie zurückkommen kann, sobald die Luft rein ist, und bevor sie endgültig aus der Stadt verschwindet.«
    »Ganz bestimmt«, sagte Archer. »Sie ist eine umsichtige Frau. Trotzdem wollen wir ihr noch ein paar Minuten Zeit lassen, Mr. Lam, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich befleißige mich meinen Angestellten gegenüber stets größter Fairneß. Und wenn ich etwas verspreche, halte ich es auch. Sie verlangte eine Frist von einer Viertelstunde, und die möchte ich auch einhalten.«
    »Sie haben ihr nichts versprochen«, wandte ich ein.
    »Nicht ausdrücklich, aber sie konnte es aus meinem Schweigen schließen.«
    Bertha warf ihm einen grimmigen Blick zu und setzte sich.
    Ein ungemütliches Schweigen entstand, bis Bertha nach einer Minute mit der Bemerkung herausplatzte: »Für meine Begriffe ist der ganze Fall fauler Zauber.«
    »Er ist sicher ungewöhnlich«, gab Archer zu. »Ich kann Ihnen Ihr Mißbehagen nachfühlen. Vermutlich haben Sie es sonst nur mit Routineaufträgen zu tun, so daß Ihnen ein Fall, der nicht ins Schema paßt, wie fauler Zauber vorkommt.«
    »Wie recht Sie haben«, sagte Bertha anzüglich. Sie machte jedoch weder den Versuch, das Thema weiter auszuspinnen, noch sich zur Tür durchzuschlagen. Sie saß nur schweigend da.
    Ich ging zu

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