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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Belästigungen zu schützen. Als es so aussah, als wären unsere Bemühungen nicht von dem gewünschten Erfolg gekrönt, wurde Marilyn ungeduldig und veranlaßte Jarvis Archer, der uns engagiert und bezahlt hatte, den Auftrag abzublasen und uns wegzuschicken. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß Marilyn vor etwas davonläuft, obwohl sie vermutlich nicht weiß, wovor.
    Anders ausgedrückt, sie hat nur eine verschwommene Vorstellung davon. Allerdings glaube ich, daß Marilyn über Mrs. Lattys Geschäftspraktiken besser informiert ist, als sie uns gegenüber zugibt.«
    »Nein, bestimmt nicht«, protestierte Marilyn. »Ich hab’ Ihnen alles erzählt, was ich weiß, Donald.«
    »Sie bekamen ein Merkblatt mit Anweisungen?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Eine Kopie haben Sie nicht zufällig bei sich, oder?«
    »Doch, wenn mich nicht alles täuscht, hab’ ich noch eine.«
    Marilyn öffnete ihre Handtasche und kramte darin herum. Schließlich fischte sie eine Brieftasche heraus, der sie zwei Bogen Papier entnahm. Auf dem einen befand sich ein teilweise ausgefülltes Kreuzworträtsel, auf dem anderen ein gedruckter Text. Sie faltete den zweiten Wisch auseinander und reichte ihn mir.
    Mrs. Lattys Instruktionen waren nichts als schöner Schein, wirkten jedoch sehr überzeugend. Für den Fall, daß die Polizei neugierig wurde und Ermittlungen anstellte, konnte Jeanette Latty jederzeit das Merkblatt vorweisen und sich mit Glanz und Gloria aus der Affäre ziehen.
    Der Text lautete:
    »Wir sind ein Rendezvous-Service auf kooperativer Basis. Sie gehören einer Gruppe junger Frauen an, die sich zusammengetan hat, um sich in netter Gesellschaft mit angenehmer Arbeit eine kleine Vergütung zu verdienen.
    Das Privatleben Ihres Begleiters ist tabu für Sie.
    Sie werden unter keinen Umständen Vertraulichkeiten gestatten, die mit dem Charakter einer Dame unvereinbar sind.
    Sie dürfen weder Trinkgelder noch sonstige freiwillige Zuwendungen annehmen.
    Der Gentleman, dem Sie einen Abend lang Gesellschaft leisten, hat eine Gebühr von fünfzig Dollar in die Gemeinschaftskasse gezahlt. Zwanzig Prozent der Summe dienen zur Deckung der Verwaltungs- und Geschäftsunkosten. Die restlichen vierzig Dollar bekommen Sie.
    Unter keinen Umständen dürfen Sie sich von Ihrem Begleiter nach Haus bringen lassen, ihm Ihre Telefonnummer oder sonstige private Auskünfte geben. Sie werden ihm sagen, daß Sie hier bei mir wohnen. Nach Beendigung des Abends kehren Sie in das Büro Rhoda Avenue 762 zurück. Sagen Sie dem Herrn, daß Ihre Mutter hier wohnt und daß Sie mit ihr Zusammenleben.
    Erst wenn Ihr Begleiter seiner Wege gegangen ist, steht es Ihnen frei, mit einem Taxi nach Haus zu fahren.
    Die Fahrkosten hin und zurück sind Teil der Spesen, die der Gentleman außer den fünfzig Dollar — dem Honorar für Ihre Gesellschaft — zu zahlen hat. Er weiß nicht, daß es sich um Taxigebühren handelt. Der Rendezvous-Service entlohnt den Taxifahrer.
    Die Kosten des Abends trägt natürlich Ihr Begleiter. Es ist Ihnen gestattet, das Trinkgeld für die Wärterin des Waschraums von ihm anzunehmen, und er darf Ihnen Blumen schenken.
    Sie müssen stets daran denken, daß die Verletzung der Verhaltungsmaßregeln allen große Unannehmlichkeiten bereiten kann.
    Sie sollen nicht später als halb zwei Uhr nachts zurück sein. Es ist Ihre Pflicht, dafür zu sorgen, daß Ihr Begleiter Sie spätestens bis zu diesem Zeitpunkt in der Rhoda Avenue absetzt.
    Der Aufenthalt in parkenden Automobilen, Liebkosungen, Zusammenkünfte unter vier Augen verstoßen gegen die Vorschriften. Voraussetzung jeder Verabredung ist, daß der Gentleman, der Sie ausführt, eine Begleiterin für einen Besuch in Nachtklubs, Theater, Tanzlokalen und dergleichen wünscht. Sie müssen sich dessen allezeit bewußt sein und jegliche Annäherungsversuche höflich, aber entschieden zurückweisen.«
    »Haben Sie sich an diese Vorschriften gehalten?« erkundigte ich mich.
    »Und ob«, sagte Marilyn.
    »Und Sie glauben, Ihre Begleiter waren enttäuscht?«
    Sie nickte. »Ich hatte den Eindruck, daß einer der Männer zu Jeanette Lattys Stammkunden gehörte. Er schien sich einzubilden, daß die Vorschriften nur dazu da wären, um übertreten zu werden.«
    »Welcher?« fragte ich. »Der erste oder der zweite?«
    »Also - eigentlich beide, aber der zweite ganz besonders.«
    »Was ist das hier?« Ich schwenkte das Kreuzworträtsel.
    »Ich habe eine Stunde Mittagspause, aber ich möchte weder meinen Lunch hastig

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