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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hinunterschlingen und dann ins Büro zurückrasen noch eine Stunde lang Spazierengehen, bloß um die Zeit totzuschlagen. Ganz in der Nähe vom Büro ist eine Cafeteria. Dort suche ich mir einen Tisch für mich allein und nehme mir das Kreuzworträtsel aus der Morgenzeitung vor. Und während des Essens versuche ich es zu 'Ösen. Wenn ich um zehn vor eins gehe, bin ich manchmal fertig damit und manchmal nicht. Es ist die Freude am Herumknobeln, wissen Sie.«
    »Und warum haben Sie das hier aufgehoben?«
    »Weil ein paar Worte drin waren, die ich nicht herausbrachte, und weil ich die Auflösung am nächsten Tag in der Zeitung nachsehen wollte.«
    »Schön und welcher Tag war das?«
    Sie zog die Stirn kraus. »Das war... lassen Sie mich mal nachdenken... das war am Fünften.«
    »Warum haben Sie sich dann nicht am Sechsten die Lösung verschafft und den Wisch hier weggeworfen?«
    »Am Sechsten ging mit der Zeitung irgendwas schief. Ich weiß noch, daß ich erbost darüber war Ich nehme mir immer die Zeitung, die ins Büro kommt, und irgend jemand hatte den Teil mit dem Kreuzworträtsel und den Sportmeldungen schon herausgenommen.«
    »Aber das Kreuzworträtsel war Ihnen nicht so wichtig, daß Sie sich am Abend auf dem Nachhauseweg noch eine Zeitung kauften?«
    »Nein. An dem Abend ging ich ins Kino.«
    »War das der Abend, an dem Sie in die Cocktailbar gingen und danach zum Dinner?«
    »Nein, es war der vorhergehende Abend. In die Cocktailbar ging ich am Vierten. Ich blieb allerdings nicht sehr lange, weil ich wegen meines Begleiters, der angeblich später kommen würde, geschwindelt hatte. Der Oberkellner machte ohnehin schon ein ziemlich skeptisches Gesicht.«
    »Am Fünften fingen dann diese Telefonanrufe an, nicht wahr?»
    »Stimmt. Ich...«
    Es klingelte.
    Ich runzelte die Brauen. »Falls Sie nichts dagegen haben, Elsie, geht Marilyn so lange ins Bad, bis der Besucher abgefertigt ist. Es soll möglichst nicht bekanntwerden, daß sie hier ist.«
    »Möchten Sie, daß sie vorläufig bei mir bleibt, Donald?« fragte Elsie.
    »Das weiß ich noch nicht.« Ich nickte Marilyn zu und zeigte auf die Badezimmertür.
    Sie war kaum von der Bildfläche verschwunden, als es wieder klingelte. Dann klopfte es gebieterisch, und eine vertraute Stimme rief: »Macht endlich auf! Ich hab’s eilig!«
    Elsie warf mir einen erschrockenen Blick zu. Ich stand auf und ging an die Tür.
    Eine sehr erboste Bertha Cool segelte an mir vorbei ins Zimmer.
    »Ich hab’ dich den ganzen Nachmittag gesucht«, sagte sie und schnappte nach Luft. »Du könntest wenigstens ab und zu mal anrufen, damit man weiß, wo du steckst. Im Büro sieht man dich sowieso kaum noch, und wenn ich was Wichtiges mit dir besprechen will, muß ich in der Gegend herumgaloppieren, um dich zu erwischen. Schöne Zustände sind das!«
    »Setz dich doch, Bertha«, sagte ich.
    Bertha funkelte Elsie ergrimmt an und wandte sich dann wieder mir zu. »Es ist inzwischen so weit gekommen, daß ich mich an Elsie halten muß, wenn ich dich ausfindig machen will. Ich hatte so eine Ahnung, daß du bei ihr sein könntest, deshalb fuhr ich hier vorbei, und richtig, da stand Elsies Wagen am Randstein und deiner direkt davor — wie ein verliebtes Pärchen.« Bertha verfiel in Schweigen und brütete vor sich hin.
    »Wo brennt’s denn?« fragte ich.
    »Es dreht sich um das verdammte kleine Miststück, das mich reingelegt hat.«
    »Marilyn Chelan? Was ist mit ihr?«
    »Warte einen Moment und ich sag’ dir, was mit ihr ist!«
    Bertha stelzte zum Telefon hinüber nahm den Hörer ab und wählte. »Sergeant? Hier ist Bertha Cool. Setzen Sie sich über Sprechfunk mit Ihrem Kollegen Sellers in Verbindung und sagen
    Sie ihm, ich hätte Donald Lam in Elsie Brands Wohnung aufgestöbert. Ich bin im Moment auch dort.« Sie fügte die Adresse hinzu und legte auf.
    Dann kam sie zu uns zurück und wuchtete sich in einen Sessel. »Niemand wird unsere Agentur als spanische Wand benutzen, wenigstens nicht, solange ich noch was zu sagen habe.«
    »Was meinst du mit >spanische Wand<, Bertha?«
    »Du weißt verdammt genau, was ich damit meine. Der ganze Auftrag war Schwindel.«
    »Wieso?«
    »Na, die Telefonanrufe und das Schnaufen und der sonstige Quatsch. Das war alles vorher abgesprochen und hatte den Zweck, dem kleinen Flittchen ein Alibi für die Nacht zu verschaffen. Falls man sie jemals danach fragen sollte, wo sie in der Nacht gewesen ist, wird sie sagen: >Ich war zu Haus und im Bett<, und wenn man sie

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