Kleine Fische zählen nicht
beschützen, aber die Telefonanrufe gingen weiter, und die Eilbriefe trudelten nach wie vor ein. Sie wurden vor Angst fast hysterisch und mußten das Feld räumen. Das paßt mir nicht.«
»Sie haben mir noch immer nicht verraten, wie Sie mich bei Pauline aufgestöbert haben.«
»Ich bin Detektiv«, antwortete ich. »Ich hätte Sie überall gefunden.«
Marilyn wiegte den Kopf. »Ich versteh’s trotzdem nicht.«
»Kommen Sie, wir gehen in die Wohnung meiner Sekretärin, wo wir uns in Ruhe unterhalten können, ohne daß ich mich aufs Fahren konzentrieren muß.«
»Aber wird man mich dort nicht zu allererst suchen?«
»Im Gegenteil, dort vermutet Sie bestimmt keiner. Die Leute, die hinter Ihnen her sind, glauben, daß der Fall für uns erledigt ist. Sie können sich nicht vorstellen, daß Privatdetektive auch ihren Stolz haben und sich mit halben Sachen nicht zufriedengeben. Sie bilden sich ein, der Mißerfolg hätte uns abgeschreckt, aber da kennen die uns schlecht. Mag sein, daß man Ihnen bis zu Pauline nachspürt, aber danach verläuft Ihre Spur im Sande.«
»Warum sagen Sie mir nicht, wie Sie mich ausfindig gemacht haben.«
»Schön, ich werd’s Ihnen an einem Beispiel zeigen. Was hatten Sie vor, als Sie Paulines Apartment verließen? Sie hatten sich ein Taxi bestellt. Wissen Sie denn nicht, wie leicht es ist, ein Taxi aufzuspüren?«
»Doch, aber ich wollte zum Flughafen fahren, mich dort unter Menge mischen, in einem anderen Taxi zum Bahnhof fahren und... sobald ich sicher war, daß mir niemand folgte, wollte ich in ein drittes Taxi umsteigen und dann... «
»Und dann?« fragte ich.
»So weit hatte ich es mir noch nicht überlegt. Es wäre mir schon etwas eingefallen.«
»Wollten Sie die Stadt verlassen?«
»Ich habe Freunde in Salt Lake City, und ein paar von ihnen haben bei Behörden Einfluß. Sie würden mir vermutlich helfen.«
»Sie wollten also nach Salt Lake City zurückkehren?«
»Ja.«
»Mit dem Flugzeug?«
»Nein. Ich wollte einen Wagen mieten, nach Las Vegas fahren, den Wagen da abliefern und mit der nächsten Maschine weiterfliegen.«
»Aber Sie können doch keinen Wagen mieten, ohne Ihren Führerschein vorzuzeigen. Da hakt man bei Nachforschungen immer zuerst ein. Man klappert die Leihwagenfirmen ab, und alles Weitere ist ein Kinderspiel.«
»Daran hab’ ich nicht gedacht.«
»Es gibt noch eine Menge anderer Dinge, an die Sie nicht gedacht haben«, sagte ich. »Und jetzt halten Sie den Mund, damit ich mich konzentrieren kann. Ich möchte sichergehen, daß uns niemand folgt.«
Ich kurvte um mehrere Blocks und schlug verschiedene Haken, um sie zu überzeugen, daß ich irgendwelche Verfolger abzuhängen versuchte, dann fuhr ich zu einem Platz vor Elsie Brands Apartmenthaus, parkte und stellte den Motor ab.
»Wie lange soll ich hierbleiben?« fragte Marilyn.
»So lange, bis Sie mir die Wahrheit gesagt haben.«
»Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt.«
»O nein, das haben Sie nicht.«
»Donald, ich schwöre Ihnen, daß ich...«
»Beschwören Sie nicht zuviel. Sie haben mir nichts von Pauline Garsons Anruf heute morgen erzählt.«
Sie starrte mich an; das hatte ihr die Sprache verschlagen.
»Na los, erzählen Sie mir davon«, sagte ich. »Und vielleicht verraten Sie mir bei der Gelegenheit auch, wie viele Leute Ihre angeblich geheime Telefonnummer kennen.«
Sie setzte zum Reden an, überlegte es sich anders und sagte dann: »Niemand kennt sie. Wieso wissen Sie über den Anruf Bescheid, von Pauline? Ich habe das Band doch gelöscht. Donald — war mein Telefon etwa angezapft?«
»Bestimmt nicht. In einem Fall wie Ihrem kann man ein Telefon nicht anzapfen.«
»Woher wußten Sie’s dann?«
»Ganz einfach, ich zählte zwei und zwei zusammen und zog daraus meine Schlüsse. Sie sagten mir, Sie hätten Pauline gebeten, um neun Uhr vor Ihrem Apartmenthaus auf Sie zu warten. Da Bertha Cool da war, konnten Sie sie nicht anrufen. Folglich hat Pauline Sie angerufen. Das war das Gespräch, das Bertha hörte, bevor sie ins Bad ging, und das Sie später vom Band löschten.«
Sie sah mich stumm mit großen Augen an.
»Wohin gingen Sie gestern nacht, nachdem Sie Bertha die Schokolade mit dem Schlafmittel verabreicht hatten?« fragte ich.
»Donald, um alles in der Welt, wovon reden Sie?« Ihr Gesicht war angstverzerrt.
»Na, antworten Sie schon. Sie wollen nur Zeit gewinnen.«
»Woher wissen Sie, daß ich weg war?«
»Dazu braucht man kein Hellseher zu sein. Man kann’s Ihnen
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