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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Wie kamen Sie wieder nach Haus? Ließen Sie das Taxi warten oder...«
    »Nein, nein, ich sprach nicht mit ihr.«
    »Warum nicht?«
    »Die Front des Hauses war dunkel, als ich ankam, aber im hinteren Teil brannte Licht. Ich wollte gerade um das Haus herum-
    gehen, als ich merkte, daß der Lichtschein aus dem Schlafzimmer von Mrs. Latty kam und daß sie mit jemandem redete, sehr schnell und eindringlich redete, und da hielt ich’s für besser, ein Weilchen zu warten. Aber ich blieb noch einen Moment stehen, weil ich mich fragte, wer bei ihr sein könnte, und dann hörte ich die Stimme eines Mannes.«
    »Konnten Sie auch die Worte verstehen?«
    »Nein, es war nicht viel mehr als ein Murmeln, aber am tiefen Klang erkannte ich, daß es ein Mann war.«
    »Stritten sie miteinander?«
    »Ob’s ein Streit war, weiß ich nicht; aber sie redete wie ein Buch, und es kam mir so vor, als wollte sie irgend etwas erklären oder den Mann zu irgend etwas aufstacheln oder von irgend etwas abhalten und... Sehen Sie, Mrs. Latty mochte es nicht, wenn eine Menge Wagen vor ihrem Haus parkten. Sie sagte, sie hätte neugierige Nachbarn und müßte vorsichtig sein, um nicht ins Gerede zu kommen. Deshalb sagte ich dem Taxifahrer, er sollte einen Block weiter unten auf mich warten.
    Na, ich stand da herum und hoffte immer, der Mann würde endlich gehen, aber er ging nicht. An Mrs. Lattys Stimme merkte ich jetzt, daß sie aufgeregt und wütend war, und ich war gar nicht mehr so scharf drauf, mit ihr zu reden, jedenfalls nicht, solange sie in dieser Stimmung war. Ich bin eben ein Feigling. Und während ich wartete, faßte ich den Entschluß, nach Südamerika oder sonst wohin zu gehen, um von alledem loszukommen. Und ich beschloß auch, Mr. Archer das Reisegeld abzuluchsen.«
    »Und dann gingen Sie zum Taxi zurück und fuhren wieder nach Haus?«
    »Donald, das Taxi war weg. Vermutlich hatte der Fahrer das Warten satt bekommen. Ich mußte zehn Blocks weit zu einer Bushaltestelle laufen.«
    »Sie haben eine Spur hinterlassen, die wenigstens eine Meile breit ist«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Der Taxifahrer wird die Zeitung lesen, sich an die Adresse erinnern und zur Polizei gehen.«
    Sie sah mich mit bleichem, entsetztem Gesicht an. »Donald! So was würde der nie tun! Er war ein netter Kerl.«
    »Was, zum Teufel, haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?« fragte ich erbost. »Daß die Polizei dämlich ist? Seien Sie nicht albern. Was ich zu rekonstruieren versuche, ist das Zeitelement.«
    »Warum?«
    »Das braucht Sie vorläufig nicht zu kümmern. Ich muß unbedingt herauskriegen, und zwar auf die Minute genau, wann Sie hinausfuhren. Mal sehen, was sich tun läßt. Was die Polizei betrifft, so sind Sie noch heißer als eine glühende Herdplatte. Sie dürfen’s nicht riskieren, einen falschen Namen zu benutzen, weil das ein Fluchtbeweis wäre, und in diesem Staat ist Fluchtbeweis gleich Schuldbeweis.«
    »Schuldbeweis wofür?« fragte sie. »Ich habe nichts Unrechtes getan. Das war auch der Grund, warum Mrs. Latty nichts mehr von mir wissen wollte.«
    »Hier geht’s um Mord, Marilyn.«
    »Mord!« rief sie. »Sie glauben doch nicht, daß man mir den Mord anhängen wird?« Ich nickte.
    »Donald, das können sie nicht!«
    »O doch, sie können und sie werden. Und jetzt sagen Sie mir doch mal, wann die Sache mit den Telefonanrufen anfing. Und wann bekamen Sie den ersten Brief mit der Aufforderung, sich aus der Stadt zu verkrümeln?»
    »Den Tag werde ich nie vergessen. Es war der Fünfte. Ich bekam einen Eilbrief mit einer von diesen aus Zeitungsüberschriften zusammengeklebten Drohungen, und kurz danach wurde ich angerufen.«
    »Wann?«
    »Am Nachmittag. Ich war gerade von der Arbeit gekommen.«
    »Das war am Fünften?«
    »Ja.«
    »Und am Vierten abends waren Sie mit so einem Mann aus.«
    »Du liebe Güte, nein! Die letzte Verabredung bei Mrs. Latty war zehn oder vierzehn Tage vorher. Und es waren bestimmt nur zwei, Donald.«
    »Wie weit lagen sie auseinander?«
    »Warten Sie..., die erste war an einem Mittwoch und die zweite am drauffolgenden Freitag.«
    »Gab Mrs. Latty Ihnen Verhaltungsmaßregeln?«
    »O ja, sie gab mir ein Merkblatt mit genauen Anweisungen, und mir wurde eingebleut, daß ich bei Nichtbeachtung der Vorschriften Ärger bekommen würde und nie wieder für sie arbeiten dürfte.«
    »Sie haben die Anweisungen nicht übertreten?«
    »Bestimmt nicht. Ich hielt sie im eigenen Interesse genau ein.«
    »Okay«, sagte ich. »Die

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