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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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deutlich vom Gesicht ablesen.«
    »Kann ich Ihnen vertrauen, Donald?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Kann ich mich darauf verlassen, daß Sie alles, was ich Ihnen erzähle, für sich behalten?«
    »Sie können sich darauf verlassen, daß ich Ihre Interessen bis zu dem Punkt vertrete, an dem es für mich zu brenzlig wird. Sie sind meine Klientin. Archer engagierte uns zu Ihrem Schutz und nicht zu seinem. Meine Loyalität gilt Ihnen, und ich rate Ihnen, mir zu vertrauen. Sie fahren damit am besten, glauben Sie mir.«
    »Haben Sie die Nachmittagszeitungen schon gelesen, Donald?«
    »Was hat das mit Ihnen zu tun?«
    »Es steht was drin über - über eine Frau, die ermordet wurde, von der man annimmt, daß sie sich als eine Art >Madame< betätigte, als - Kupplerin...«
    »Jeanette Latty?« fragte ich.
    »Ja. Dann sind Sie also im Bilde?«
    »So ziemlich. Worin bestanden Ihre Beziehungen zu ihr?«
    »Ich ging ein paarmal mit Männern aus.«
    »Die sie Ihnen vorstellte?«
    »Ja.«
    »Und? Wie verliefen die Verabredungen?«
    »Sie waren ganz in Ordnung, Donald. Ich bekam fünfzig Dollar und das Geld fürs Taxi, aber ich glaube... also, ich glaube, ich verhielt mich nicht so, wie man’s von mir erwartete, weil Mrs. Latty danach nie wieder Verwendung für mich hatte.«
    »Was wurde denn von Ihnen erwartet?«
    »Das können Sie sich doch denken!«
    »Und einer dieser Männer war Archer, stimmt’s?«
    »Aber nein. Archer hat keine Ahnung davon. Wenn er’s wüßte, würde er mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.«
    Ich dachte rasch nach. »Sie kamen von Salt Lake City?«
    »Ja.«
    »Sie hatten hier Freunde?«
    »Nur eine Freundin — Pauline Garson.«
    »Und auf welche Weise traten Sie mit Jeanette Latty in Verbindung?«
    »Durch ein Mädchen, das ich in Salt Lake City gekannt hatte, und das... Na, ich schrieb ihr, wie einsam ich wäre, und sie riet mir, Jeanette Latty aufzusuchen.«
    »Was Sie auch taten?«
    »Ja.«
    »Verlangte Jeanette Latty irgendwelche Referenzen von Ihnen?«
    »Oh, sie unterhielt sich mit mir, erkundigte sich, ob ich verheiratet wäre, einen Freund hätte und dergleichen mehr.«
    »Und dann verschaffte sie Ihnen Partner für einen Abend?«
    »Ja, zweimal.«
    »Beide Male mit demselben Mann?«
    »Nein. Der erste Mann... also, mit dem wäre ich bestimmt kein zweites Mal ausgegangen.«
    »Und der zweite?«
    »Der war besser, aber... Na, er lachte mich aus und nannte mich altmodisch.«
    »Gestern nacht hatten Sie also eine Auseinandersetzung mit Jeanette Latty«, sagte ich auf gut Glück. »Warum?«
    »Weil — oh, Donald!«
    »Geben Sie sich einen Ruck, dann haben Sie’s hinter sich.«
    »Es fiel mir plötzlich ein, daß Jeanette Latty die Telefonanrufe inszeniert haben könnte.«
    »Was brachte Sie auf den Gedanken?«
    »Die Art, wie die Drohbriefe adressiert waren, machte mich stutzig — ich meine den Gummistempel. Ich erinnerte mich plötzlich daran, daß ich am ersten Abend, als ich dort war, bei Mrs. Latty so einen Spielzeugdruckkasten gesehen hatte. Sie wissen schon, was ich meine. Man bekommt sie in den Spielzeuggeschäften; sie enthalten einen Rahmen, in dem Platz für drei bis vier Zeilen Satz ist, Gummibuchstaben, eine Pinzette und ein Stempelkissen. Mrs. Latty hatte damals irgendeinen Text zusammengesetzt, und gestern nachmittag fiel mir das mit einmal wieder ein. Zuerst wollte ich’s Ihnen erzählen, aber dann überlegte ich es mir anders. Ich befürchtete, wenn Sie zu Mrs. Latty gingen und mit ihr sprechen würden, könnte sie aus der Schule plaudern, und falls Mr. Archer erfuhr, daß ich mich auf solche Verabredungen eingelassen habe, dann war ich meinen Job los und alles andere auch.«
    »Was taten Sie also?« fragte ich.
    »Ich beschloß, selbst zu Mrs. Latty zu gehen.«
    »Und vorher die Schokolade für Bertha zu doktern?«
    »Der Ausdruck >doktern< gefällt mir nicht. Ich fand, daß Mrs. Cool müde aussah, und wollte sichergehen, daß sie gut schlief; ich hatte noch ein paar harmlose Schlaftabletten, und die tat ich in Mrs. Cools Schokolade.«
    »Dann warteten Sie, bis sie eingeschlafen war?«
    »Ja.«
    »Und holten Ihren Wagen raus?«
    »Nein, an meinen Wagen konnte ich nicht ran. Ich bestellte ein Taxi. Unten in der Halle ist eine Telefonzelle.«
    »Sie fuhren zu Mrs. Latty?«
    »Ja.«
    »Wie spät war es da?«
    »Herrje, ich hab’ keine Ahnung—schätzungsweise halb elf oder elf. Auf die Zeit hab’ ich nicht geachtet.«
    »Okay. Sie fuhren hin und sprachen mit Mrs. Latty.

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