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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kämpft!«
    Tiffany spürte, wie sich Rattenbeutel regte. Er mochte dick und faul sein, aber er war blitzschnell, wenn es darum ging, auf kleine Geschöpfe zu springen. Sie durfte nicht zulassen, dass der Kater … was immer sie auch waren
    erwischte.
    Sie hüstelte laut.
    »Na bitte!«, drang eine Stimme aus dem Puppenhaus.
    »Du hast sie geweckt! Lasst uns abdampfen!«
    Es wurde wieder still, und nach einer Weile gelangte
    Tiffany zu dem Schluss, dass es eine ganz normale Stille war, nicht die Stille von Leuten, die ganz still zu sein versuchten. Rattenbeutel schlief wieder ein und zuckte gelegentlich, als er in seinen dicken Katzenträumen
    irgendetwas fing und ihm den Bauch zerfetzte.
    Tiffany wartete eine Zeit lang, stand dann auf, schlich zur Schlafzimmertür und wich dabei den beiden
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    quietschenden Dielenbrettern aus. Im Dunkeln ging sie
    nach unten, nahm im Mondschein einen Stuhl, zog das
    Märchenbuch aus Omas Regal, öffnete die Hintertür und
    trat hinaus in die warme Sommernacht.
    Dunstschwaden hatten sich gebildet, aber am Himmel
    zeigten sich einige Sterne und ein konvexer Mond. Tiffany wusste, dass er konvex war, weil sie im Almanach gelesen hatte, was ›konvex‹ bedeutete: So bezeichnete man den
    Mond zwischen Halb- und Vollmond. Deshalb achtete sie
    bei solchen Gelegenheiten auf den Himmel, nur um sagen zu können: ›Äh, wie ich sehe, ist der Mond heute Nacht sehr konvex …‹
    Vielleicht verrät dies mehr über Tiffany, als ihr lieb ist.
    Unter dem Mond ragte das Kreideland wie eine dunkle
    Mauer auf, die den halben Himmel füllte. Für einen Mo-
    ment hielt Tiffany nach Oma Wehs Laterne Ausschau …

    Oma verlor nie ein Lamm. Das war eine von Tiffanys frühesten Erinnerungen: An einem kalten Abend zu Beginn des Frühlings hielt ihre Mutter sie am Fenster, und sie sah Myriaden Sterne über den Bergen, und in der Dunkelheit des Kreidelands den einen gelben Stern in Oma Wehs Sternbild – im Zickzack glitt er durch die Nacht. Oma Weh ging nicht zu Bett, wenn ein Lamm fehlte, ganz gleich, wie schlecht das Wetter war …

    Es gab nur einen Ort, an dem jemand aus einer großen
    Familie für längere Zeit allein sein konnte: den Abort. Er hatte drei Gruben, und dorthin zogen sich Familien-66
    mitglieder zurück, wenn sie für eine Weile ihre Privat-sphäre brauchten.
    Eine Kerze stand bereit, und der Almanach des
    vergangenen Jahrs hing an einer Schnur. Die Herausgeber kannten ihre Leser und druckten den Almanach auf
    weiches, dünnes Papier.
    Tiffany zündete die Kerze an, machte es sich bequem
    und blätterte im Märchenbuch. Der Mond konvexte durch
    die sichelförmige Öffnung in der Tür.
    Sie hatte das Märchenbuch nie richtig gelesen. Es schien ihr sagen zu wollen, was sie tun und denken sollte. Komm nicht vom Weg ab, öffne nicht diese Tür, aber hasse die böse Hexe, weil sie böse ist. Und glaub daran, dass die Schuhgröße ein geeigneter Maßstab ist, eine Ehefrau zu wählen.
    Tiffany hielt viele der Geschichten für sehr verdächtig.
    Eine endete damit, dass die beiden guten Kinder die böse Hexe in ihren eigenen Backofen schoben. Tiffany hatte
    darüber nachgedacht, nach der ganzen Sache mit Frau
    Schnappich. Solche Geschichten bewirkten, dass die Leute nicht mehr richtig nachdachten, fand sie. Sie hatte die Geschichte gelesen und gedacht: Wie bitte? Niemand hat einen Backofen, groß genug für eine ganze Person, und
    was dachten sich die Kinder überhaupt dabei, einfach so die Häuser anderer Leute zu essen? Und dann der dumme
    Junge, der nicht einmal wusste, dass eine Kuh viel mehr wert ist als fünf Bohnen: Wer gab ihm das Recht, einen Riesen zu töten und sein Gold zu stehlen? Ganz zu
    schweigen davon, dass er sich des ökologischen
    Vandalismus schuldig gemacht hatte. Und ein Mädchen,
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    das einen Wolf nicht von seiner Großmutter unterscheiden kann, muss entweder total dumm sein oder aus einer
    extrem hässlichen Familie stammen. Die Geschichten
    waren nicht wahr. Aber Frau Schnappich hatte wegen Geschichten sterben müssen.
    Tiffany blätterte und suchte nach den richtigen Bildern.
    Die Geschichten machten sie zornig, aber die Bilder …
    die Bilder waren das Schönste, das sie je gesehen hatte.
    Sie blätterte erneut, und da war es.
    Die meisten Bilder magischer Geschöpfe waren nicht
    sehr eindrucksvoll. Die betreffenden Wesen sahen aus wie kleine Mädchen einer Ballettgruppe, die in einem Dornengestrüpp getanzt hatten. Aber dieses Bild … war anders, mit sonderbaren

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