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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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einem Sessel, angelte mir die Morgenzeitung und machte es mir bequem.
    Es entging mir jedoch nicht, daß Archer mich eine ganze Weile neugierig betrachtete. Schließlich sagte er: »Also, die fünfzehn Minuten sind längst vorbei. Ich schätze, es ist das beste, wir vergessen die ganze Affäre. Ich bedaure, daß alles so eine unerwartete Wendung nahm, und ich bedaure noch mehr, daß Sie keinen Erfolg haben konnten. Immerhin bin ich mir der großen Schwierigkeiten bewußt, unter denen Sie arbeiten mußten.«
    »Große Schwierigkeiten, stimmt haargenau«, knurrte Bertha, marschierte zur Tür und riß sie auf.
    Ich schüttelte Archer die Hand. »War mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. «
    Er musterte mich abschätzend. »Damit wir einander recht verstehen, Mr. Lam, möchte ich wiederholen, daß der Fall, soweit es Ihre Agentur betrifft, abgeschlossen ist. Ich möchte nicht, daß Miss Chelan irgendwelchen Unannehmlichkeiten ausgesetzt wird— beispielsweise durch die Polizei.«
    »Es fiele mir nicht im Traum ein, irgend etwas zu tun, das Miss Chelan schaden könnte«, sagte ich und betonte dabei das »Miss Chelan«. »Wollen wir zusammen Weggehen, damit wir, falls Miss Chelan jemals behaupten sollte, jemand hätte ihre Wohnung durchsucht, füreinander bürgen können? Es sei denn, Sie hätten zufällig einen Schlüssel.«
    »Warum sollte ich einen Schlüssel für Marilyns Apartment haben?« rief Archer verblüfft.
    »Keine Ahnung. Ich habe nur auf die Möglichkeit hingewiesen.«
    »Ihre Hinweise können Sie sich schenken«, fauchte er. »Sie sind nicht nach meinem Geschmack. Also, gehen wir, und damit ist unsere geschäftliche Beziehung beendet.«
    Wir traten auf den Korridor hinaus, und Archer schlug die Tür zu.
    Bertha machte hinter seinem Rücken demonstrativ kehrt und rüttelte am Türknopf, um sich zu vergewissern, ob die Tür auch wirklich fest geschlossen war.

5

    Elsie Brand, meine Sekretärin, empfing mich mit den Worten: »Na, Sie hab’ ich heut nicht mehr erwartet. Ich denke, Sie spielen Babysitter?«
    »Wir wurden rausgeworfen.«
    »Was für ein Typ war sie? Bertha sagt, sie wäre sehr hübsch.«
    »Fabelhafte Figur. Wundervolle Augen. Graziös. Langbeinig und schlank. Prächtige Kurven, Sie wissen, was ich meine...«
    »Hören Sie auf damit, Donald.«
    »Immerhin wurden wir für den ganzen Tag bezahlt, weil wir uns vorsichtshalber einen Vorschuß geben ließen.«
    »Ja, in Geldsachen ist Bertha auf Draht«, sagte sie.
    »Stimmt. Folglich steht mir ein ganzer Tag zur Verfügung, den ich den Interessen unseres Klienten widmen kann.«
    »Meinen Sie die Dame mit den prächtigen Kurven?«
    »Nein, ich meinen ihren Freund.«
    »Aber angeblich ist er doch nicht ihr Freund?«
    »Das sagt er. Ich bin nicht ganz so naiv.«
    »Den Tag möchte ich erleben, an dem Sie was unbesehen glauben, Donald.«
    »Ich fürchte, den werden Sie nie erleben. Wie kommen Sie mit unserer Sammlung noch nicht aufgeklärter Verbrechen voran?«
    »Ich versuche auf dem laufenden zu bleiben. Aber die Mappen mit den Zeitungsausschnitten quellen über, und das Anlegen der Kartei nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Bertha hat sich schon beschwert, aber ich hab’ gesagt, ich mach’s in meiner Freizeit.«
    »Sie haben doch auch am Wochenende daran gearbeitet, stimmt’s, Elsie?«
    Elsie wandte das Gesicht ab. »Ein bißchen schon«, gab sie zu.
    Die Idee stammte von Elsie; sie wollte mir damit behilflich sein. Sie hatte Zeitungsausschnitte über ungeklärte Verbrechen gesammelt und in Mappen geheftet. Wenn wir Informationen brauchten, suchte sie den betreffenden Fall heraus und legte mir die Ausschnitte vor. Das Archiv war nach allen nur möglichen Gesichtspunkten aufgebaut, aber Elsie hatte ihre liebe Last damit, das massenhaft anfallende Material zu ordnen. Dennoch lohnte sich die Mühe. Mehrmals hatte uns das Archiv schon unschätzbare Dienste geleistet.
    »Ein Adressenverzeichnis haben Sie vermutlich nicht angelegt, oder?« fragte ich.
    »Warum?«
    »Draußen in Hollywood gibt es eine Rhoda Avenue. Die Nummer, für die ich mich interessiere, liegt irgendwo im Siebenhunderter-Block, und zwar auf der Straßenseite mit den geraden Hausnummern.«
    Elsie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Adressen habe ich nicht besonders berücksichtigt.« Sie überlegte kurz. »Es würde bestimmt nicht viel Mühe machen, künftig auch die Adressen zu registrieren.«
    »Damit Sie überhaupt keine Freizeit mehr haben? Kommt nicht in Frage. Vergessen

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